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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dass sie zu leuchten schienen. Zwischen ihren dünnen Brauen war die blaue Sichel der Göttin eintätowiert.
    »Mein Name ist Lhiannon«, sagte die Frau und lächelte, während die Wimpern den leuchtend blauen Blick verschleierten und es Boudicca schließlich gelang, wegzusehen. »Ich werde deine Lehrerin sein.«
    Die Strömung des Flusses war schnell und stark. Über ihnen kreischten drei Raben, tanzten im Wind.
    Boudicca war froh um eine Unterbrechung von den Unterrichtsstunden, aber gegen das rauschende Wasser zu kämpfen machte ihr nicht gerade Spaß. Vorsichtig watete sie in die Mitte des Wasserlaufs, wo braune Strudel um ein Astgewirr schäumten. Der Fluss war angeblich der Göttin Brigantia geweiht, die im Augenblick jedenfalls sehr aufgebracht schien.
    Die Priesterinnen hatten all ihre Zöglinge eingespannt, das Treibgut aus dem Fluss zu räumen, der hinter Oakhalls floss und von der Frühjahrsflut stark angeschwollen war. Das Hochwasser hatte Unmengen an Astholz flussabwärts geschwemmt, das nun den Wasserlauf verstopfte, wodurch die Häuser zu überfluten drohten. Der Graben entlang des Flusses, der gewöhnlich das Vieh daran hinderte, ins Dorf abzuwandern, war nicht tief genug, um den Überlauf zu fassen. Und Brennholz konnte man immer gebrauchen, wie Lhiannon betonte. Da wäre es schlicht undankbar, diese Gaben der Natur ungenutzt zu vergeuden.
    Der junge Priester Ardanos, von dem die Mädchen sagten, dass er Lhiannon umwarb, hatte ihnen erzählt, dass das Säubern des Flusslaufs ein guter Dienst sei an dem Geist, der darin wohnte. Das wollte Boudicca hoffen. Sie bekam einen nahen Ast zu fassen, zog fest daran und fluchte, als ihre Finger an der nassen Rinde abrutschten. Er bewegte sich, gab nach und verhakte sich dann – ein Zweig hatte sich unter einen anderen Ast geklemmt und steckte dort fest. Für eine solche Aufgabe brauchte es eindeutig mehr Hände. Sie drehte sich um und zog die Brauen zusammen, während ihr Blick nach den anderen suchte. Über ihr türmten sich dichte Wolken. Die felsige Küste, die zum Eriu-Meer hin steil abfiel, trotzte allen noch so schweren Stürmen, doch der Regen würde heftig über die Insel peitschen.
    »Mandua!«, rief sie, die sie an ihrem braunen Zopf erkannt hatte. »Mandua – halte mal diesen Ast für mich hoch, damit ich den hier freikriegen kann!« Überrascht drehte sich das Mädchen um, warf den Ast, den sie gerade in der Hand hielt, ans Ufer und kam flussabwärts geplatscht.
    Klappt prima, dachte Boudicca bei sich, als sich das Astholz löste. Ein Ast dieser Größe würde das Feuer über Stunden am Lodern halten. Und der Haufen bestand aus mehr davon. Doch zunächst musste sie den Ast, den sie in der Hand hielt, loswerden und ihn den ganzen Weg zurück zum Ufer schleifen. Reinste Zeitverschwendung, dachte sie, das geht doch auch einfacher.
    »Senora! Coventa! Kommt mal her. Wir können das Holz sehr viel schneller sammeln, wenn wir eine Reihe bilden und es einfach weiterreichen! Die Jungs werden nicht annähernd so viel zusammenbekommen.« Sie erntete zweifelnde Blicke, während sie flussabwärts zeigte, wo die Burschen fleißig schufteten. »Außerdem hat man uns versprochen, dass die, die am Ende den größten Haufen zusammengetragen haben, heute Abend Honigkuchen bekommen.«
    Wenig später hatte sie Brenna und Kea überredet, den nächsten Asthaufen anzupacken, und auch die kleineren Mädchen halfen mit. Dass diese Art von Arbeit sich für eine königliche Frau der Icener nicht ziemte, kümmerte sie nicht. Viele Gebräuche der Druiden erschienen ihr fremd, sodass sie erleichtert war, endlich etwas tun zu können, das sie auch wirklich konnte!
    Sie war völlig versunken im Rhythmus der Arbeit, hatte nur mehr Blicke für das Astgewirr vor ihr im Fluss. Bloß wenn das Weiterreichen der Hölzer ins Stocken geriet, lenkte das ihre Aufmerksamkeit ab.
    »Ich kann nichts mehr halten, Boudicca, meine Finger sind ganz taub!«, rief Senora und hob die Hände hoch.
    »Dann tausch deinen Platz mit Coventa, und steck die Hände in die Armbeugen, bis sie so weit ist, dir das nächste Holz zu reichen«, schlug sie vor. »Komm, Coventa – nein, es ist nicht so tief. Hier, fass dieses Ende am Ast, und reiche ihn weiter.«
    Coventa war fast ebenso bleich wie Senora, half aber klaglos mit. Doch nun fingen die anderen ebenfalls an zu jammern. Auch Boudicca fror und war nass, aber das musste jetzt egal sein. Immerhin kamen sie gut voran. Wo das Flussbett bereits freigeräumt
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