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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten
Autoren: Brian W. Aldiss
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schnellen Blick zur Uhr und füllte sich ein Glas mit Wasser aus einer Kanne, die in der Ecke stand. Er trank, stellte seufzend das Glas weg und ließ sich auf einen Hocker am Ofen sinken, wo er seine blaugeäderten Hände in die Wärme hielt.
    »Ich traf einen Hausierer«, sagte er schließlich. »Er erzählte mir, daß er nach Faringdon wolle und daß die Schotten Banbury erreicht hätten.«
    »Wo ist dieser Hausierer?« fragte Graubart, ohne den Tonfall zu verändern oder seinen Blick vom Fenster abzuwenden.
    »Er ist weitergegangen, Graubart. Er sagte, er wolle nach Faringdon.«
    »Er hat Sparcot umgangen und nicht versucht, uns etwas zu verkaufen? Das klingt nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Ich erzähle dir nur, was er gesagt hat. Ich bin nicht für ihn verantwortlich. Ich denke mir bloß, Mole sollte wissen, daß die Schotten kommen, das ist alles.« Seine Stimme verfiel in jenes gereizte, winselnde Aufbegehren, das ihnen allen in Situationen wie dieser eigen war.
    Betty wendete sich wieder ihrem Ofen zu. »Jeder, der herkommt bringt Gerüchte mit«, krächzte sie. »Wenn es nicht die Schotten sind, dann sind es Herden wilder Tiere. Gerüchte, Gerüchte ... Es ist genauso schlimm wie im letzten Krieg, als sie uns ständig erzählten, es stünde eine Invasion bevor. Ich glaubte schon damals, daß sie es nur taten, um uns einzuschüchtern, aber Angst hatte ich trotzdem.«
    »Gerüchte oder nicht«, unterbrach Sam ihr ärgerliches Gemurmel, »ich sage dir nur, was der Mann gesagt hat. Ich glaubte, ich sollte kommen und davon Meldung machen. Habe ich recht getan oder nicht?«
    »Von wo ist dieser Kerl gekommen?« fragte Graubart.
    »Er ist von nirgendwo gekommen. Er wollte nach Faringdon.« Sam grinste über seinen Scherz und fing von Towin ein reflektiertes Lächeln auf.
    »Hat er gesagt, wo er vorher gewesen ist?« fragte Graubart geduldig.
    »Er sagte, er sei von flußaufwärts gekommen. Sagte, er hätte viele Hermeline gesehen, die in dieser Richtung wandern.«
    »Wieder so ein Gerücht, das wir schon oft gehört haben«, sagte Betty und nickte vor sich hin.
    »Du hältst die Klappe, alte Kuh«, sagte Sam ohne sonderliche Erregung.
    Graubart nahm sein Gewehr am Lauf und ging in die Mitte des Zimmers, bis er vor Sam stand. »Ist das alles, was du zu melden hast, Sam?«
    »Schotten, Hermeline – was erwartest du noch mehr von einer Patrouille? Elefanten habe ich keine gesehen, wenn du es genau wissen willst.« Er grinste erneut und wieder mit einem Blick zu Towin Thomas.
    »Du bist nicht helle genug, Sam, um einen Elefanten zu erkennen, wenn du einen sehen würdest«, sagte Towin.
    Ohne den Wortwechsel zu beachten, sagte Graubart: »In Ordnung, Sam, du kannst wieder zurückgehen. Es fehlen noch zwanzig Minuten, bis du abgelöst wirst.«
    »Was, ich soll wieder losgehen, nur wegen lausiger zwanzig Minuten? Kommt nicht in Frage, Graubart! Ich habe genug für diesen Nachmittag, und ich bleibe hier auf diesem Hocker sitzen. Was soll in zwanzig Minuten schon passieren? Niemand wird Sparcot klauen und damit weglaufen, was immer Jim Mole denken mag.«
    »Du kennst die Gefahren so gut wie ich.«
    »Von mir kannst du keine Vernunft verlangen, nicht, solange ich diesen schlimmen Rücken habe. Diese verfluchten Wachgänge sind für meinen Geschmack viel zu oft fällig.«
    Betty und Towin schwiegen. Letzterer warf einen Blick auf seine zerbrochene Armbanduhr. Sie wußten so gut wie jeder andere im Dorf, was es mit diesem Wachdienst auf sich hatte, und die Notwendigkeit ständiger Wachsamkeit war ihnen oft genug eingehämmert worden, aber sie betrachteten die breiten Ritzen im Bretterboden und sagten nichts. Sie kannten die Anstrengung, alte Beine die Treppe hinunter und wieder hinauf zu schleppen und eine weitere Runde durch nasse Wiesen zu stapfen.
    Sam fühlte seinen Vorteil. Er reckte die schmächtigen Schultern und bot Graubart die Stirn. »Warum reißt du nicht selber die zwanzig Minuten ab, wenn du so scharf darauf bist, diesen Schutthaufen zu verteidigen? Du bist ein junger Mann; die Bewegung wird dir guttun.«
    Graubart zog den Lederriemen des Gewehrs über seine linke Schulter und wendete sich an Towin, der auf seinen Knüppel gestützt dastand. »Schlag den Alarmgong, wenn es dringend ist, aber nur dann. Und sag der alten Betty, daß es kein Essensgong ist.«
    Als er sich zur Tür bewegte und seine beutelig ausgeweitete Jacke zuknöpfte, krächzte die Alte: »Dein Essen ist gleich fertig, Algy. Warum bleibst du
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