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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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waren, dass er mich mit Bewunderung betrachtete.
    »Was will er?« Sam wirkte beinahe... borstig. Wäre er in seiner Hundegestalt gewesen, hätte er ganz sicher die Nackenhaare aufgestellt.
    »Ein Budweiser«, sagte ich.
    Sam blickte mich finster an. »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch.«
    Ich zuckte die Achseln. Ich hatte keine Ahnung, was Quinn wollte.
    Sam knallte das volle Glas direkt neben meine Hand auf den Tresen, so dass ich zusammenzuckte. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, damit er merkte, wie verärgert ich war, und brachte dann das Bier zu Quinn.
    Quinn zahlte gleich und gab mir ein gutes Trinkgeld, kein lächerlich hohes, bei dem ich mir gekauft vorgekommen wäre. Ich steckte es in die Tasche und machte die Runde an den anderen Tischen.
    »Besuchst du jemanden hier in der Gegend?«, fragte ich Quinn, als ich einen Tisch abgeräumt hatte und auf dem Rückweg an ihm vorbeikam. Die meisten Gäste wollten zahlen und verließen nach und nach das Merlotte's. Etwas weiter außerhalb gab es eine Kneipe, die bis spät in die Nacht offen hatte. Sam tat immer so, als wüsste er nichts davon, doch die meisten Stammgäste gingen sowieso nach Hause und legten sich ins Bett. Wenn es so was gab wie eine auf Familie ausgerichtete Bar, dann das Merlottes's.
    »Ja«, erwiderte Quinn. »Dich.«
    Darauf fiel mir erst mal keine Antwort ein.
    Ich lief weiter und lud am Tresen die Gläser von meinem Tablett, so zerstreut, dass ich beinahe eins fallen ließ. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so verwirrt gewesen war.
    »Geschäftlich oder privat?«, fragte ich, als ich das nächste Mal an ihm vorbeikam.
    »Beides«, sagte Quinn.
    Die Freude ließ ein wenig nach wegen des geschäftlichen Teils, aber es schärfte meine Aufmerksamkeit... und das war sehr gut. Man muss geistig immer absolut präsent sein, wenn man mit Supras zu tun hat. Übernatürliche Wesen haben Ziele und Wünsche, die normale Menschen gar nicht erfassen können. Und das kann ich nun wirklich beurteilen, denn ich bin schon mein ganzes Leben lang unfreiwillig Zeugin der »normalen« Ziele und Wünsche von Menschen.
    Quinn war schließlich der letzte Gast in der Bar - sonst waren nur noch die anderen Kellnerinnen und Sam da -, stand vom Stuhl auf und sah mich erwartungsvoll an. Ich ging zu ihm hinüber und lächelte munter, wie ich es immer tue, wenn ich unter Anspannung stehe. Und ich staunte ziemlich, als ich merkte, dass er beinahe genauso angespannt war wie ich. Das konnte ich seinen Gedanken entnehmen.
    »Lass uns zu dir nach Hause fahren, wenn es dir recht ist.« Er sah mich ernst an. »Sollte dich das nervös machen, können wir natürlich auch woanders hinfahren. Aber ich möchte noch heute Abend mit dir sprechen, es sei denn, du bist zu erschöpft.«
    Das war höflich genug, fand ich. Arlene und Danielle waren sichtlich bemüht, nicht herüberzustarren - na ja, sie bemühten sich, nur dann herüberzustarren, wenn Quinn es nicht merkte -, und Sam hatte sich umgedreht, fummelte an irgendwas hinter der Bar herum und ignorierte den anderen Gestaltwandler einfach. Er benahm sich richtiggehend daneben.
    Schnell überdachte ich Quinns Vorschlag. Wenn er zu mir nach Hause kam, wäre ich ihm ausgeliefert. Mein Haus liegt ziemlich entlegen. Mein einziger Nachbar ist mein Exfreund Bill, und der wohnt auf der gegenüberliegenden Seite des alten Friedhofs. Andererseits, wäre Quinn jemand gewesen, den ich regelmäßig sehe, hätte ich keine Bedenken gehabt, mich von ihm nach Hause bringen zu lassen. Und dem, was ich von seinen Gedanken mitbekam, entnahm ich, dass er mir nichts Böses wollte.
    »In Ordnung«, sagte ich schließlich. Er entspannte sich und schenkte mir noch einmal sein offenes, herzliches Lächeln.
    Ich räumte sein leeres Glas ab und bemerkte, dass drei Augenpaare mich missbilligend musterten. Sam war verärgert, und Danielle und Arlene konnten nicht verstehen, wieso irgendjemand mich ihnen vorziehen sollte; obwohl Quinn sogar diese beiden Kellnerinnen stutzig machte.
    Quinn strahlte eine Andersartigkeit aus, die selbst dem fantasielosesten Menschen auffallen musste.
    »Bin gleich fertig«, sagte ich.
    »Lass dir Zeit.«
    Ich füllte die kleinen rechteckigen Porzellanbehälter auf den Tischen mit Zuckertütchen und Süßstoff auf, sorgte dafür, dass die Serviettenhalter voll waren, und überprüfte die Salz- und Pfefferstreuer. Es dauerte nicht lange, dann war ich fertig. Ich holte meine Tasche aus Sams Büro
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