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Balkan Blues

Balkan Blues

Titel: Balkan Blues
Autoren: Petros Markaris
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Kriminaldirektor Gikas, meinem Vorgesetzten, und blickt einmal auf uns und dann wieder aus dem Fenster auf den Verkehr des Alexandras-Boulevards. Gikas paßt es überhaupt nicht, daß er ihn im Nacken hat, doch er kann nichts dagegen tun. In einem der beiden Sessel vor Gikas’ Schreibtisch sitzt Gerichtsmediziner Stavropoulos, der das Opfer der AL - QAIDA obduziert hat, im anderen sitze ich.
    Der amerikanische Agent heißt Soundso Parker. Den Vornamen habe ich nicht behalten. Er ist Mitte dreißig, groß und hat kurzes glänzendes Haar. Er trägt einen hellen Leinenanzug über einem dunkelblauen Hemd mit Krawatte. Er würde besser in eine Filiale der National Bank passen als in Gikas’ Büro.
    Parker wendet sich hinter Gikas’ Rücken um und fixiert Stavropoulos.
    »So, tell me again«, meint er zu ihm.
    »Wie ich schon gesagt habe«, entgegnet Stavropoulos auf englisch. »Dieser Mann ist eines natürlichen Todes gestorben.«
    »I don’t believe it. There must be some mistake.«
    Stavropoulos’ Irritation wächst mit jedem neuen verbalen Angriff.
    »Hier liegt kein Irrtum vor. Der Mann ist an einem Herzinfarkt gestorben.«
    Das ganze Gespräch findet auf englisch statt. Mein Englisch kommt auf Krücken daher, das von Gikas und Stavropoulos geht am Stock, und das von Parker fährt Skateboard. Wie soll man da mit ihm mithalten!
    Übrigens hat der Amerikaner nicht ganz unrecht. Es ist ja wirklich kaum zu glauben, daß jemand eines natürlichen Todes gestorben sein soll, den man nackt aus der Erde gezogen hat, mit zur Moutsa erhobenen Rechten und mit der Parole » AL - QAIDA « auf dem Bauch? Derselbe Zweifel nagt auch an Gikas.
    »Sind Sie sicher, daß wir alle anderen Möglichkeiten ausschließen können, Herr Stavropoulos?« fragt er auf griechisch.
    »Vollkommen, Herr Kriminaldirektor.«
    »Erklären Sie ihm das mal ausführlich auf englisch, vielleicht läßt er sich überzeugen.«
    »Wir haben keinerlei Spuren von Strophantin oder Strychnin im Organismus gefunden. Wir haben den Brustkorb mit Wasser gefüllt, aber keine Bläschenbildung nachweisen können. Das heißt, es ist ausgeschlossen, daß man ihm eine Luftinjektion verabreicht hat, um eine Embolie zu bewirken.«
    »Das ist alles gar nicht notwendig«, mischt sich Parker ein. »Vielleicht hat man ihn mit einem Nadelstich ins Herz getötet. Ich hatte einmal einen Fall in Richmond, wo eine Frau ihren Mann auf diese Weise umgebracht hat.«
    »Dann hätten wir ein Hämatom gefunden«, entgegnet Stavropoulos schlagfertig. »Wir haben danach gesucht, aber ohne Erfolg.«
    »Die DNA -Analyse weist ihn jedenfalls als Araber aus«, beharrt Parker.
    »Auch Araber erleiden Herzinfarkte«, kontert Stavropoulos.
    »Jedenfalls … Ein Terroranschlag, dessen Opfer eines natürlichen Todes gestorben ist, kommt hier meines Wissens zum ersten Mal vor!« bemerke ich in meinem holprigen Englisch.
    Parker läßt mich eiskalt links liegen, als hätte ich den größten Unsinn auf Gottes Erdboden verzapft, und wendet sich wieder Gikas zu: »Ich möchte, daß auch einer unserer Gerichtsmediziner die Leiche untersucht.«
    Gikas gerät in größte Verlegenheit. Er wirft Stavropoulos einen Blick zu. Der zuckt nur mit den Schultern.
    »Soll er ruhig. Er wird nichts anderes finden.«
    Gikas ist noch nicht ganz überzeugt.
    »Ich werde den Minister informieren müssen, Fred.« Somit habe ich auch den Vornamen des Amerikaners erfahren.
    » Listen, Nick , wir wollen doch einfach nur vermeiden, daß der Präsident aufgrund der Sicherheitslage von Reisen nach Athen abrät. Können Sie sich vorstellen, was sonst passieren würde? Die ersten, die wegbleiben würden, wären unsere Sportler. Keiner von uns will die Olympiade torpedieren. Auch der Präsident nicht, glauben Sie mir.«
    Gikas schluckt das »Nick« genau so hinunter wie die Erpressung und ruft den Minister an. Er erklärt ihm kurz, was der Amerikaner will, und wartet auf Anweisungen. Schließlich sagt er: »Vielen Dank, ich habe verstanden« und hängt ein. Dann wendet er sich mir zu.
    »Er hat gesagt, ich soll tun, was er von uns will, um negative Schlagzeilen über mangelnde Sicherheit bei den Olympischen Spielen in der ausländischen Presse zu vermeiden.« Anschließend meint er zu Parker gewendet und mit saurer Miene: »Okay, ich habe die Genehmigung.«
    Parker lächelt Stavropoulos breit an.
    »Gerichtsmediziner Dr. Garner wird in einer Stunde bei Ihnen sein.« Er sieht unsere Verblüffung und lächelt weiter. »Wir waren
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