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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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Sekt unterm Arm zu Marie fuhr. Am nächsten Tag habe ich mich sofort von meinem damaligen Freund getrennt. Wie dann auch von den anderen. Meistens im Abstand von zwei Jahren. So lange brauchte ich immer, um herauszufinden, dass der angebliche Traummann doch eher ein Albtraummann war.
    Bis ich Martin kennenlernte. Das erste Mal im Leben fühlte sich alles richtig an. Endlich ein Mann, der dieselben Vorstellungen vom Leben hatte wie ich. Ein Mann, mit dem ich mir vorstellen konnte, mal wesentlich länger als zwei Jahre zusammen zu sein. Warum nicht sogar ein ganzes Leben?
    Die Pille habe ich schon vor drei Jahren abgesetzt. Denn jetzt hatte ich ja endlich den richtigen Mann. Nur mit dem Schwangerwerden hat es noch nicht geklappt. Wobei wir das bisher auch eher dem Zufall überlassen haben. Aber das sollten wir nun langsam mal ändern.
    Das Restaurant Le Vecchie Mura ist kein Geheimtipp – den gibt es in San Gimignano nicht mehr. Aber das gute Zeichen ist, dass hier nach wie vor viele Einheimische essen gehen. Wir bekommen einen Tisch auf der Terrasse mit weitem Blick auf das Umland. Ein Panorama wie auf kitschigen Postkarten. Romantischer kann man seinen Geburtstag nicht feiern.
    Wir sind bereits beim Dessert, als eine italienische Familie mit drei Kindern am Nachbartisch Platz nimmt. Der Vater besitzt diese spezielle Lässigkeit, wie sie nur italienische Männer perfekt hinkriegen. Eine Mischung aus Stilsicherheit und Eitel keit. So unauffällig auffällig, wie Männer das tun, guckt er immer wieder zu mir. Und übertreibt es damit. Denn aus den Augenwinkeln heraus beobachte ich, wie ihn seine Frau zur Rede stellt. Nun sehen auch die Kinder zu unserem Tisch herüber.
    Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, steht der Italiener plötzlich auf und kommt an unseren Tisch.
    »Carla?«, fragt er zögerlich.
    »Ja«, sage ich.
    Und spüre, dass er jetzt von mir erwartet, dass ich euphorisch seinen Namen sage. Aber ich finde keinen Namen zu diesem Gesicht.
    »Du erkennst nicht mich«, sagt er in etwas eingerostetem Deutsch.
    »Giorgio«, löst er selbst das Rätsel auf. Oder glaubt zumindest, das zu tun.
    »Giorgio?«
    Außer Armani kenne ich keinen italienischen Giorgio.
    »Der Sohn von die Apotheker«, legt er nun einen weiteren Joker nach.
    Martin wird schon ganz unruhig, vermutlich hält er das Ganze für eine Gigolo-Masche.
    Für einen italienischen Mann ist es sicher nicht lustig, wenn er von einer deutschen Blondine nicht wiedererkannt wird. Das geht ans Ego. Aber stimmt, es gab damals in San Gimignano einen Apothekersohn in unserer Clique. Ein cooler Typ mit dunklen Locken, in den wir alle verliebt waren, weil er ein bisschen aussah wie Patrick Swayze aus Dirty Dancing . Kann das wirklich sein, dass das derselbe Mann ist? Wie lange ist das her? Anscheinend lange genug, um es inzwischen zu einer Bilderbuchfamilie gebracht zu haben.
    »Francesca, Lorenzo, Alessandro, Rafaella.« Stolz stellt uns Giorgio seine Familie vor.
    »Das ist Martin, mein Mann«, sage ich.
    Giorgio reicht Martin die Hand.
    »Und, wo sind eure Kinder?«, fragt er.
    Ja, wo sind sie? Unsere Kinder . Das weiß ich auch nicht. Bis jetzt hat sie leider noch niemand im Universum abgeholt.
    »Wir haben noch keine«, sage ich und füge entschuldigend hinzu: »Aber wir arbeiten dran.«
    O nein, Carla. Hab ich das wirklich gesagt? Was war das denn für ein dämlicher Spruch! Wofür entschuldige ich mich eigentlich? Dafür, dass ich es in den letzten zwanzig Jahren wie dieser italienische Musterpapa Giorgio noch nicht zu einer Orgelpfeifenfamilie gebracht habe? Die arme Frau. Muss ja fast nonstop schwanger gewesen sein.
    »Massimo, noch eine Flasche!«, ruft Giorgio. »Und ihr setzt euch zu uns, ja«, sagt er in einem Ton, der Widerspruch schwer bis unmöglich macht.
    Himmel, was für ein Tag. Erst die ganzen Erinnerungen, dann überall Kinder und jetzt noch ein zum Musterfamilienvater mutierter Latin Lover. Als hätten sich alle abgesprochen, um mir zu zeigen, dass ich auch mit meinem größten Lebenstraum mal wieder sehr spät dran bin und es immer noch nicht geschafft habe, eine Familie zu gründen.
    Und das alles an meinem Geburtstag. Super Timing.
    Verdammt, warum bin ich heute auch nur so sentimental? Es muss an meinen Hormonen liegen. Marie erzählte mir, dass die mit Ende 30 nochmals richtig Vollgas geben und eine letzte große Party feiern, bevor der Vorhang endgültig fällt.
    Aber eine Party zu zweit, die ist langweilig. Nein, ich will nicht,
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