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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen
Autoren: Katrin Koppold
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klasse! Als ich gerade dabei war, das Handy wieder einzustecken, piepste es erneut.
    Wenn sie mir jetzt eine Auflistung ihrer Wochenendeinkäufe schickte, würde ich dieses verfluchte Gerät in den nächsten Mülleimer werfen.
    Doch die Nachricht kam von Giuseppe.
    „Gesamter Luftraum ist gesperrt. Habe Mietwagen genommen. Ruf dich an, wenn ich da bin! Ti amo.“
    „Was ist?“ Fee stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, einen Blick auf das Display zu werfen.
    „Giuseppe hat mir geschrieben“, antwortete ich nachdenklich. Ich hielt meiner Schwester die Textnachricht unter die Nase.
    „Aber das ist doch toll!“ Fee nahm mich in den Arm. „Siehst du! Es gibt für alles eine ganz harmlose Erklärung. Er teilt sich mit dem Mädchen und seiner Oma nur einen Mietwagen.“
    War es wirklich toll? Ich schüttelte Fee ab. Ihre Euphorie erschien mir übertrieben. Klar, die junge Frau konnte eine Zufallsbekanntschaft und die alte Dame ihre Oma sein, aber es konnte sich auch um Angela handeln und bei der anderen Frau eben doch um einen weiblichen, zugegebenermaßen schon recht alten Chauffeur. An der Theorie mit dem geteilten Mietwagen war etwas dran, aber erklärte sie die SMS? Nein!
    Vor mir tauchte erneut die Luftblase mit der Schlafzimmer-Szenerie auf. Nur, dass dieses Mal nicht Penelope Cruz neben Giuseppe die weibliche Hauptrolle spielte, sondern Angela mit der Wartehandtasche. Doch als wäre diese Sexszene nicht genug, fiel mir noch etwas anderes auf: Ich blickte auf Angelas gerundete Körpermitte. Ja! Sie war eindeutig schwanger.
    Jetzt reichte es! Ich würde nicht tatenlos zusehen, wie dieses Kind genau das bekam, was ich schon seit Jahren wollte. Und auf einmal wusste ich genau, was ich zu tun hatte.
    „Ich werde ihm nachfahren.“
    „Was?“ Fee blieb abrupt stehen und starrte mich an.
    „Ich muss wissen, was es mit dieser SMS auf sich hat. Kann ich dein Auto haben?“
    „Nein. Das brauche ich selbst.“
    „Du willst morgen nach New York fliegen.“
    Fee tippte mit ihrem Fuß auf den Boden. „Helga, du hast selbst gesehen, dass alle Flüge auf unbestimmte Zeit gestrichen sind. Wenn der Dreh morgen platzt, muss ich mir eine Alternative in Deutschland überlegen und dazu muss ich mobil sein. Außerdem kann ich diese vollkommen überstürzte Aktion nicht unterstützen.“
    „Das sagt die Richtige. Weißt du noch, wie du mit Nina kurz nach eurem Abitur nach Köln gefahren bist, weil Tante Jutta behauptet hat, dass Robbie Williams im gleichen Hotel wie sie abgestiegen sei?“
    „Natürlich erinnere ich mich. Auf dem Weg dorthin ist uns ein Reifen geplatzt, wir mussten zwei Stunden im strömenden Regen auf der Autobahn warten, bis der ADAC kam und dann stellte sich heraus, dass der Mann im Zimmer neben ihr Florian Silbereisen war. Sie hatte die Namen verwechselt.“ Fee schauderte es. „Siehst du! Ich weiß, wovon ich rede. Seit diesem Erlebnis denke ich lieber zweimal nach, bevor ich mich zu unüberlegten Handlungen hinreißen lasse.“
    Ich sah sie belustigt an. „Und warum hast du auf dem Three Doors Down-Konzert deinen BH ausgezogen und auf die Bühne geworfen, obwohl du darüber nur eine transparente Bluse trugst? Streite es nicht ab! Nina hat mir davon erzählt.“
    Fee sah mich herablassend an. „Ich war Anfang 20 und hatte zu viel getrunken. Du bist Ende 30 und völlig nüchtern. Diese beiden Sachen kann man überhaupt nicht vergleichen.“
    „Aber erst vor zwei Jahren …“
    „Helga, ich bin kein gutes Vorbild. Also hör auf in meiner Vergangenheit herumzukramen, um deine hirnlose Idee zu rechtfertigen. Du bekommst mein Auto nicht. Punkt!“
    „Dann hilfst du mir eben nicht“, entgegnete ich beleidigt. „Wofür gibt es schließlich Mietwagen?“
    „Helga, du bist doch sonst niemand, der sich zu spontanen Handlungen hinreißen lässt. Du kannst unmöglich ernsthaft vorhaben, Giuseppe in die Toskana hinterherzufahren? Wie oft bist du durch die praktische Führerscheinprüfung gefallen? Drei- oder viermal?“
    „So oft nun auch wieder nicht“, antwortete ich so würdevoll wie möglich. Die verpatzten Fahrprüfungen waren ein Thema, an das ich nicht gern erinnert wurde.

    Mit 18 hatte ich nämlich tatsächlich das Unmögliche geschafft, gleich zweimal hintereinander durch die praktische Führerscheinprüfung zu fallen. Auch wenn es nie meine Schuld gewesen war. Ein Fußgänger tauchte aus dem Nichts auf und überlebte nur aufgrund des beherzten Eingreifens meines Fahrlehrers, das
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