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Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
Autoren: Z. A. Recht
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hast, wollen wir sie mal ausquartieren.«
    Er packte seine Winchester, hielt sie schussbereit und hinkte langsam hinter dem Tresen hervor. Der Durchgang im hinteren Teil des Geschäfts wurde halb von einer schäbigen alten Wolldecke verhüllt, die mit Heftzwecken am Türrahmen befestigt war. Stiles streckte eine Hand aus, riss sie einfach ab und verteilte den Staub der Jahrtausende, der sich dort seit etlichen Ewigkeiten angesammelt hatte, im ganzen Laden. Den in ihm aufquellenden Husten würgte er ab. Dann zog er sich das T-Shirt übers Gesicht. Es war nicht nur der Staub, der ihn dazu brachte, sich zu maskieren. Ein starker, fast überwältigender Gestank kam ihm aus dem Hinterzimmer entgegen. Obwohl er süßlich roch, wurde ihm übel. Stiles kannte diesen Geruch. Es roch nach Tod. Nach einer alten Leiche.
    Stiles drang mit vorsichtigen kurzen Schritten in das kleine Hinterzimmer vor und erhellte es mit seiner Taschenlampe. Es war tatsächlich ein Lagerraum. Ungeöffnete Pappkartons füllten Regale. Eine vergessene Sackkarre lag zu seinen Füßen auf der Seite. Ein Sports-Illustrated- Kalender hing hinter einem winzigen Schreibtisch an der Wand. Der Ladenbesitzer hatte mit einem wischfesten Markierstift treu und brav sämtliche Tage bis zum 3. Januar markiert. Das war fast drei Wochen her. Was immer danach in Hyattsburg geschehen war, musste an diesem Tag seinen Anfang genommen haben.
    Erneut war das schlurfende Geräusch zu hören. Stiles zuckte zusammen und schwang die Winchester herum. Er stellte fest, dass er auf eine hölzerne Tür zielte, die sich bisher in einer Ecke des Lagerraums versteckt hatte. Dann hörte er das Geräusch zum dritten Mal und konzentrierte sich darauf. Es kam eindeutig von oben, aber aus Richtung der Tür.
    Stiles begab sich zur Tür, ging in die Knie und ignorierte den Schmerz in seinem Bein. Er drückte ein Auge an das altmodische Schlüsselloch und versuchte, hindurchzusehen, doch auf der anderen Seite war es stockdunkel. Stiles seufzte, warf einen Blick hinter sich und verzog das Gesicht. Er konnte nicht ruhig hier unten schlafen, wenn in der Etage über ihm ein Infizierter hauste. Zwar wusste er, dass er in weniger als einer Woche einer der ihren sein würde, aber die Zeit bis dahin wollte er sich keinesfalls nehmen lassen. Bis dahin wollte er unbedingt er selbst bleiben. Er wollte die Zeit, die ihm noch blieb, ums Verrecken nicht als schneller Imbiss für einen Sprinter vergeuden.
    Stiles überprüfte seine Waffe, dann nahm er sich die Zeit, sie bis zur vollen Kapazität aufzuladen. Schließlich packte er vorsichtig den Türknauf und versuchte ihn zu drehen.
    Die Tür war nicht verschlossen.
    » Das gefällt mir schon besser«, murmelte er und drehte den Knauf bis zum Anschlag. Stiles öffnete die Tür langsam und zentimeterweise. Bei jedem Zentimeter knarrte der Boden oder quietschte ein Scharnier. Als er endlich fertig war, lag eine schmale Treppe vor ihm. Sie führte in den zweiten Stock des Gebäudes hinauf. Stiles schaltete die noch immer an seinem Brustnetz hängende Taschenlampe an und justierte sie so, dass sie geradeaus leuchtete. Er brauchte beide Hände für das Gewehr. Das Innere eines Hauses war nicht der beste Ort für großformatige Waffen, aber er besaß keine Pistole mehr. Sherman und seine Leute hatten alle Handfeuerwaffen mitgenommen.
    Stiles arbeitete sich vorsichtig die Treppenstufen hinauf. Dabei lauschte er sorgfältig nach Hinweisen, die ihm den Aufenthaltsort des unwillkommenen Gasts beschrieben. Wer auch immer die Geräusche machte – im Moment ließ er nichts von sich hören. Stiles kam es vor, als seien Stunden vergangen, doch wenige Minuten später erreichte er das Ende der Treppe.
    Ein Korridor verlief in zwei Richtungen. An den Wänden hingen gerahmte Fotografien. Mit massenhaft Klebestreifen befestigte Plakate zierten die Türen. Hier schien der Besitzer des Ladens gelebt zu haben.
    Stiles betrat den Korridor – und erstarrte auf der Stelle. Sein Fuß war auf eine lose Diele getreten. Das daraus resultierende Knarren kam ihm in der nächtlichen Stille so laut wie ein Gewehrschuss vor. Er zuckte zusammen.
    Wie erwartet folgte die Reaktion des ungebetenen Gasts auf dem Fuße, wenn auch unkoordiniert. Links von ihm, in einem Zimmer, grunzte jemand. Dann hörte Stiles Schritte, die die Dielen knarren ließen. Es waren schnelle Schritte, doch sie kamen nicht näher und entfernten sich auch nicht. Es klang fast so, als liefe der Infizierte im Kreis herum
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