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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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Rowe, Inc. , mit dieser Aufgabe grundsätzlich keine Programmierer zu betrauen, sondern ausschließlich Mitarbeiter aus dem Vertrieb, die die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden kannten.
    Sechs Monate war für dieses Projekt eher knapp bemessen. Sie würden schuften müssen wie die Geisteskranken, um fertig zu sein, wenn es Zeit war, wieder nach Hause zu fliegen. Dass Lokalisierungen so arbeitsintensiv abliefen, war sattsam bekannt. Trotzdem war der Job begehrt: Da man dadurch automatisch zum unumstrittenen Fachmann für die jeweilige Sprachversion wurde, verlief die persönliche Karriere hinterher für gewöhnlich steil bergauf.
    Markus Westermann allerdings hatte andere Pläne. Er war im Land seiner Träume angelangt, und er hatte nicht vor, es wieder zu verlassen. Nicht nach Ablauf der sechs Monate, und erst recht nicht, um nach Deutschland zurückzukehren.
    Gegenwart
    E r kam zu sich, sah Licht, hörte Stimmen, versank wieder im köstlichen Dunkel. Doch schließlich war es so weit, dass er die Augen aufstemmen und sich umsehen konnte. Verwirrt registrierte er, dass er in einem weißen Krankenhausbett lag und dass es nach Desinfektionsmitteln roch. Dann fiel ihm wieder ein, warum und was geschehen war. Er spürte keine Schmerzen.
    Er hob die Hände. Sie waren okay. Einer der Unterarme war verbunden; ein durchsichtiger Schlauch verschwand zwischen den Lagen Mull. Er betastete behutsam sein Gesicht. Verbände, Pflaster. Wahrscheinlich sah er schlimm aus. Aber wie es schien, war noch alles an ihm dran. Glück im Unglück.
    Eine Schwester kam herein, lächelnd, schweigsam, kontrollierte den Stand der Flüssigkeit in einem durchsichtigen Beutel, der über ihm hing. Er fragte sie mühsam, wie lange er schon hier sei, und sie erwiderte mit russisch oder polnisch angehauchtem Akzent: »Sorry. I don’t speak English.«
    Er sah sie an, verstand nicht. Irgendetwas war falsch.
    Sie hatte ein kleines blaues Schild auf der Brust. Auf dem stand Schwester Malgorzata .
    Schwester.
    Er räusperte sich, versuchte es auf Deutsch: »Wie lange bin ich schon hier?«
    Sie lächelte entschuldigend. »Weiß nicht. Bin erste Woche auf Station.«
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Mittwoch«, erklärte die schlanke Frau in Weiß und entschwand wieder.
    Er sah umher, suchte nach Anhaltspunkten. Das zweite Bett im Zimmer stand leer. Vor dem Fenster bewegte sich ein magerer Baum im Wind. Seine Blätter waren braun verfärbt, einige fielen ab, während Markus zusah und mühsam begriff.
    Herbst. Es war Herbst. Nicht nur, dass er zurück in Deutschland war, seit dem Unfall musste auch schrecklich viel Zeit vergangen sein.

Kapitel 2
    Vergangenheit
    D er Makler schien es darauf abgesehen zu haben, sie keinen Augenblick lang miteinander allein zu lassen, während er ihnen das Haus zeigte. Er pries es an, als hätte es das nötig, bis sein Telefon klingelte; ein wichtiges Gespräch, wie es aussah. So hatten sie endlich doch einen Moment für sich.
    »Das Haus ist irre«, raunte Werner. »Und zu dem Preis! Wir wären bescheuert, wenn wir das nicht nehmen.«
    Dorothea war schwindlig. Rührte das von dem überwältigenden Panoramablick her, den man von der Terrasse aus hatte? Oder war es die Aussicht, dass sich ihre Träume vom eigenen Heim nun so plötzlich und so spektakulär erfüllen würden?
    »Warum verkauft jemand so ein Haus? Das würde ich wirklich gern wissen.«
    »Das fragen wir ihn einfach.« Werner grinste übers ganze Gesicht. »Mit Schwimmbad – Mann, oh Mann! Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, mir so was zu wünschen. Und hier kriegen wir es quasi als Dreingabe! Schau dir das an – allein das Wohnzimmer. Mit Kamin. Die Galerie. Die Zimmer oben, das Erdgeschoss, der Keller … und das Riesengrundstück … Selbst ohne Schwimmbad wäre der Preis dafür absolut okay.«
    »Hast du nicht das Gefühl, dass an der Sache ein Haken sein muss?« Dorothea konnte nicht anders als zu zweifeln. Wenn etwas zu gut aussah, um wahr zu sein, dann war es das meistens auch nicht. Zumindest ihrer Erfahrung nach.
    Werner glühte vor Begeisterung. »Der einzige Haken, den ich sehe, ist der, dass wir nie wieder Lust haben werden zu verreisen, wenn wir erst einmal hier wohnen.« Er rieb sich das Kinn. »Abgesehen davon ist es ja nicht billig. Ohne deine Erbschaft bräuchten wir gar nicht anfangen zu rechnen.«
    Die Erbschaft, ja. Dorothea spürte einen Stich. Vielleicht war er das, der Haken. Der kleine Schmerz, der bei allem Schönen dabei sein
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