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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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liebte, auszuteilen.
    »Richtig, Klugscheißer. Ich weiß alles, aber nicht alles besser. Immer schön Musikantenstadl schauen und Bild-Zeitung lesen.«
    Stuhrs bissiger Kommentar rief Gejohle im Vereinsheim hervor. Er drehte sich um und bestellte ein Bier für den Einrufer, dabei zwinkerte er ihm zu. Dann besann er sich wieder auf den Sport am Bildschirm.
    Irgendwann knallte Torge, der Vereinswirt, genervt eine edle Flasche Whisky auf den Tresen, drehte den Verschluss auf und goss sich ein Wasserglas halb voll. Ihm schienen die Ergebnisse nicht zu schmecken, aber ein erster Spieltag konnte wie jedes Jahr nicht alle Gäste zufriedenstellen. Vielleicht hatte er auch nur Stress zu Hause.
    Dann folgte die Tagesschau, und es wurde still im Vereinsheim, obwohl nichts Unerwartetes berichtet wurde. Eine Bank musste wieder einmal vom Staat gerettet werden, ein deutscher Autobauer sehnte sich nach kapitalkräftigen Investoren, und die Milchbauern forderten wie jedes Jahr höhere, künstlich hochgehaltene Preise. Im Westen nichts Neues also. Dann folgte endlich die Wettervorhersage. Das Tief über der Nordsee, das mit den einhergehenden stürmischen Regenschauern nach wie vor die Scheiben des Vereinsheims malträtierte, sollte sich in der Nacht endgültig über der Nordsee austoben, und am Montagmorgen sollte der aufkommende Ostwind die Luft aufklaren. Für Dienstagmorgen war zwar noch ein wenig Dunst angesagt, aber spätestens ab dem Mittag sollte sich wieder eine stabile sommerliche Wetterlage einstellen.
    Das war genau das, was Stuhr hören wollte. Er trank sein Bier aus und rief Torge, um zu zahlen. Er wollte morgen früh fit sein, denn er freute sich auf St. Peter-Ording. Er stand auf und grüßte zum Abschied kurz in die Runde, aber die war schon eifrig mit der Spieltaganalyse beschäftigt, was Stuhr nicht unrecht war. Unbemerkt schlich er sich aus der Tür. Der Sturm hatte zum Glück ein wenig nachgelassen, er würde sicher nach Hause kommen. Ein wenig schwankend umkreiste er das Gebäude, bis ihm zum ersten Mal die Leuchtschrift über der Eingangstür des Vereinslokals auffiel. Das Vereinslokal hieß ›Aufschlag‹.
    Das war es. Mit einem Aufschlag beginnt beim Tennis ein neuer Spielabschnitt. Morgen würde endlich sein Urlaub beginnen. Freudig beschwingt legte er den kurzen Weg zu seiner Haustür zurück.

     

3 Strandgut

    Gegen 6 Uhr wachte Hein Timm am Montagmorgen vom Klingeln des Mobiltelefons auf, das ihm Achim Pahl, der Pächter der Arche, für Notfälle überlassen hatte. Erschrocken nahm er das Gespräch an.
    Es war Achim, der sich angespannt nach dem Zustand seiner Gaststätte erkundigte. »Moin, Hein. Sind die Ohren noch dran? Alles im Lot bei dir?«
    Hein überlegte kurz. Das mit den Geräuschen würde er für sich behalten, er wollte schließlich nicht als Angsthase gelten. »Alles im Lot, Achim. Keine Schäden hier drinnen, soweit zu sehen. Draußen war ich allerdings noch nicht, da werde ich erst einmal klar Schiff machen müssen.«
    Achims Stimme entspannte sich. »Na, dann ist ja gut. Kannst du anschließend schon mal die Stühle und Tische auf der Terrasse aufbauen? Blauer Himmel ist ja schon. Gegen 8 Uhr bin ich da, dann gibt es einen ordentlichen Kaffee.« Damit verabschiedete er sich und legte auf.
    Hein Timm reckte sich und blickte zum Fenster. Der Tag schien tatsächlich schön zu werden. Zunehmendes Blau am Himmel trieb die Wolkenberge nach Osten fort, und nordwestlich war der rotweiße Leuchtturm Westerheversand wieder gut auszumachen. Klare Sicht also. Vorsichtig öffnete er die Terrassentür. Der Sturm hatte die Planken erstaunlich sauber geleckt. Schnell entfernte er etwas Seetang aus einer Ecke und begann anschließend, kleine Holztische und Klappstühle aus dem Gastraum zu holen, um sie nach einem ausgeklügelten System auf der Veranda zu verteilen. Die Tische bekamen später alle Aufsteller mit Tiernamen, damit die Kellner wussten, wohin sie die Sachen bringen sollten. Als Letztes stellte er den Tisch ›Elch‹ auf und betrachtete zufrieden sein Werk. Gegen neun würde die Belegschaft hergekarrt werden, und dazwischen konnte er in Ruhe mit Achim noch einen Kaffee trinken. Das war eine gute Gelegenheit, mit ihm über das Saisonende im Herbst und das nächste Jahr zu sprechen. Es war überhaupt vorteilhaft, ihn ein wenig näher kennenzulernen, denn am Dorfleben nahm Achim keinen Anteil. Wenn man ihn fragte, wo er denn nun genau wohne, antwortete er immer nur verschmitzt: ›Überall und
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