Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Geschäften. An Wochentagen bot er einen preisgünstigen Mittagstisch an, neudeutsch »Business-Lunch« genannt. Sonntags allerdings nie, denn sonntags hatte er geschlossen. Die Kneipe – er bestand auf dieser Bezeichnung – war gemütlich. Berufstrinker und Radaubrüder sah man hier nie.
    Â»...muss es ungefähr 14.50 Uhr gewesen sein«, sagte Tim, »als der Bankräuber getürmt ist. Passanten gab’s wohl zu der Zeit nicht. Jedenfalls hat sich niemand gemeldet. Der Altmeier-Platz samt Altmeier-Straße liegt ja auch ein bisschen abseits. Die Geschäfte sind alle vorn in der Fußgängerzone. Na ja, und wir dachten uns: Vielleicht haben Sie den Typ gesehen. Ihn und seinen Wagen. Man kann annehmen, dass der Kerl die Schweinchenmaske abgenommen hatte. Aber er hielt einen großen Leinenbeutel in der Hand.«
    Manni schüttelte den Kopf, dass die Locken wackelten. »Um diese Zeit bin ich immer total mit dem Aufräumen beschäftigt. Da geht kein Blick nach draußen. Meine Frau schimpft in der Küche. Die Serviererin schimpft über die bekleckerten Tischdecken und ich... Halt mal! Jetzt fällt mir ein: Diminivski war noch da. Ich weiß es so genau, weil ich ihn um drei, wenn wir schließen, rausschmeißen musste. An dem Freitag hatte er Blei im Hintern. Nach dem Essen – wir hatten gebratene Scholle mit Speckkartoffeln – ist er sitzen geblieben und hat sich etliche Biere reingeschüttet.«
    Â»Könnte er was gesehen haben?«, fragte Tim.
    Â»Er saß dort am Fenster.Am zweiten.Er sitzt immer dort, wenn er kommt. Jedenfalls meistens. Weil er gern raussieht.«
    Â»Wer ist dieser Diminivski?«
    Â»Hm.« Manni kratzte sich am Kinn.
    Tim wartete auf die Fortsetzung.
    Â»Mit Vornamen heißt er Jörg«, erklärte Manni.
    Â»Und sonst?«
    Â»Ich glaube, er hat nur einen Vornamen.«
    Â»Ich meine, was ist mit ihm los?«
    Â»Ich will nichts behaupten. Aber von allen meinen Gästen ist er der, auf den ich am ehesten verzichten würde.«
    Ziemlich umständliche Erklärung, dachte Tim. Also, ein Mistkerl. Von denen wimmelt’s ja in der Welt.
    Â»In welcher Beziehung?«
    Â»Meines Wissens ist er nicht vorbestraft. Man könnte das als Wunder bezeichnen. Aber bestimmt ist Dimi höllisch durchtrieben. Er ist so eine Art Torpedo – also einer, der die Dreckarbeit erledigt für die kriminellen Bosse im Hintergrund. Ein Typ fürs Grobe. Dein Vater, Gaby, hat sicherlich von ihm gehört.«
    Gaby machte eine Kann-schon-sein-Schnute. Klößchen knabberte an einem eisgekühlten Schoko-Riegel, den er in der Hosentasche transportiert hatte. Karl hatte sich an einen der urigen Tische gesetzt und kramte in seinem Rucksack.
    Â»Wissen Sie, wo Dimi wohnt?«, fragte Tim. »Vielleicht steht er auch im Telefonbuch.«
    Â»Ich kenne seine Adresse«, nickte Manni.
    *

    Â 

    Stillheimer Weg war eine ganze Ecke entfernt. Ein fast ländliches Viertel mit kleinen Häusern und Gärten, durch die jetzt der Ostwind pfiff. Die Schneepflüge vom Winterdienst hatten die Straßen geräumt, zu beiden Seiten hüfthohe Schneewälle aufgetürmt und sämtliche Garagen- Einfahrten unpassierbar gemacht. Es sei denn, der Hausbzw. Garagenbesitzer hatte Mumm in den Knochen, drei Stunden Zeit und eine Schaufel, mit der er Schnee und Eisschollen zum Nachbarn hinüberschaufeln konnte. Was aber durchaus zu zwischenmenschlichen Problemen führen kann.
    TKKG stiegen von ihren Rädern. Nr.15 war ein gelb verputztes Haus mit lappigen Gardinen hinter den Fenstern. Die Haustür war offen. Auf der dreistufigen Treppe davor stand ein Typ, der vermutlich der Hausherr war, also Jörg Diminivski. Er blickte zur Straße, wo sein Besucher eben in einen schwarzen Mercedes stieg, der wie eine Staatskarosse aussah und getönte Scheiben hatte.
    Der Mann war schon mit einem Bein hinterm Lenkrad, hielt aber inne, weil er noch was sagen wollte. Wie eine weltbewegende Mitteilung hörte es sich nicht an.
    Er rief Dimi zu: »Dafür ist Lappen-Olaf genau der richtige Mann. Glaub mir! Außerdem braucht er Geld.«
    Dann stieg er ein, ein feister Typ im Wintermantel mit Persianerkragen. Kein Hut. Speckkopf. Zigarre in der linken Hand. Als er saß, schob er sich den Tabakblatt-Krautwickel zwischen die Goldkronen. Wahrscheinlich brauchte er beide Hände zum Fahren. Der Wagen glitt an TKKG vorbei. Tim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher