Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
unterhalten. Shreveport ist nicht sehr weit von Bon Temps entfernt, und was bei den Werwölfen geschieht, ist ziemlich wichtig, wenn man irgendeine Art Gestaltwandler ist.
    Ein echter Gestaltwandler wie Sam kann sich in jedes Tier verwandeln, auch wenn jeder Gestaltwandler natürlich ein Lieblingstier hat. Und um es noch komplizierter zu machen: Alle, die ihre Menschengestalt in eine Tiergestalt verwandeln können, nennen sich Gestaltwandler, obwohl nur die wenigsten so vielseitig sind wie Sam. Gestaltwandler, die sich bloß in ein einziges Tier verwandeln können, werden Wergeschöpfe genannt: Wertiger (wie Quinn), Werbären, Werwölfe. Die Werwölfe halten sich allerdings für was Besseres und fühlen sich in Zähigkeit und Kultur allen anderen Gestaltwandlern überlegen.
    Werwölfe sind zahlenmäßig die größte Untergruppe der Gestaltwandler, doch verglichen mit der Gesamtzahl der Vampire sind es noch immer verschwindend wenige. Das hat verschiedene Gründe. Die Geburtenzahl der Werwölfe ist niedrig, die Sterblichkeitsrate der Neugeborenen liegt viel höher als unter den Menschen, und nur das erstgeborene Kind eines vollblütigen Werwolfpaares wird selbst zu einem vollblütigen Werwolf. Und zwar in der Pubertät - als wäre die Pubertät an sich nicht schon schlimm genug.
    Gestaltwandler sind äußerst verschwiegen. Eine Angewohnheit, die sie nur schwer ablegen können, selbst einem verständnisvollen und etwas seltsamen Menschen wie mir gegenüber. Die Gestaltwandler haben sich der Öffentlichkeit noch nicht zu erkennen gegeben, und erst nach und nach lerne ich ihre Welt so langsam kennen.
    Selbst Sam hat viele Geheimnisse, von denen ich nichts weiß, und ihn zähle ich zu meinen Freunden. Sam verwandelt sich in einen Collie. In dieser Gestalt kommt er mich oft besuchen. (Manchmal schläft er auf meinem Bettvorleger.)
    Quinn hatte ich bislang nur in seiner menschlichen Gestalt gesehen.
    Ich hatte Quinn nicht erwähnt, als ich Sam von dem Kampf zwischen Jackson Herveaux und Patrick Furnan um die Position des Leitwolfs im Shreveport-Rudel erzählte. Jetzt blickte mich Sam verärgert an, weil ich ihm das vorenthalten hatte. Aber es war keine Absicht gewesen. Ich sah wieder zu Quinn hinüber. Er hatte die Nase ein wenig gehoben und schnupperte in die Luft, er folgte einem Geruch. Wem war er auf der Spur?
    In Arlenes Bereich, der näher bei der Tür lag, waren einige Tische frei, und als Quinn schließlich trotzdem zielsicher auf einen Tisch in meinem Bereich zusteuerte, wusste ich die Antwort: Er war mir auf der Spur.
    Okay, zugegeben, so ganz geheuer war mir das nicht.
    Ich warf Sam einen Blick von der Seite zu, um zu sehen, wie er reagierte. Seit fünf Jahren schon vertraute ich ihm, und er hatte mich noch nie enttäuscht.
    Sam nickte mir zu. Auch wenn er nicht gerade glücklich wirkte. »Frag ihn, was er will«, sagte er mit so leiser Stimme, dass es eher wie ein Knurren klang.
    Ich wurde nervöser und nervöser, je näher ich dem neuen Gast kam. Ich spürte, wie meine Wangen sich röteten. Warum war ich so aufgeregt?
    »Hallo, Quinn.« Es wäre albern gewesen, so zu tun, als würde ich ihn nicht wiedererkennen. »Was kann ich dir bringen? Wir schließen zwar leider bald, aber für ein Bier oder einen Drink reicht die Zeit noch.«
    Er schloss die Augen und atmete tief ein, als wollte er mich inhalieren. »Ich würde dich in einem pechschwarzen Raum erkennen«, sagte er und lächelte mich an. Es war ein offenes, herzliches Lächeln.
    Ich sah weg und unterdrückte das unwillkürliche Lächeln, das mir auf die Lippen trat. Ich benahm mich irgendwie ... schüchtern. (Unsinn, ich benehme mich nie schüchtern. Vielleicht wäre verschämt der bessere Ausdruck, aber den kann ich einfach nicht leiden.)
    »Tja, danke«, begann ich vorsichtig. »Das war doch ein Kompliment, oder?«
    »So war es gemeint. Wer ist der Hund da hinter dem Tresen, der mir diesen Raus-hier-Blick zuwirft?«
    Er benutzte das Wort Hund als ganz sachliche Bezeichnung, nicht als abfällige Beschimpfung.
    »Das ist mein Boss, Sam Merlotte.«
    »Er interessiert sich für dich.«
    »Das will ich hoffen. Ich arbeite immerhin schon seit fast fünf Jahren für ihn.«
    »Hmmm. Wie wär's mit einem Bier?«
    »Gern. Was für eins?«
    »Budweiser.«
    »Kommt sofort«, sagte ich und ging. Ich wusste, dass er mich den ganzen Weg bis zum Tresen beobachtete, denn ich konnte seinen Blick spüren. Und ich wusste aus seinen Gedanken, auch wenn sie schwer zu lesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher