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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber
Autoren: Cay Winter
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guten Gründe.
    Die Versuchung, einen geliebten Menschen mithilfe der Magie zurückzuholen, war für jede Hexe groß, ebenso wie sich der Energien zu bedienen, die die Totenebene bereitstellte. Aber die meisten Hexen taten es am Ende nicht, denn der Preis, den sie dafür zahlten, war einfach zu hoch. Solche Rituale verlangten viel Blut und große Opfer; sie waren kompliziert und erforderten ein hohes Maß an Konzentration, über das nur wenige magisch Aktive verfügten. Die Mehrzahl der Nekromanten brauchten Jahre, um diese Rituale zu meistern – und jedes Mal liefen sie Gefahr, sich in der Magie zu verlieren.
    Außerdem kamen die Toten nie so zurück, wie sie als Lebende gewesen waren. Man konnte aus einem toten Ding nichts Lebendiges mehr machen. Diese eine Barriere konnte auch die Magie nicht überwinden.
    Die ins Fleisch zurückgezwungenen Toten waren nur noch Schatten ihrer selbst, Marionetten der Hexe, die sie beschwor, denn sie waren an ihre Meister gebunden und mussten jedem Befehl nachkommen. Für Hexen war die Nekromantie das letzte Tabu, und in den meisten Städten wurden magisch Aktive, die sich darauf spezialisiert hatten, nicht geduldet.
    Babel war in ihrem Leben nur zweimal einem Nekromanten begegnet, und beide Male war ihr vor Abscheu die Galle hochgekommen.
    Zögerlich verabschiedete sie sich von dem Friedhofsmitarbeiter und lief langsam den Weg zurück, den sie gerade erst gekommen war.
    In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander wie in einer Nacht, in der man keine Ruhe finden kann und sich unruhig im Bett hin und her wälzt. Das schöne Wetter kam ihr auf einmal verdächtig vor. Wie ein umgekehrtes Omen, bei dem allzu schöne Dinge manchmal nur die Vorboten von Katastrophen waren.
    Seit sie Sam getroffen hatte, kannte sie sich mit solchen Sachen aus.
    Oh, hat dieses Dämonenkind nicht ein Gesicht zum Niederknien? Da vergisst man doch gern, dass in seinem Fahrwasser stets Katastrophen schwimmen, nicht wahr?
    Bei dem Gedanken an Sam trat sie gleich fester auf, als könne sie mit den Absätzen die Erinnerung an ihn zertreten, aber das nützte natürlich nichts.
    Wenn es so einfach wäre, hättest du das schon vor Jahren gemacht, nicht wahr?
    Nachdem sich Samuel vergewissert hatte, dass sie den Angriff des Dämons überlebte, war er wieder untergetaucht. Es hatte ihm vollkommen gereicht, nach vier Jahren Funkstille plötzlich vor Babels Tür zu stehen und ihr Gefühlsleben erneut durcheinanderzubringen. Ausgerechnet, als sie dabei war, sich in Tom zu verlieben, musste sie feststellen, dass der Funke zwischen Sam und ihr noch nicht erloschen war. Eine einzige Begegnung reichte schon, um das Feuer neu zu entfachen – und eine kalte Dusche hatte nichts gebracht.
    Danach war er jedoch wieder verschwunden, und obwohl sie damit zufrieden sein sollte, dass er sich seither nicht mehr bei ihr meldete, schien sie plötzlich nicht mehr in der Lage, ihn zu vergessen. Ständig tauchte er in ihren Gedanken auf, in ihren Träumen, und manchmal glaubte sie sogar, ihn auf der Straße zu sehen. Dabei wusste sie genau, dass er es nicht sein konnte, denn die magische Verbindung, die sie vor Jahren eingegangen waren, zeigte ihr an, wenn er sich ihr näherte.
    Es war ein bisschen so, als würde man zu jemandem sagen:
    Denk nicht an ein tanzendes blaues Nilpferd! Und schwupps hatte man den Kopf voller Schwergewichte.
    Wütend über sich selbst, weil sie schon wieder über ihn nachdachte, biss Babel die Zähne aufeinander und ging noch ein bisschen schneller. Als könne sie so vor den eigenen Gedanken davonlaufen.
    Sam war für sie mindestens so verlockend wie die Ebene, von der sein Vater stammte, und manchmal kam es ihr vor, als wäre sie nicht wegen ihrer Abhängigkeit von der Dämonenebene in der Selbsthilfegruppe gelandet, sondern seinetwegen.
    Und hast du das nicht wunderbar im Griff?, fragte die gehässige Stimme in ihrem Kopf. Da verschwindet die Leiche einer Hexe, und du hast nichts Besseres zu tun, als über deinen dämonischen Liebhaber nachzudenken. Erinnerst du dich denn gar nicht mehr an das, was dir deine Mutter über die Rituale beigebracht hat, in denen Tote verwendet werden? Warum fröstelt dich wohl bei dem Gedanken daran?
    »Zombie …«, flüsterte Babel und schloss für einen Moment die Augen.
    Nicht einmal, als Hilmar gestorben war, hatte sie daran gedacht, ihn zurückzuholen, denn er hatte ihr erzählt, wie sehr er die Nekromantie verabscheute. Sie hätte es nicht ertragen zu sehen, wie er
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