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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood
Autoren: Tom Wolfe
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Kaskaden auf ihre Schultern fiel … eine feine goldene Halskette … mit einem Tropfenanhänger, der Eds Blick direkt auf das Dekolleté und zwei junge Brüste lenkte, die danach lechzten, das sie halbherzig im Zaum haltende kleine ärmellose weiße Seidenkleid zu sprengen, das auf halber Höhe ihrer Oberschenkel endete und nicht mal versuchte, die perfekt geformten, perfekt gebräunten, ewig langen lüsternen Beine zu verhüllen, die himmlisch auf weißen Krokodillederpumps mit endlos hohen High Heels dahinschwebten und Venus aufstöhnen und seufzen ließen. Sie trug eine kleine Clutch aus Straußenleder. Ed hätte nicht sagen können, wie man all das Zeug an ihrem Körper nannte, aber aus den Magazinen wusste er, dass das alles genau jetzt en vogue und sehr teuer war.
    »— ODER HAST DU AUCH NUR EINE AHNUNG, WAS FÜR EINE MIESE KLEINE DIEBIN DU BIST ?«
    »Komm schon, Mac«, sagte Ed mit gedämpfter Stimme. »Lass gut sein, das ist die ganze Sache doch nicht wert.« Womit er meinte, »Jemand könnte mich erkennen.« Was Mac anging, war er nicht mal anwesend. Da waren nur sie selbst und die unverschämte Schlampe, die ihr ein Unrecht angetan hatte.
    Die wunderschöne unverschämte Schlampe wich unter Macs Attacken keinen Zentimeter zurück oder zeigte sich auch nur im Mindesten eingeschüchtert. Sie stand mit vorgereckten Hüften da, die Knöchel einer Hand ruhten auf der höheren Hüfte, der abgewinkelte Ellbogen stand weit ausladend seitlich ab. Auf ihren Lippen lag die Andeutung eines Lächelns, und ihre ganze herablassende Haltung drückte so viel aus wie, »Komm, Mädchen, ich hab’s eilig, du hältst mich auf. Sei doch bitte so freundlich und mach jetzt Schluss mit deinem kleinen Tsunami im Wasserglas — aber ein bisschen flott.«
    »— SAG MIR NUR EINEN GRUND —«
    Vollkommen unbeeindruckt von Macs Tirade machte die wunderschöne unverschämte Schlampe zwei Schritte auf den Green Elf zu, beugte sich vor, schaute Mac in die Augen und sagte, ohne die Stimme zu erheben: »Warum spucken Sie denn so beim Sprechen?«
    » WAS HAST DU GESAGT ?«
    Die unverschämte Schlampe machte noch einen Schritt nach vorn und stand jetzt etwa einen Meter vor der Tür auf Eds Seite. Die Augen immer noch auf Mac geheftet, sagte sie jetzt mit lauterer Stimme: » ¡Mírala! Granny, du spuckst ja beim Reden, como una perra sata rabiosa con la boca llena des espuma 1 , du besabberst ja tu pendejocito all í 2 . ¡Tremenda pareja que hacen, pendeja! « 3 Sie war jetzt so wütend wie Mac, und das merkte man allmählich.
    Mac konnte kein Wort Spanisch, aber auch der englische Teil war in höchstem Maße beleidigend.
    » WIE KANNST DU ES WAGEN , SO MIT MIR ZU REDEN? WAS GLAUBST DU, WER DU BIST, DU MIESES KLEINES FERKEL ?«
    Die unverschämte Schlampe blaffte zurück. » ¡NO ME JODAS MAS CON TUS GRITICOS! ¡VETE A LA MIERDA, PUTA! « 4
    Unter dem Geschrei der beiden Frauen, den wie Kugeln an seinem bleichen Gesicht vorbeischwirrenden Beleidigungen sitzt Ed wie versteinert da. Die wütende Latina schaut an ihm vorbei, als sei er Luft, ein Nichts. Das demütigt ihn. Natürlich sollte er sich aufraffen und als ganzer Mann dieser Konfrontation ein Ende bereiten. Er sollte sagen: »Schluss jetzt! Haltet den Mund! Alle beide!« Aber er traut sich nicht. Er traut sich nicht, Mac darauf hinzuweisen, dass sie in jeder Hinsicht im Unrecht ist. All das weiß er nur zu gut. Aber dafür würde sie ihn für den Rest des Abends in kleine Streifen schneiden. Und zwar vor den Augen ihrer Freunde, die da drinnen auf sie warteten, und wie üblich würde er nicht wissen, was er sagen sollte. Er würde es einfach ertragen wie ein Mann, sozusagen. Und er traut sich auch nicht, die Latina zurechtzuweisen. Wie würde das aussehen? Der Chefredakteur des Miami Herald beschimpft und beleidigt eine elegante kubanische señora! Das ist die eine Hälfte seiner Spanischkenntnisse, »señora«. Die andere Hälfte ist, »Sí, cómo no?« Außerdem sind Latinos aufbrausend, vor allem kubanische, wenn sie denn Kubanerin ist. Aber welche Latina in Miami außer einer Kubanerin konnte so offensichtlich reich sein? Wahrscheinlich trifft sie sich im Restaurant mit ihrem hitzköpfigen Ehemann oder Freund, der Sorte, die Satisfaktion fordern und ihn so noch weiter demütigen würde. Seine Gedanken überschlagen sich. Die Kugeln zischen weiter hin und her. Sein Mund und Hals sind trocken wie Kreide. Warum können sie nicht einfach aufhören?
    Aufhören? Ha! Mac schreit: »
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