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Azazel

Titel: Azazel
Autoren: Isaac Asimov
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gleichkommt, in unser Kontinuum gezerrt, denn er hatte ein winziges Handtuch um die Hütte gewickelt und zitterte. Seine Stimme schien mir schriller und piepsiger denn je zu sein. (Eigentlich glaube ich nicht, daß das wirklich seine Stimme war. Ich glaube, er kommunizierte mittels einer Art von Telepathie, aber das Ergebnis war, daß ich eine piepsige Stimme hörte oder zu hören glaubte.)
    »Was ist Basketball?« fragte er. »Ein Ball, der wie ein Basket geformt ist? Wenn ja, was ist ein Basket?«
    Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber für einen Dämon kann er erstaunlich begriffsstutzig sein. Er sah mich an, als würde ich ihm nicht jeden einzelnen Aspekt des Spiels hinreichend klar verdeutlichen.
    »Wäre es möglich, daß ich mir ein Basketballspiel ansehe?« fragte er schließlich.
    »Freilich«, entgegnete ich. »Heute abend findet ein Spiel statt. Ich habe eine Karte, die mir Leander gegeben hat, und du kannst mich in meiner Tasche begleiten.«
    »Bestens«, sagte Azazel. »Ruf mich wieder, wenn du zu dem Spiel gehst. Bis dahin muß ich mein Zymijg beenden«, womit er vermutlich sein türkisches Bad meinte - und er verschwand.
    Ich muß gestehen, ich finde es höchst ärgerlich, wenn jemand seine unbedeutenden und kleinkarierten Angelegenheiten höher einstuft als die historisch bedeutsamen Sternstunden, in die ich verwickelt bin -wobei mir auffällt, alter Knabe, daß der Kellner versucht, Sie auf sich aufmerksam zu machen. Ich glaube, er hat die Rechnung. Bitte nehmen Sie sie und lassen Sie mich mit meiner Geschichte fortfahren.
    An diesem Abend besuchte ich das Basketballspiel, und Azazel saß in meiner Brusttasche. Er streckte den Kopf über den Rand der Tasche, damit er das Spiel verfolgen konnte, und hätte einen merkwürdigen Anblick geboten, wenn jemand hergesehen hätte. Seine Haut ist rubinrot, und er hat zwei winzige Hörnerknubbel auf der Stirn. Es ist natürlich ein Glück, daß er nicht ganz herausgekommen ist, denn sein zentimeterlanger roter Schwanz ist sein hervorstechendstes und abstoßendstes Körperteil.
    Ich selbst bin kein großer Basketballkenner und überließ es Azazel, den Sinn des Spiels zu begreifen. Seine Intelligenz ist zwar nicht menschlicher, sondern dämonischer Natur, aber dennoch groß.
    Nach dem Spiel sagte er zu mir: »Mir scheint, soweit ich den hektischen Aktivitäten der muskelbepackten, unbeholfenen und durch und durch uninteressanten Individuen in der Arena folgen konnte, daß jedesmal, wenn der Ball durch einen Reif geworfen wurde, große Aufregung herrschte.«
    »Genau das ist es«, sagte ich. »Man wirft einen Korb, weißt du - einen >Basket<.«
    »Dann würde dein Protege ein heldenhafter Spieler dieses albernen Spiels werden, wenn er den Ball jedesmal durch den Reif werfen könnte?«
    »Genau.«
    Azazel zuckte gedankenverloren mit dem Schwanz. »Das dürfte nicht schwer sein. Ich muß nur seine Reflexe anpassen, damit er Winkel, Höhe und Kraft abschätzen kann -« Er schwieg einen Augenblick grübelnd und fuhr dann fort. »Mal sehen, ich habe im Verlauf des Spiels seinen persönlichen Koordinatenkomplex aufgezeichnet ...Ja, das läßt sich machen. - Es ist sogar schon geschehen. Dein Leander wird keine Probleme mehr damit haben, den Ball durch den Reif zu werfen.«
    Ich erwartete das nächste anstehende Spiel mit einer gewissen Aufregung. Ich sagte kein Wort zu der kleinen Juniper, da ich bislang noch nie auf Azazels dämonische Kräfte zurückgegriffen hatte und nicht sicher war, ob seinen Worten tatsächlich Taten folgen würden. Außerdem wollte ich sie überraschen. (Wie sich herausstellte, war sie außerordentlich überrascht, genau wie ich.)
    Schließlich kam der Tag des Spiels, und es wurde das Spiel. Unser hiesiges College, Nerdsville Tech, in dessen Basketballmannschaft Leander so ein kleines Licht darstellte, trat gegen die baumlangen Knochenbrecher der katholischen Al Capone Pfarrschule an, und man rechnete mit einem wahrhaft epischen Wettkampf.
    Wie episch, damit hatte allerdings niemand gerechnet. Die Capone Five übernahmen schon früh die Führung, und ich behielt Leander peinlich genau im Auge. Er schien nicht so recht zu wissen, was er machen sollte, und anfangs sah es so aus, als würde er den Ball beim Dribbeln ständig verfehlen. Ich vermutete, seine Reflexe waren derartig verändert worden, daß er seine Muskeln zunächst gar nicht kontrollieren konnte.
    Aber dann schien es, als würde er sich an seinen neuen Körper gewöhnen. Er
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