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Aurora

Aurora

Titel: Aurora
Autoren: Alastair Reynolds
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fort:
    »Ihr Habitat wird bis zum Abschluss der Ermittlungen
    von der Außenwelt abgeriegelt. Der reale Verkehr zwischen Haus Perigal und dem Rest des Systems einschließlich Chasm Citys wird eingestellt. Nachrichten dürfen weder gesendet noch empfangen werden. Jeder Versuch, diese Sanktionen
    zu durchbrechen, wird gewaltsam unterdrückt. Die Verfü-
    gung ist unwiderruflich und bindend.« Dreyfus hielt inne und ließ die Karte sinken. »Der Ausschluss tritt hiermit in Kraft.«
    Betroffenes Schweigen, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers gegen die Beckenwand, war die Ant-
    wort.
    »Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte der Mann mit den grauen Augen nach einer Weile und sah Caitlin Perigal auf-fordernd an. »Bitte sag mir, dass es ein Scherz ist.«
    »So weit ist es also gekommen«, sagte die Matriarchin.
    »Dass Sie ein Dreckskerl sind, Dreyfus, wusste ich schon immer, aber dass Sie zu solchen Mitteln greifen würden, hätte ich Ihnen doch nicht zugetraut.«
    Dreyfus legte die Karte neben das Becken. »Hier sind alle Vorwürfe gegen Sie zusammengefasst. Mir scheint die Anklage wasserdicht zu sein, aber ich bin nur ein einfacher Präfekt im Außendienst.« Er tippte sich mit dem Finger ans Kinn, als wäre ihm noch etwas eingefallen. »Jetzt muss ich Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten.«
    »Sie sind wohl verrückt geworden.«
    »Bitte verfassen Sie eine Eilmeldung an alle Ihre Bürger und Gäste. Teilen Sie ihnen mit, dass über Ihr Habitat der Ausschluss verhängt wurde und die Verbindung zum Rest
    des Universums in Kürze unterbrochen sein wird. Weisen
    Sie darauf hin, dass dieser Zustand bis zu einem Jahrhundert andauern könnte und dass für Nachrichten an Freunde und Verwandte außerhalb von Haus Perigal noch sechshundert Sekunden Zeit bleiben.«
    Er wandte sich an Thalia und Sparver und sagte mit ge-
    dämpfter Stimme, aber nicht so leise, dass Caitlin Perigal ihn nicht hätte hören können: »Sie wissen, was Sie zu tun haben. Wer Sie behindert oder sich weigert zu kooperieren, darf euthanasiert werden.«
    Die Felgenbahn fuhr so schnell, dass die zentrifugale Schwerkraft des langsam in die entgegengesetzte Richtung rotierenden Rades verringert wurde. Thalia saß, in trübe Gedanken versunken, neben Sparver.
    »Es ist nicht fair«, sagte sie.
    »Was ist nicht fair?«
    »Alle, die nur zufällig zu Besuch waren, nun einfach hier festzuhalten.«
    »Manchmal ist die einzig gangbare Lösung eben nicht
    fair.«
    »Aber sie werden vom Glitzerband abgeschnitten, von
    Yellowstone, von Freunden und Verwandten, von der Ab-
    straktion, von ihren medizinischen Behandlungen ... einige von ihnen könnten sogar sterben, bevor der Ausschluss aufgehoben wird.«
    »Das hätten sie sich vorher überlegen sollen. Wer nicht von einem Ausschluss erwischt werden will, muss sich über sein Habitat informieren.«
    »Ein hartes Urteil.«
    »Sie haben an der Demokratie herumgepfuscht. Wenn
    die Demokratie zurückschlägt, wird mir das keine schlaflosen Nächte bereiten.«
    Thalia spürte, wie das Gewicht zurückkehrte, als die
    Bahn kurz vor dem Ziel langsamer wurde und in einer
    Höhle anhielt, die kleiner und heller war als die erste. Die beiden Präfekten stiegen aus. Hier war der Boden schach-brettartig mit spiegelblanken schwarzen und weißen Ka-
    cheln gefliest. Aus einem Loch in der Mitte wuchs ein zy-lindrisches Gebilde, dick wie ein Baumstamm, mit einer
    schmalen Spitze, die fast die Decke berührte. Über die
    schwarze Oberfläche flimmerten in raschem Wechsel rote
    und blaue Linien: schematische Darstellungen von Daten-

    strömen. Eine geländerlose Wendeltreppe führte um die
    Säule herum zu mehreren Interface-Anschlüssen, die wie
    Aststummel aus dem Stamm ragten.
    Ein Mann in beiger Uniform - ein Techniker oder Beam-
    ter, dachte Thalia - stand am Fuß der Säule und sah ihnen entgegen wie das verkörperte Misstrauen.
    »Keinen Schritt weiter«, warnte er.
    Sparver machte sich zum Sprecher. »Hat Ihnen die Matri-
    archin von Perigal nicht mitgeteilt, dass wir auf dem Weg zu Ihnen sind und nicht behindert werden dürfen?«
    »Das ist ein Trick. Sie sind Agenten von Haus Cantarini.«
    Sparver sah ihn skeptisch an. »Sehe ich aus wie ein Agent von Haus Cantarini?«
    »Ein Agent kann aussehen wie jedermann.«
    »Ich bin ein Schwein. Glauben Sie wirklich, man würde
    ein so hässliches Wesen wie mich schicken, wenn es andere Möglichkeiten gibt?«
    »Ich kann das Risiko nicht eingehen. Wenn Sie den
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