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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber
Autoren: Cay Winter
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dieses Ausflugs erliegt sie erneut den dämonischen Energien und kehrt beinahe nicht zurück. Der Kampf gegen den Dämon endet für Babel mit zwei gebrochenen Rippen, einer Gehirnerschütterung, inneren Blutungen, Platzwunden – und einem Herz, das hin-und hergerissen ist zwischen der alten und einer neuen Liebe …
    »Was ist mit diesem Sam? Ist das zwischen euch vorbei?« »Vermutlich nicht.«
    »Aber in Tom bist du trotzdem verliebt?« »Ja.« »Aha.« Aha, in der Tat.

1
    Der Himmel interessierte sich nicht für die Toten. Es gab keinen dramatischen Regen, der auf dunklen Regenschirmen glänzte, oder graue Sturmwolken, die ein aufgebrachter Wind vor sich hertrieb. Stattdessen zeigte sich über Babel ein wolkenloses Blau, das beinahe schmerzhaft in den Augen brannte, während sie den breiten Weg hinunterlief.
    Der Sommer kündigte sein unaufhaltsames Kommen an, und in der Luft hing die erste Ahnung der folgenden Hitze.
    An einem solchen Tag sollte man ein Picknick machen oder einen Spaziergang, dachte Babel. Auf keinen Fall sollte man zu einer Beerdigung gehen und dabei eine schwarze Jeans und eine dunkelgraue Bluse tragen – nur weil es das Einzige im Schrank war, das angemessener Trauerkleidung auch nur halbwegs ähnelte.
    Seufzend schob Babel die Hände in die Hosentaschen. Ihre Schritte wurden langsamer, und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob es überhaupt eine gute Idee gewesen war, hierher zu kommen.
    Beerdigungen waren etwas für die Familie des Verstorbenen. Freunde. Oder wenigstens Bekannte. Nichts davon traf auf Babel zu, denn sie war Madame Vendome, die eigentlich Sonja hieß, lediglich ein einziges Mal begegnet – und die ganze Geschichte hatte in einer Katastrophe geendet. Dass sie jetzt zu ihrer Beerdigung ging, lag nur an diesem nagenden Gefühl, das ihr keine Ruhe ließ: das Bedauern darüber, Sonjas Tod nicht verhindert zu haben.
    Hätte sie Mikhail schneller durchschaut, wäre die Geschichte anders verlaufen. Dann würde Sonja noch leben und ihre albernen magischen Salons abhalten, und Babel hätte nicht grün und blau geschlagen im Krankenhaus gelegen.
    Angespannt lief sie weiter, während unter ihren Schuhen der Kies knirschte.
    Der Anblick im Spiegel war in den letzten zwei Wochen schon besser geworden. Das Veilchen um das rechte Auge verblasste zu einem grün-gelben Schleier, unter der verkrusteten Oberlippe kam eine hellrosa Narbe zum Vorschein, und auch die Schwellung am Unterkiefer ging langsam zurück.
    Leider senkten die Menschen, denen Babel auf der Straße begegnete, noch immer hastig den Blick, wenn sie ihr ins Gesicht gesehen hatten, als wäre sie eine gemeingefährliche Irre, die jeden Moment die Beherrschung verlieren könnte, wenn man sie nur falsch anschaute.
    Vielleicht war daran aber auch die steile Falte zwischen Babels Augen schuld, die von ihrer geringer werdenden Geduld zeugte. Denn seit dem Vorfall mit Mikhail, seinem Dämon und Sonjas Tod vor ein paar Wochen war ihre Umgebung dermaßen rücksichtsvoll, dass Babel am liebsten laut geschrien hätte.
    Selbst Tamy, ihre AA-Sponsorin, hielt sich mit klugen Ratschlägen zurück. Stattdessen warf sie Babel bedeutungsschwere Blicke zu, die sie stärker niederdrückten, als es jeder Ratschlag gekonnt hätte. Seit zwei Monaten war Babel bei keinem einzigen Montagstreffen mehr gewesen, und wie immer schien Tamy genau zu riechen, was in ihr vor sich ging.
    Die Scham darüber, erneut die Kontrolle über ihre Kräfte verloren zu haben, hielt Babel davon ab, den Leuten ihrer Selbsthilfegruppe gegenüberzutreten, die ihr über so lange Zeit eine Stütze gewesen war – und alles, was Tamy dazu sagte, war: »Du hast da was total falsch verstanden.«
    Mit ihren einsneunzig hatte die Türsteherin, die Haar wie Rapunzel besaß, auf sie heruntergesehen und die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt, als wäre Babel ein uneinsichtiges Kind.
    Und für einen Moment hatte sie sich auch genauso gefühlt.
    »Wir versagen alle mal irgendwann, Babel. Scham über deine Fehler wird dich nicht weiterbringen.«
    Sie wusste, dass Tamy recht hatte, aber ihr Magen war noch nicht so weit, wieder zu den Montagstreffen zu gehen und sich somit einzugestehen, dass sie sie immer noch brauchte. Was ihr einmal das Leben gerettet hatte, kam ihr jetzt nur wie eine zusätzliche Prüfung vor.
    Da war ich schon mal weiter, oder? Ich hatte die Sache im Griff, und dann … Puff. Ein einziger Kontakt mit den Dämonenebenen, und sie war ihnen wieder genauso
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