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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter
Autoren: Bernd Frenz
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»Und richte Hermok aus, er soll mir den Rest meiner Bestellung bringen.«
    Ihre Miene spiegelte weder Enttäuschung noch Erleichterung wider. Sie wandte sich einfach von ihm ab und eilte in Richtung Küche davon. Unterwegs wich sie den anmarschierenden Hirten im großen Bogen aus: Das verriet nur allzu deutlich, wer ihr die demütigende Verletzung beigebracht hatte.
    Rorns Finger krampften sich so fest um den Schwertgriff, dass seine Knöchel weiß anliefen, während die drei Ziegenbärte vor ihm Aufstellung nahmen.
    Die Kerle gehörten leider zu der Sorte von Unruhestiftern, bei der eine Tracht Prügel wenig nutzte. Alle drei trugen Spuren alter Blessuren im Gesicht, jedem von ihnen war die Nase mehr als nur einmal gebrochen worden. Sie waren es von Kindheit an gewohnt zu raufen, fliegende Fäuste galten ihnen mehr als kluge Worte.
    »Alles Feiglinge hier!«, verkündete der dürre Anführer, nervös auf seinen Absätzen vor- und zurückwippend. »Ein bisschen nächtliches Hufgeklapper hier, ein ums Haus pfeifender Wind da – und schon glauben alle, Geister, Hexen und entfesselte Magie gäben sich ein Stelldichein. Nur wir drei sind bereit, für unsere Heimat zu kämpfen, deshalb schließen wir uns dir an.«
    Wortwahl und Tonfall des Großmauls stellten klar, dass er keine Frage oder gar Bitte vortrug, sondern eine von ihm beschlossene Tatsache verkündete.
    Unter anderen Umständen hätte Rorn laut aufgelacht oder sogar mitleidig zu erklären versucht, warum er ausschließlich alleine ins Gefecht zog. Aber ihm stand noch deutlich vor Augen, was Alme erleiden musste. Die sinnlosen Prügel, die sie der Schankmaid verabreicht hatten, durften nicht ungesühnt bleiben.
    »Eine hervorragende Idee!«, antwortete er rau. »Männer wie euch kann ich bei dem bevorstehenden Kampf gut an meiner Seite gebrauchen.«
    Die Bohnenstange mit dem geflochtenen Bart überraschte es, auf so geringen Widerstand zu stoßen. Seine beiden Gefährten, die sich hinter ihm versteckten, begriffen dagegen, dass Rorns Worte durchaus als Drohung aufzufassen waren. Einer der beiden, kräftig wie ein Holzfäller, aber mit dem Gesicht eines schüchternen Kleinkinds gestraft, blickte verlegen zu Boden.
    »Übertreib es nicht, Bao«, flüsterte der andere Ziegenbart dem Wortführer zu.
    Berauscht vom schnellen Erfolg sah Bao allerdings keinen Grund, sich vorschnell zufriedenzugeben. Triumphierend drehte er sich zu den übrigen Gästen um, denen vor lauter Gafferei das Bier in den Humpen schal wurde.
    Seht ihr? , schien Baos Blick zu verkünden. Ich wusste doch, dass dieser Bannkrieger maßlos überschätzt wird.
    »Natürlich verlangen wir dafür etwas von der ausgesetzten Belohnung!«, forderte er so laut, dass es jeder im Kreuzkrug hören musste.
    Rorns Mundwinkel zuckten erstmals in die Höhe.
    »Aber selbstverständlich!«, antwortete er ebenso lautstark. »Jeder, der an meiner Seite streitet, soll seinen ihm gebührenden Anteil erhalten.«
    Eine Vielzahl widerstreitender Gefühle plagte Baos Gesicht. Neben Triumph und Überraschung über seinen leichten Sieg zeigte sich auch ein gewisses Bedauern darüber, dass Rorn sich zu keinem Kampf provozieren ließ.
    Dabei hätte Bao froh sein können, mit einem zerschlagenen Gesicht davonzukommen. Was ihm stattdessen blühte war weitaus schlimmer.
    Seiner gefurchten Stirn nach zu urteilen überlegte der Hirte fieberhaft, welche Forderungen sich noch stellen ließen, um die Auseinandersetzung, auf die alle Gäste warteten, doch noch zu erzwingen. Aber ehe ihm etwas Geeignetes zur Provokation einfiel, gesellte sich die Südländerin zu ihnen.
    »Ich will ebenfalls an eurer Seite streiten«, erklärte sie mit angenehmer, aber fester Stimme.
    Ihre forschen Worte sorgten für allgemeine Verblüffung, aber nur einem fuhren sie derart in die Glieder, dass er umgehend reagierte.
    Baos Gesicht zuckte, als hätte er eine Ohrfeige erhalten.
    » Was willst du?« Er spie die Frage regelrecht aus. »Mit uns in den Kampf ziehen? So, wie du aussiehst, solltest du besser das Stroh für den heimkehrenden Sieger wärmen!«
    Niemand lachte, obwohl schlüpfrige Witze in Schenken wie dieser zum guten Ton gehörten. Die Schläge für Alme waren allen noch in guter Erinnerung, doch das fiel Bao nicht auf. In Erwartung einer vorwitzigen Antwort hob er bereits die Hand, um mit der Fremden auf die einzige Art und Weise umzuspringen, die er kannte. Doch statt etwas zu erwidern, warf die junge Frau ihren Umhang zurück. Zwei nackte,
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