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Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)

Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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prüfen. Der erste Schuss war die so genannte kalte Kugel. Der unerprobte, vertrauensselige Schuss auf ein frisches Ziel. Sie hatte die Fersen runtergedrückt, um die Angriffsfläche zu verkleinern.
    Alle äußeren Gegebenheiten waren verblasst. Nur sie und die Waffe. Anrührend. Im Gleichklang wie zwei Liebende.
    »Zwei …«
    Gott, sie war bereit gewesen …
    Aus ihren Gedanken gerissen, biss AJ sich auf die Zunge, als der Wagen über eine Sanddüne hüpfte. Sie rief sich zur Ordnung und versuchte, sich auf die gegenwärtige Situation einzustellen. Später war Zeit genug, das, was passiert war, wiederzukäuen. Oder genau gesagt, das, was nicht passiert war.
    Hinter ihnen dehnte sich der dunkle Wüstenboden in die Unendlichkeit. Sand. Sand. Und noch mehr Sand. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern …
    »Noch ist alles klar«, teilte sie den anderen übers Mikrofon mit.
    Struben kauerte verdreht auf der Fußmatte und nahm sich nicht die Zeit aufzusehen, während er geschickt den Blutschwall aus dem Arm seines Partners stoppte.
    Als Struben die behelfsmäßige Bandage zuknotete, machte Escobar die Augen auf. »Hey, wie schön.«
    Struben kicherte, weil sein Partner ihn angesehen hatte, als er das gesagt hatte. »Arschloch.«
    Manny hob den Blick und sah zu AJ auf.
    »Wie geht’s dir, Kumpel?« AJs Stimme kratzte vor Schuldgefühlen, während sie ihm über die Rücklehne des Beifahrersitzes in die Augen sah. Es tut mir so Leid. Manny.
    Auf dem Bauch liegend grinste Escobar sie dämlich an. Wir sind ja so cool. »Nur ein Kratzer.«
    Ein Kratzer, der schmerzte, als stieße ihm jemand einen glühenden Schürhaken ins Fleisch. Immer und immer wieder. AJ rieb geistesabwesend über die verheilende Wunde an ihrer linken Schulter. »Lügner.«
    »Macho«, grinste er und gab schließlich zu: »Es tut höllisch weh.« Er schaute zwischen AJ und Struben hin und her. »Haben wir ihn gekriegt?«
    »Frag Cooper«, sagte Struben nur.
    Manny hatte den anklagenden Unterton in Strubens Stimme vermutlich nicht bemerkt, AJ schon. Der verletzte Mann richtete den Blick erneut auf AJ. Sein Gesicht war gespenstisch blass, verschwitzt und mit Sand bedeckt.
    »Nein«, erklärte sie rundweg und beneidete ihn um seine Fähigkeit, den Schmerz, ohne mit der Wimper zu zucken, auszuhalten.
    »Zurück zu Plan A, oder?«
    Falls Kane ihr gestattete, in Ägypten zu bleiben, um das zu tun, wofür man sie hergeschickt hatte, ja. Sie schaute ihn von der Seite an. Sein Gesicht war genauso verschwitzt und sandig wie die der anderen, seine Miene war undurchdringlich. Die Stoppeln auf seinem reglosem Kinn ließen ihn finster und auf gefährliche Weise anziehend wirken. AJ versetzte sich im Geiste einen Stoß. Sie hatte schon genug Schwierigkeiten, sie brauchte nicht noch seine Anziehungskraft mit ins Spiel zu bringen.
    »Plan A«, bestätigte Kane und setzte, bevor AJ sich noch entspannen konnte, hinzu: »Mit gewissen Modifikationen.«
    Ihre Wangen glühten, und ihr Temperament drohte mit ihr durchzugehen, als der Zorn die Scham übermannte. Sie drängte ihn zurück und versuchte, kühl und vernünftig zu bleiben. »Ich kann es schaffen.«
    »Vergiss es.« Er sprach in sein Mikrofon, es hörte sich an, als flüstere er ihr direkt ins Ohr.
    AJ zitterte. »Du bist gut. Aber nicht einmal der große Kane Wright kann das allein durchziehen. Du brauchst mich.«
    »Darauf würde ich nicht wetten, Cooper.« Er schaltete hinunter, und der Wagen machte einen ruckartigen Sprung vorwärts. »Deck einfach nur unseren Rückzug. Ich nehme an, du schaffst das, ohne einen von uns zu erschießen.«
    »Du kannst mich mal«, murmelte sie und sah, wie Escobar sie anzwinkerte. Zumindest Manny gab ihr nicht die Schuld. Andererseits war das auch gar nicht nötig. Das machte sie schon selbst. Was immer Kane ihren Vorgesetzten auch erzählte, das, was sie selbst von sich hielt, konnte er nicht übertreffen. Sie hatte versagt. Gerade als es darauf angekommen war, hatte sie den Erwartungen nicht standgehalten.
    Verdammt sollte sie sein, wenn ihre Familie am Ende Recht behielt. Aber sie war für diese Arbeit wie geschaffen. Und nicht nur das, sie war talentiert und gut. Verdammt noch mal.
    Sie würde nicht noch einmal versagen. Sie würde jetzt ihren Job machen und den Rückzug decken. Sie würde Kane zeigen, dass sie nicht bloß Ballast war. AJ stützte sich ab, so gut es ging, während das kleine Auto in eine Staubwolke gehüllt den Hang hinunterraste. Kane hatte die Scheinwerfer
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