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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Autoren: Frieda Lamberti
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dem Oberregierungsrat Peter Habicht verheiratet und ist seit drei Jahren Witwe. Noch zu seinen Lebzeiten kauften sie sich ein halbes Haus auf einer grünen Golfplatzanlage an der Algarve. Die andere Hälfte erwarb Schwester Sophie mit Ellens Lieblingsschwiegersohn Lars. Ellen lebt die meiste Zeit des Jahres in Portugal. Zwei bis drei Mal im Jahr fliegt sie in Hamburg ein und nimmt an den Familienfeiern im großen Kreis teil. Für meinen Geschmack ein völlig ausreichendes Engagement. Mit Entzücken betrachte ich meinen aktuellen Bildschirmschoner. Frederik schickt mir immer wieder neue Fotos seiner Zwillinge per Mail zu. Auf diesem Bild tragen die Mini Simons leuchtend rote Nikolausmützen. Gemeinsam halten die Jungen ein Schild hoch, auf dem zu lesen steht: Wann kommt denn endlich der Weihnachtsmann? Ich erfreue mich jedes Mal am Anblick meiner kleinen Enkel. Obwohl ich nach außen hin, als die knallharte Geschäftsfrau gelte, bin ich privat ein durch und durch Harmonie liebender Familienmensch. Ich knipse den PC aus und nehme meinen warmen Wintermantel aus dem Schrank. »Ich mache doch schon Schluss. Bis morgen, Maike.« Auf dem Parkplatz ärgere ich mich darüber, erst einmal Eis kratzen zu dürfen. Hanna hat mal wieder die richtige Nase gehabt. Oh wie ich es hasse, bei Glatteis Auto zu fahren. Überhaupt mag ich den Winter nicht. Auf meinem Handy drücke ich die Kurzwahltaste drei. »Hallo Karl, ich mache mich jetzt auf den Weg. Hast du schon gestreut oder soll ich den Wagen vor der Einfahrt parken?« Überflüssig zu fragen, denke ich schon während des Gesprächs. Selbstverständlich hat er schon gestreut. Karl gehört nicht zu den Rentnern, die den Tag lethargisch im Sessel verbringen. Er und Hanna betrieben ihr halbes Leben lang gemeinsam eine kleine Hotelpension. Er war für den Einkauf und die Küche zuständig und die fleißige Hanna arbeitete als Zimmermädchen, Waschfrau, Buchhalterin und Kellnerin. Sie hätten es gern gesehen, dass Steffen die Nachfolge antritt. Aber mein Mann fand schon früh heraus, dass Arbeit einem das ganze Leben verderben kann. Von heute auf morgen wurde der Betrieb an Jannis Chatidakis verpachtet. Seither ist die Pension Simon ein griechisches Restaurant.
 
    Mein Auto schliddert unkontrolliert die Einfahrt hinunter und kommt erst kurz vor Karls Wagen zum Stehen. Hanna empfängt mich an der offenen Haustür.
   »Das ist ja noch mal gut gegangen!«
   »Ist halt kein Winterauto«. Ungefragt erhalte ich auch den Klugscheißer Kommentar von Karl.
   »Bei diesem Wetter lässt man das Auto auch stehen und geht zu Fuß.« Ich wünsche meinem Schwiegervater auch einen schönen Abend und gehe zum Kamin, um mir die eiskalten Finger zu wärmen.
   »Tee oder Grog?« Zuerst will ich wissen, wo Steffen steckt.
   »Er ist mit dem Hund draußen. Das arme Tier kriegt hier drinnen ja einen Hitzeschlag, so hat Karl wieder eingeheizt. Es sind mindestens dreißig Grad in der Bude«, schimpft sie.
   »Nie im Leben Frau, du übertreibst mal wieder schamlos.« Er steht auf, um sein digitales Thermometer vom Sekretär zu holen.
   »Genau sechsundzwanzig Grad Raumtemperatur«, verkündet er mit großer Genugtuung. Im Laufe der Zeit habe ich mich an den ruppigen Umgangston meiner Schwiegereltern gewöhnt. Aber die Vorstellung, dass Steffen und ich im Alter auch so barsch miteinander umgehen, lässt mich immer wieder erschrecken. Die Haustür öffnet sich und mit großen Sprüngen rennt mein Schnuffelhund auf mich zu.
   »Hallo, mein Bester.« Liebevoll tätschele ich sein helles Fell. Der Hund dreht sich vor Freude drei Mal um die eigene Achse bis Steffen von hinten ruft: »Nicht so wild, Bruno!« Er setzt sich zu mir auf das Sofa und nimmt mein leises Schnuppern wahr. Nach einem kurzen Stirnrunzeln beantworte ich die Frage nach meinem Getränkewunsch.
   »Hanna, ich nehme einen Tee. Meine Nase verrät mir, dass du für deinen Grog wohl schon einen Großabnehmer gefunden hast.« Steffen versteht die spitze Bemerkung sofort und sagt kleinlaut, dass er nun auch nur noch Tee trinken will.
   »Was genau wolltest du uns denn heute erzählen?«
   »Wir haben eine Überraschung für euch.« Hanna zieht aufgeregt einen großen Umschlag aus der Schublade ihrer Bauernkommode. »Es geht um Weihnachten. Wir möchten nicht, dass Marie sich wieder so viel Arbeit macht und haben beschlossen, die ganze Familie Simon über die Festtage nach Tirol in den Schnee einzuladen.« Ich
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