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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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und rief ihm einen Abschiedsgruß zu.
    Quinn fuhr in einem dunkelgrünen Pick-up hinter mir her. Im Schein der Parkplatzlaterne hatte der Wagen brandneu ausgesehen mit den sauberen Reifen und den glänzenden Radkappen, der großen Fahrerkabine und dem eingebauten Schlafplatz. Quinns Pick-up war der schickste Wagen, den ich seit langem gesehen hatte. Mein Bruder Jason wäre ganz scharf darauf gewesen, obwohl er einen mit pink und lila Flammen an den Seiten besitzt.
    Ich fuhr auf der Hummingbird Road Richtung Süden und bog nach links in meine Auffahrt ab. Es ging ein Stück durch den Wald, dann kam ich zu der Lichtung, auf der das alte Haus unserer Familie steht. Ich hatte die Außenbeleuchtung eingeschaltet, ehe ich zur Arbeit fuhr, und auf dem Leitungsmast befand sich auch noch ein automatisch anspringendes Sicherheitslicht, so dass das Grundstück gut ausgeleuchtet war. Ich fuhr ums Haus herum nach hinten, wo ich immer parkte, und Quinn parkte neben mir.
    Er stieg aus und blickte sich um. Im Schein des Sicherheitslichts zeigte sich ihm ein absolut ordentlicher Hof mit Garten. Die Auffahrt war in tadellosem Zustand, und vor kurzem erst hatte ich den Geräteschuppen frisch gestrichen. Es gab einen Propangastank, der durch keine Gartengestaltung zu verbergen war, doch meine Großmutter hatte viele schöne Blumen und Büsche angepflanzt zusätzlich zu den Beeten, die meine Familie in den letzten hundertfünfzig Jahren hier angelegt hatte. Ich wohnte auf diesem Grund und Boden, in diesem Haus, seit ich sieben war, und ich liebte es.
    Mein Haus ist nichts Besonderes. Anfangs war es ein ganz normales Bauernhaus, das über die Jahrzehnte immer wieder umgebaut und vergrößert wurde. Ich versuche, es zu pflegen sowie Hof und Garten gut in Schuss zu halten. Große Reparaturen kann ich natürlich nicht selbst machen, aber da hilft Jason mir manchmal. Er war nicht gerade glücklich, als Großmutter mir das Haus hinterließ, doch er war mit einundzwanzig in das Haus unserer Eltern umgezogen. Die Hälfte, die davon mir zusteht, habe ich mir nie von ihm auszahlen lassen. Ich fand Großmutters Testament fair. Es dauerte aber eine Weile, bis auch Jason zugeben konnte, dass sie genau das Richtige getan hatte.
    Mein Bruder und ich waren uns in den letzten Monaten wieder nähergekommen.
    Ich schloss die Hintertür auf, die in die Küche führte. Quinn sah sich neugierig um, während ich meine Jacke über einen der Stühle hängte, die unter den Tisch mitten im Raum geschoben waren, an dem ich alle meine Mahlzeiten einnahm.
    »Sie ist noch nicht fertig«, sagte Quinn.
    Die Küchenschränke standen auf dem Boden und mussten noch montiert werden. Wenn dann erst mal die Wände gestrichen und die Arbeitsplatten installiert waren, würde ich endlich zur Ruhe kommen.
    »Meine alte Küche ist vor ein paar Wochen abgebrannt«, sagte ich. »Den Leuten von der Baufirma war ein Auftrag abgesagt worden, und sie haben das hier in Rekordzeit hochgezogen. Doch dann kamen die Küchenschränke nicht pünktlich, und sie haben den nächsten Auftrag angenommen. Als die Küchenschränke endlich eintrafen, waren die Arbeiter dort noch nicht ganz fertig, aber irgendwann demnächst tauchen sie hier hoffentlich noch mal auf.« Inzwischen konnte ich wenigstens wieder in meinem eigenen Haus wohnen. Sam war äußerst großzügig gewesen und hatte mich in einem seiner Häuser, die er vermietet, wohnen lassen - wie ich das genossen hatte, die ebenen Böden, das neue Badezimmer, die Nachbarn! Aber es geht doch nichts über das eigene Zuhause.
    Der neue Herd war bereits angeschlossen, kochen konnte ich also, und über die Küchenschränke auf dem Boden hatte ich Sperrholzplatten gelegt, so dass ich eine Arbeitsfläche hatte. Der neue Kühlschrank glänzte und summte leise vor sich hin, ganz anders als Großmutters dreißig Jahre altes Exemplar. Wie unglaublich neu alles war, fiel mir jedes Mal wieder auf, wenn ich über die - jetzt breitere und eingefasste - hintere Veranda ging und die neue, viel schwerere Tür mit dem Guckloch und dem Riegel aufschloss.
    »Hier beginnt das alte Haus«, sagte ich und ging von der Küche in die Diele. Im restlichen Haus hatten nur ein paar Holzbohlen in den Fußböden ausgewechselt werden müssen, und alles war frisch gestrichen. Nicht nur waren Wände und Decken voller Rußflecken gewesen, ich hatte auch den Brandgeruch loswerden müssen. Einige Gardinen hatte ich ausgewechselt, ein paar Teppiche weggeworfen und ansonsten
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