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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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sollen wir finden!«, brüllte er. Er war noch nicht sehr lange Vampir, selbst in einem solchen Augenblick waren die Anzeichen nicht zu übersehen. Er hatte die Annehmlichkeiten des modernen Leben kennen gelernt - seine supergeraden Zähne ließen auf eine Zahnspange schließen, seine kräftige Gestalt und seine Körpergröße auf gesunde Ernährung.
    »Guck mal!«, rief ich und zog mein Oberteil zur Seite. Gott sei Dank sah er hin, und ich trat ihm derart hart in die Eier, dass ich schon dachte, sie kämen ihm oben wieder heraus. Das lässt jeden Mann zu Boden gehen, ganz egal, welche Art Wesen er ist. Dieser Vampir machte da keine Ausnahme. Blitzschnell rannte ich um ihn herum und hinüber zur östlichen Wand des Saales, zu der mit der Tür.
    Als ich vielleicht noch einen halben Meter vor mir hatte, packte mich jemand am Fuß. In einer riesigen Blutlache rutschte ich aus und fiel hin. Es war Vampirblut, das erkannte ich sofort an der Farbe.
    »Miststück«, fauchte Jade Flower. »Hure.« Ich hatte sie vorher, glaube ich, noch nie sprechen hören. Langsam zog sie mich an sich heran, ihre ausgefahrenen Fangzähne kamen immer näher. Sie stand nicht auf, um mich zu töten, weil ihr ein Bein fehlte. Ich hätte mich beinahe übergeben, war dann aber doch zu beschäftigt mit meiner Flucht. Mit den Händen krallte ich mich an den glatten Parkettboden, und ich versuchte, mit den Knien Halt zu finden, um der Vampirin zu entfliehen. Ob Jade Flower an dieser schrecklichen Verletzung sterben würde? Keine Ahnung. Vampire konnten so vieles überleben, das einen Menschen sofort umbrachte - was natürlich einen Großteil ihres Reizes ausmachte ... Reiß dich zusammen, Sookie! , sagte ich mir selbst heftig.
    So langsam kam der Schock wohl bei mir an.
    Ich streckte die Hand aus, und es gelang mir tatsächlich, den Türrahmen zu erwischen. Ich zog und zog, konnte mich aber nicht aus Jade Flowers Griff befreien, deren Finger sich immer tiefer in meinen Knöchel gruben. Bald würde sie den Knochen brechen, und dann würde ich nicht mehr laufen können.
    Mit meinem freien Fuß trat ich ihr ins Gesicht, wieder und wieder. Ihre Nase begann zu bluten, ihre Lippen sprangen auf, aber sie ließ mich nicht los. Ich glaube, sie hat es nicht mal gespürt.
    Da sprang Bill ihr auf den Rücken, mit solcher Wucht, dass es ihr schier das Rückgrat zu brechen schien, und ihr Griff um meinen Knöchel lockerte sich. Ich krabbelte weg, während Bill ein Tranchiermesser zog, wie es auch die Königin in der Hand gehabt hatte. Er senkte die Schneide in Jade Flowers Hals, wieder und wieder, bis schließlich ihr Kopf abfiel.
    Bill sagte kein Wort, sah mich nur mit seinem langen, dunklen Blick an. Dann stand er auf und war auch schon wieder weg. Ich musste verdammt noch mal endlich hier raus.
    In den Privaträumen der Königin war es dunkel. Gar nicht gut. Wer wusste schon, was jenseits des hellen Lichtkegels, der aus dem Ballsaal hereinfiel, lauern mochte?
    Irgendwo da hinten musste allerdings eine Tür nach draußen führen. Die Königin ließ sich ja gewiss nicht hier einschließen, sie musste einen eigenen Ausgang haben. Und wenn ich mich in diesem Gebäude richtig orientiert hatte, dann brauchte ich nur geradeaus zu gehen, um die richtige Wand zu erreichen.
    Ich beschloss, einfach geradewegs draufloszumarschieren. Kein weiteres Entlangdrücken an Wänden mehr. Zum Teufel damit.
    Und zu meiner Überraschung klappte es ganz gut, bis zu einem gewissen Punkt. Ich durchquerte einen Raum - ein Wohnzimmer, glaube ich - und landete im nächsten, wohl dem Schlafzimmer der Königin. Das leise Rascheln einer Bewegung ließ meine Angst sofort wieder aufflammen, und ich tastete mich auf der Suche nach einem Lichtschalter die Wand entlang. Als ich ihn gedrückt hatte, fand ich mich in einem Zimmer mit Peter Threadgill wieder. Er stand Andre gegenüber. Zwischen ihnen befand sich ein Bett, auf dem die schwer verletzte Königin lag. Andre hatte sein Schwert nicht bei sich, doch auch Threadgill hatte keines. Andre hielt eine Pistole in der Hand, und als ich das Licht anschaltete, schoss er dem König direkt ins Gesicht. Zweimal.
    Hinter Peter Threadgills Körper war eine Tür. Es musste die sein, die nach draußen führte. Mit dem Rücken an der Wand schob ich mich langsam in diese Richtung. Niemand beachtete mich.
    »Andre, wenn du ihn tötest«, sagte die Königin ruhig, »muss ich eine hohe Strafe zahlen.« Eine Hand hielt sie an die Seite gepresst, ihr schönes
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