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Back to Blood

Back to Blood

Titel: Back to Blood
Autoren: Tom Wolfe
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Spezies. Hotchkiss, Yale … groß, eins neunzig, auf eine schlaksige Art schlank … hellbraunes, dichtes Haar, hier und da ein grauer Schimmer … sah aus wie Donegal Tweed, sein Haar … und dann natürlich der Name, sein Familienname, Topping. Ihm war klar, dass der Name Edward T. Topping IV bis an die Schwelle zur Satire White Anglo-Saxon Protestant in Reinkultur war. Nicht mal der Welt größte Snobs, die Briten, legten noch Wert auf all die III s, IV s, V s und das gelegentliche VI , denen man in den Vereinigten Staaten begegnete. Deshalb nannten auch alle ihren Sohn Eddie »Fiver«. Sein voller Name war Edward T. Topping V. Fünf war immer noch ziemlich selten. Jeder Amerikaner mit einer III oder Höherem hinter dem Namen war White Anglo-Saxon Protestant oder hatte Eltern, die den verzweifelten Wunsch hegten, dass er einer wäre.
    Aber warum in Gottes Namen wurde ein White Anglo-Saxon Protestant, eine der letzten verlorenen Seelen eines absterbenden Geschlechts, ein Mann mit dem Namen Edward T. Topping IV Chefredakteur des Miami Heral d ? Er hatte nicht den geringsten Schimmer gehabt, als er den Job angetreten hatte. Als das Loop Syndicate den Herald von der McClatchy Company übernahm und ihn plötzlich vom Redakteur der Meinungsseite der Chicago Sun-Times zum Chefredakteur des Herald beförderte, bewegte ihn nur eine einzige Frage. Wie würde das im Alumni-Magazin von Yale einschlagen? Das war das Einzige, was in seiner linken Gehirnhälfte haften blieb. Klar, sie — die Rechercheabteilung des Loop Syndicate — versuchten ihn einzuweisen. Versuchten. Aber irgendwie konnte er sich all die Dinge, die sie ihm über die Lage in Miami erzählten, nicht merken … wehten durch das Broca- und Wernicke-Zentrum seines Gehirns hindurch … verflüchtigten sich wie Morgennebel. War Miami die einzige Stadt der Welt, in der mehr als die Hälfte aller Einwohner erst kürzlich — das heißt während der letzten fünfzig Jahre — eingewandert war? … Hmmmm … Wer hätte das gedacht? Übte ein Teil dieser Einwanderer, die Kubaner, die politische Kontrolle über die Stadt aus — kubanischer Bürgermeister, kubanische Ressortleiter, kubanische Polizisten, kubanische Polizisten und noch mehr kubanische Polizisten, 60 Prozent aller Polizisten Kubaner plus 10 Prozent andere Latinos, 18 Prozent amerikanische Schwarze und nur 12 Prozent Anglos? Und setzte sich die allgemeine Bevölkerung nicht ungefähr genauso zusammen? …. Hmmm … interessant, sicher … wer immer die auch sind, die »Anglos« … Und waren die Kubaner und andere Latinos so in der Überzahl, dass der Herald eine vollkommen eigenständige spanische Ausgabe, den El Nuevo Herald , aufbauen musste, mit eigener kubanischer Belegschaft, weil er sonst Gefahr liefe, bedeutungslos zu werden? … Hmmm … Wahrscheinlich wusste er das alles, irgendwie. Und standen die amerikanischen Schwarzen den kubanischen Polizisten feindselig gegenüber, weil die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, als wären sie vom Himmel gefallen, und nichts anderes im Sinn hatten, als die Schwarzen zu drangsalieren? … Hmmm … stell dir das vor. Und er versuchte es sich vorzustellen … vielleicht fünf Minuten lang … bis die Frage sich auflöste angesichts einer Anfrage, die andeutete, dass das Alumni-Magazin seinen eigenen Fotografen schicken würde. Und waren nicht Abertausende von Haitianern nach Miami geströmt, die sich darüber erregten, dass die amerikanische Regierung illegale kubanische Einwanderer mit einem Finger schnippen legalisierte, während sie bei den Haitianern kein Pardon kannte? … und jetzt auch noch Einwanderer aus Venezuela, Nicaragua, Puerto Rico, Kolumbien, Russland, Israel …. Hmmm … wirklich? Das muss ich mir merken …. Wie war das alles noch mal? …
    Aber der Zweck dieser Informationen, die sie Ed auf subtile Weise mitzugeben versuchten, war nicht, ihm all diese Spannungs- und Reibungspunkte als potenzielle Schlagzeilen der Immigration City aufzuzeigen. Ganz und gar nicht. Der Zweck war der, Ed und seine Mitarbeiter zu ermutigen, »Zugeständnisse zu machen« und die Vielfältigkeit zu betonen, die eine gute Sache war, ja sogar eine ziemlich edle, und nicht die Differenzen, auf die wir alle ganz gut verzichten konnten. Der Zweck war der, Ed darauf hin zuweisen, Vorsicht walten zu lassen und sich keine dieser Fraktionen zum Feind zu machen … Er sollte in dieser Phase, in der das Syndicate den Herald und den El Nuevo Herald mit aller Konsequenz
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