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Ball der Traeume

Ball der Traeume

Titel: Ball der Traeume
Autoren: Trish Morey
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dies eine große Chance. Seit über drei Monaten arbeitete sie in dieser Firma, kannte Sam, ihren Vorgesetzten, und wusste, dass er oft nichts dabei fand, die Verdienste seiner Mitarbeiter als die eigenen auszugeben.
    Die Kampagne zu planen hatte ihr Spaß gemacht, und sie war mit dem Ergebnis zufrieden. Was konnte also hilfreicher für sie sein, als dem Mann, der ihr berufliches Schicksal in der Hand hatte, ihre Vorschläge zu unterbreiten? Unter normalen Umständen wäre sie über eine solch einmalige Gelegenheit entzückt gewesen.
    Unter normalen Umständen –
    Aber dies sind nun einmal keine normalen Umstände.
    Heute gab es Wichtigeres für sie. Immer wieder gingen ihr zwei Sätze durch den Kopf. Sie wiederholte sie wie ein Mantra.
    "Es tut uns sehr Leid, aber aus rechtlichen Gründen können wir Ihnen nicht helfen. Wenn Sie verheiratet wären –"
    Wenn ich verheiratet wäre! Das sollte wohl ein Witz sein. Bryce hatte all ihre Hoffnungen in dieser Hinsicht zunichte gemacht, als er sie vor zwei Monaten verlassen hatte. Eine Woche vor ihrer Hochzeit! Wenn sie verheiratet gewesen wäre, hätte sie die Klinik für künstliche Befruchtung gar nicht erst aufsuchen müssen. Dann wäre sie nämlich wahrscheinlich bereits schwanger.
    Aber sie war nicht verheiratet, und es sah auch nicht so aus, als würde es in nächster Zeit dazu kommen.
    Es gab keinen Mann in ihrem Leben. Und keine Aussicht darauf. Im Moment hätte sie nur durch die Bars ziehen und einen Samenspender suchen können. Keine schöne Perspektive. War es das wert? Musste sie sich in solche Niederungen begeben, nur um das Versprechen einzulösen, das sie ihrer todkranken Mutter gegeben hatte? Eve bezweifelte es.
    Erneut musste sie an das schmerzverzerrte Gesicht ihrer Mutter denken. Die Krankheit war ihr inzwischen deutlich anzusehen, sie bestand nur noch aus Haut und Knochen. Eve hätte alles getan, um den Schmerz ihrer Mutter zu lindern und ihr wieder Hoffnung zu geben. Aber wenn es bedeutete, dass sie sich irgendeinen Mann suchen musste, nur um von ihm schwanger zu werden – Nein, diese Vorstellung war nun wirklich nicht sehr verlockend. Sie mochte verzweifelt sein, aber sie war nicht leichtsinnig oder unbesonnen. Vielleicht hieß das ja in letzter Konsequenz, dass sie ihrer Mutter ihren Herzenswunsch nicht erfüllen konnte.
    Vielleicht konnte sie ihr das Enkelkind nicht schenken, nach dem sie sich so sehnte.
    Mit einem Klingeln leuchtete der Knopf auf, der das fünfundvierzigste Stockwerk anzeigte, der Lift blieb stehen, und die Tür glitt auf. Eve betrat das mit dickem Teppichboden ausgelegte Foyer der Chefetage und lenkte ihre Gedanken weg von ihrer Mutter und hin auf das bevorstehende Treffen. Hoffentlich dauerte es nicht zu lange. Sie war sich ihrer Sache sicher, denn sie kannte ihren Text inzwischen auswendig. Kein Wunder, schließlich hatte sie die Kampagne ja selbst entworfen.
    Wenn diese Besprechung hinter ihr lag, würde sie in ihr Büro zurückkehren und in Ruhe über alles nachdenken. Die Ärzte hatten ihrer Mutter noch zwölf Monate gegeben. Also hatte sie drei Monate Zeit, um eine Lösung zu finden, die es ihr ermöglichte, ihr Versprechen wahr zu machen. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Es musste noch einen Weg geben.
    Es muss ihn geben!
     
    "Sam! Du hast dich verspätet. Nun komm schon rein!"
    Die tiefe männliche Stimme klang ungeduldig und gereizt. Eve atmete tief durch.
    "Sam!"
    Das musste sie sein – die Stimme des hoch geschätzten und gefürchteten Firmenchefs Damien DeLuca. Sie hatte bisher erst einmal mit ihm zu tun gehabt, und das auch nur am Telefon. Das hatte ihr schon gereicht. Sam hatte ihr sofort den Hörer aus der Hand gerissen, als er gemerkt hatte, wer am anderen Ende der Leitung war. Eve musste daran denken, wie der Konzernchef von allen insgeheim genannt wurde: Numero Uno – die Nummer eins. Und genau so hatte er sich auch angehört.
    Nervös zupfte sie am Saum ihrer schlichten grauen Kostümjacke. Es ließ sich nicht leugnen, sie war hochgradig nervös. Damien DeLuca galt als Egomane. Das war das Letzte, was sie heute brauchte, einen brüllenden Egomanen. Sie straffte sich und betrat entschlossen das große Büro.
    Natürlich wusste sie, wie Damien aussah, denn überall im Gebäude hingen Fotos von ihm. Trotzdem traf sein Anblick sie unerwartet. Er war ein athletisch gebauter Mann, den eine Aura von Macht und Präsenz umgab. Die dunklen, durchdringend blickenden Augen, das dichte schwarze Haar und die
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