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Bahnen ziehen (German Edition)

Bahnen ziehen (German Edition)

Titel: Bahnen ziehen (German Edition)
Autoren: Leanne Shapton
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Zehnteln und Hundertsteln von Sekunden – besser als ihre Namen.
    So sieht ein Schwimmbad aus, wenn ein großer Wettkampf stattfindet:
    An jedem Ende von jeder der acht Bahnen eines 50-Meter-Beckens steht ein Startblock. (In manchen olympischen Becken gibt es zehn Bahnen, aber die Wettkämpfe finden immer nur auf den inneren acht Bahnen statt.) Alle Wettkämpfe über fünfzig Meter beginnen am gleichen Ende. Die Startblöcke sind hinten mit einem schrägen Trittbrett ausgestattet, auf dem der Schwimmer einen Fuß aufstellen kann, um sich beim Start noch besser abzustoßen.
    Jeder Block hat einen eigenen Lautsprecher, der das Startsignal überträgt. Dazu sind die Startblöcke mit einem Licht für Hörgeschädigte ausgestattet, das blinkt, wenn das Signal ertönt. (Da Licht schneller ist als Schall, gibt es Schwimmer, die lieber auf das Lichtsignal reagieren.)
    Mit dem Block sind zwei Stoppuhren verkabelt, die mit dem Startsignal synchronisiert sind und als Backup dienen, falls der Schwimmer am Ziel einen schwachen Anschlag hat (nicht genug Kraft auf die drucksensitive Anschlagmatte ausübt, um registriert zu werden) oder falls die Anschlagmatte versagt. Diese Stoppuhren starten elektronisch und werden von zwei oder drei Zeitnehmern, die hinter dem Block stehen, angehalten. Derdritte Zeitnehmer stoppt die Zeit manuell mit einer weiteren Stoppuhr.
    Die Zeitnehmer, ganz in Weiß gekleidet, arbeiten ehrenamtlich. Es sind Eltern von Schwimmern, Eltern ehemaliger Schwimmer oder selbst ehemalige Schwimmer. Während der Wettkämpfe ist der Bereich um und hinter dem Block ein Ort persönlicher Konzentration – ein unsichtbarer Schrein, in dem Hochspannung herrscht. Auch wenn die Zeitnehmer und Zielrichter den Platz mit ihnen teilen, ignorieren die Schwimmer ihre Anwesenheit oder behandeln sie mit minimaler Höflichkeit.
    Am Ende jeder Bahn sind die breiten gelben Anschlagmatten an der Beckenwand angebracht, die von einem senkrechten schwarzen Streifen in zwei Hälften geteilt werden. Mit ihrer Hilfe wird der Zielanschlag der Schwimmer am akkuratesten aufgezeichnet. Die Bahnen werden von Trennleinen unterteilt: schwimmende Plastikscheiben an straff gespannten Seilen. Die Schwimmkörper der drei mittleren Trennleinen, die Bahn vier und fünf unterteilen, sind gelb. Sie heben hervor, wo die schnellsten Teilnehmer schwimmen – eine Praxis, die sich etabliert hat, um bei Fernsehübertragungen den Zuschauern bei der Orientierung zu helfen. Die ersten fünf Meter an jedem Ende der Trennleine sind einfarbig, nach fünfzehn Metern sind sie rot markiert. Spätestens hier müssen die Schwimmer nach Start und Wende auftauchen, um nicht disqualifiziert zu werden. An gleicher Stelle ist quer über das Becken ein dünnes Seil, die Fehlstartleine, gespannt, um die Regel leichter überwachen zu können. Fünf Meter vor jedem Ende hängen die Rückenlage-Fahnen. Diese fröhlichen Plastikwimpel (die mich an dievon Gebrauchtwagenhändlern erinnern) zeigen den Rückenschwimmern, wann sie zu Wende und Anschlag ansetzen müssen. Üblicherweise gibt es neben dem Wettkampfbecken ein Ausschwimmbecken, häufig das Sprungbecken, wo die Schwimmer nach dem Wettkampf entspannte Bahnen ziehen, um einer Übersäuerung der Muskeln vorzubeugen.
    Der Wettkampf: Nachdem die kanadische Nationalhymne gespielt wurde und die Kampfrichter von einem Dudelsackspieler in die Halle geführt wurden, beginnt der B -Lauf oder »Trost-Lauf« des Finals über 100 Meter Brust der Frauen. Hier treten die Frauen an, die in den Vorläufen die Plätze neun bis sechzehn erreicht haben. Während sie wieder aus dem Wasser klettern, werden die nächsten acht Frauen aufgerufen. Dies ist das A -Final mit den acht schnellsten Schwimmerinnen. Zu lauter Popmusik treten die Frauen an ihre Blöcke, heute zu »Raise Your Glass« von Pink. Alle tragen Badekappen und Schwimmbrillen, manche eine zweite Badekappe über dem Gummi ihrer Brille. Auf beide Seiten der Kappe ist das Logo ihres Teams gedruckt, gelegentlich auch der Nachname der Schwimmerin. Sie tragen weite Trainingsanzüge in verschiedenen Variationen, Anoraks oder Mannschaftsuniformen; Handtücher über die Schulter geworfen, Kapuzen auf dem Kopf, Ohrstöpsel in den Ohren. Die Füße stecken in Turnschuhen, Badelatschen, Flipflops oder UGG -Boots, manche sind barfuß. Die Frauen hüpfen hinter den Blöcken auf der Stelle, strecken die Zehen. Sie dehnen die Beine an den Blöcken, rücken zwanghaft Badekappen und Brillen zurecht,
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