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Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi

Titel: Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
Autoren: Deon Meyer
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Mitchell’s Plain zurückzufahren. Außerdem könnten
     sie so mehr Zeit miteinander verbringen.
    Er schloss auf,
     ging ins Schlafzimmer, holte den Brief aus seiner Jackentasche, hängte die Jacke
     weg, zog die Krawatte aus und hängte sie ebenfalls auf. Er war der Einzige bei
     der Sondereinheit, der bei der Arbeit noch einen Anzug trug, aber er konnte
     nicht anders, so war er nun mal erzogen: Respektiere deine Arbeit und deine
     Kollegen.
    Er nahm den Brief mit in die Küche, holte sich eine Dose Ingwerbier, leerte sie
     in ein Glas und ging in seine Werkstatt, wie Pearlie das dritte Schlafzimmer
     nannte. An einer Wand stand seine Vitrine und darin ordentlich aufgereiht seine
     Modellflugzeuge. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der lange,
     abgenutzte Tisch, und darüber hingen schmale Regale für seine Werkzeuge und
     Farben. Auf dem Tisch standen eine Lampe, ein kleiner Kompressor und die
     halbfertige De Havilland Mosquito, ein Merk-II-Modell im Maßstab 1/48. Einer
     seiner absoluten Lieblinge. Er stellte das Bierglas ab und legte den Brief auf
     den Tisch, krempelte die Ärmel hoch und setzte sich. Am Abend zuvor hatte er die
     Kleinteile angemalt. Er inspizierte seine Arbeit und kratzte hier und da mit dem
     Skalpell ein wenig von der aufgetragenen Farbe ab, um die Oberflächen zu
     glätten, bevor er die Einzelteile zusammensetzte.
    Warum war dieser
     Brief ausgerechnet an ihn adressiert?
    Bevor er endgültig nach Hause gefahren war, war er
     noch einmal zu Mavis an den Empfang zurückgekehrt, hatte auf eine Pause im
     Telefonansturm gewartet und gefragt, werden Brief für ihn
     abgegeben habe. Sie hatte nur gesagt: »Ich weiß nicht, Johnnie, ich habe ihn
     einfach hier gefunden«, und auf die Ecke ihres Schreibtischs gedeutet.
    Warum er?

    »Weil du ein guter Ermittler bist«, meinte
     Pearlie, den Brief und den Zeitungsausschnitt in der Hand.
    Sie saßen am
     Tisch in der Ecke. Es war kurz nach zehn. Das Restaurant hatte sich inzwischen
     geleert. October aß. Erst das Bredie, dann den Fisch, damit die
     Masala-Gewürzmischung nicht den Geschmack des Bredies überlagerte. Er legte die
     Gabel hin. »Ich bin schon seit elf Jahren kein Ermittler mehr. Ich bin nichts
     als ein lahmer Bürohengst.«
    »Einmal Fahnder, immer Fahnder«, erwiderte sie.
    »Ich fahnde nur
     noch in Aktenordnern.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, mein Herz. Wie
     schmeckt dir der Fisch?«
    Er nahm einen weiteren Bissen, kaute und gab ihr mit
     Daumen und Zeigefinger das Zeichen für »wunderbar«.
    »Zuyane hat ihn
     heute Abend ganz allein zubereitet«, erklärte sie. »Er schlägt sich wirklich
     wacker.«
    »Ist er wieder zu spät gekommen?«
    »Nein, sogar eine Viertelstunde früher, und er hat
     frischen Kreuzkümmel mitgebracht, ganz von sich aus. Was willst du
     unternehmen?«, fragte sie und zeigte auf den Brief.
    »Ich werde mich
     morgen erkundigen, wer den Fall bearbeitet, und den Kollegen die Sachen
     zuschicken.« Er aß noch eine Gabel und bemerkte dann: »Vielleicht doch ein
     bisschen zu wenig Knoblauch.«
    Sie lächelte. »Nur, weil Zuyane ihn zubereitet hat.«
     Sielegte ihre Hand auf seine. »Er ist ein guter Junge,
     mein Herz. Nur noch ein bisschen jung.«
    »Hmmm«, brummte
     er und schluckte eine Erwiderung hinunter. Zuyane hatte die Stelle aufgrund
     einer
kanala- Ab machung
erhalten,
     einer jener typischen gegenseitigen Freundschaftsdienste unter Kap-Maleien.
     Zuyanes Vater hatte ihnen dafür die Küche äußerst günstig eingerichtet.
    Pearlie schob
     ihrem Mann den Brief zu. »Die Pflicht ruft«, sagte sie und stand auf. Er aß
     weiter und beobachtete sie dabei: Wie selbstverständlich sie sich mit den Gästen
     unterhielt, ihnen Erklärungen zum Essen gab und ihre Komplimente dankend und
     bescheiden entgegennahm. Seine Frau war in ihrem Element, ihr Traum war endlich
     Wirklichkeit geworden. Ein eigenes Restaurant, auf das sie jahrzehntelang von
     seinem Polizistengehalt gespart hatte. Ihre Karriere begann mit fünfundfünfzig,
     während seine sich mit neunundfünfzig still und leise dem Ende zuneigte.
    Muna räumte
     seinen leeren Teller ab. »Möchtest du noch etwas, Uncle Johnnie?«
    »Nein, danke,
     liebe Muna. Sag deiner Tante Bescheid, dass ich schon mal raufgegangen bin.«
     Dann fiel ihm noch etwas ein: »Ach ja, falls noch Fancies übrig sind: Mavis,
     meine Arbeitskollegin, hätte gerne welche probiert …«

    Es regnete stark, als er die Treppe
     hinaufging, langsam,
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