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Baccara Collection 186

Baccara Collection 186

Titel: Baccara Collection 186
Autoren: Suzanna Simms , Patricia Thayer , Meg Lacey
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Empfangschef.
    Am meisten hatte Desiree ihren Urgroßvater geliebt. Er machte eine großartige Figur in seinem makellos gebügelten Maßanzug und mit dem gestärkten weißen Kragen und der altmodischen Krawatte. Der Colonel, wie er von allen Angestellten genannt wurde, hatte in gewisser Weise auch eine Uniform getragen. In seinem Schrank hatten mehrere identische Anzüge, Hemden und Krawatten gehangen.
    Die Liebe zu ihrem Urgroßvater und zum traditionsreichen Stratford mit seiner beeindruckenden Geschichte hatten letztlich dazu geführt, dass Desiree das Bewahren des Alten zu ihrem Lebenswerk gemacht hatte. Ihrer Überzeugung nach verstand man die Gegenwart nicht, ohne die Vergangenheit zu kennen. Und ohne dieses Verständnis konnte man sich auch nur mangelhaft auf die Zukunft einstellen.
    Sie holte tief Luft und seufzte bekümmert. Leider brachten sie diese sentimentalen Neigungen nun schon wieder um den bitter benötigten ungestörten Schlaf. Das passierte ihr nicht zum ersten Mal, und es würde auch nicht das letzte Mal sein. Schließlich war sie fest entschlossen, das Hotel von Grund auf zu renovieren.
    Das Stratford war mittlerweile alt geworden, ein wenig schäbig, etwas heruntergekommen … nun, der Zahn der Zeit hatte sichtbar an dem einst so majestätischen Gebäude genagt.
    Trotzdem konnte man es noch retten. Davon war Desiree fest überzeugt.
    Doch was sagte ihr Verstand dazu? War das nicht alles nur Wunschdenken?
    Desiree schüttelte die sechs Kopfkissen in allen Größen und Formen auf. Jedes von ihnen steckte in einem Überzug aus feinster ägyptischer Baumwolle. Dann streckte sie sich wieder in dem alten eisernen Bett aus.
    Den Blick auf die an der Decke funkelnden Sterne gerichtet, begann sie leise zu zählen. „Eins, zwei, drei, vier.” Nach einer Weile musste sie die Lippen mit der Zungenspitze befeuchten, bevor sie weitermachen konnte. „Siebenundneunzig, achtundneunzig, neunundneunzig, hundert.” So leicht gab sie nicht auf. „Hunderteins, hundertzwei.”
    Es reichte!
    „Das hat doch alles keinen Sinn”, murmelte sie, rutschte höher und lehnte sich gegen den Kissenberg. „So einfach wie früher schläfst du doch nicht mehr ein.”
    Schon streckte sie die Hand nach der Nachttischlampe aus, als sie ein Geräusch hörte. Sie erstarrte und hielt den Atem an. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken.
    Da waren doch leise Schritte auf dem Korridor! Eindeutig! Aber in diesem Flügel des Hotels wohnte niemand! Kein Mensch hatte einen Grund, sich nachts hier herumzutreiben!
    Desiree riss sich gewaltig zusammen. Es war mitten in der Nacht. Das Stratford war ein altes Gebäude. In alten Gebäuden gab es eben manchmal merkwürdige Geräusche.
    Möglicherweise spielte ihr auch die lebhafte Fantasie einen Streich. Normalerweise neigte sie zwar nicht zu überzogenen Reaktionen, aber sie wohnte ganz allein in diesem Teil des Hotels.
    Seit ihrer Ankunft im Stratford vor einigen Wochen hatte es bereits mehrere unerklärliche Ereignisse gegeben. Möbel waren von einem Zimmer in ein anderes geschafft worden. Alle Angestellten schworen, nichts damit zu tun zu haben, und niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, wer dahinter stecken könnte.
    Desiree hatte öfter gemeint, aus dem Augenwinkel jemanden oder etwas zu sehen, aber sie hatte trotz gründlicher Suche nichts gefunden. War das alles nur Einbildung gewesen?
    In der letzten Zeit gab es nun diese seltsamen Geräusche immer nachts und nur, wenn sie allein war.
    Vielleicht führte irgendjemand Übles im Schilde und versuchte, ihr Angst einzujagen. Ja, zweifellos ging es darum. Eine andere Erklärung gab es nicht. Wollte ihr da jemand einen geschmacklosen Streich spielen?
    Selbstverständlich kursierten auch unheimliche Geschichten über das Hotel, wie sie sich um jedes alte Gemäuer und historische Gebäude rankten. Schon am ersten Abend, den sie wieder in Chicago verbrachte, hatten ihr die Gäste unglaubliche Geistergeschichten über das Stratford erzählt.
    Miss Molly Mays hatte mit besonderem Genuss von einem bemitleidenswerten Arbeiter erzählt, der während der Renovierung des Hotels eingeschlafen war. Wie es das Unglück wollte, war er eingemauert worden. Der arme Kerl war längst erstickt, bevor seine Kollegen sein Fehlen merkten und in größter Eile die Mauer wieder einrissen.
    Miss Maggie Mays erzählte mit genauso viel Freude die Geschichte von dem Gangster und seiner Geliebten zur Zeit der Prohibition, Das Pärchen fand ein unrühmliches,
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