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Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)

Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)

Titel: Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Autoren: Katja Glaser
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höflich frage, ob wir hier eventuell ein Doppelzimmer mit Hund bekommen könnten. Er schaut mich etwas fragend an und möchte, nachdem ich mein Anliegen genauer vorgetragen habe, Bobby und Rainer sehen, die draußen warten. Nach kurzer Begutachtung lächelt er uns an und meint, wir sollen uns gegenüber im Haus bei Carmela melden, er würde sie anrufen und Bescheid geben, dass wir kommen. „Mensch,das wäre ja super, wenn das klappt!“, sage ich voller Freude zu Rainer und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer! Als wir nebenan im Gebäude eintreten, sehen wir erst, was das für ein schönes Hotel ist. Ein umgebautes Kloster mit einem Hammer-Ambiente. Meine Hoffnung schwindet schon wieder, als ich das Mobiliar und die ganze Ausstattung sehe. Es sind auch hier viele Leute, alle wollen eine Unterkunft. Wir warten kurz vor dem Büro von Carmela, die gerade einem Kunden den Zimmerschlüssel übergibt, hoffentlich uns nachher auch…
    Ich schildere ihr dasselbe wie vorhin, und dass uns der nette Herr von drüben schickt. Sie schaut mich sehr ungläubig an und beginnt zu telefonieren. Der Hombre hat sie doch nicht angerufen, denke ich resignierend. Sie legt auf und gibt mir wortlos einen Schlüssel. Bingo! Jetzt kann man ja raten, ob wir ein Zimmer bekamen, weil der uns so nett fand, oder ob er einfach Mitleid mit uns hatte und er nicht für unseren Erfrierungstod verantwortlich sein wollte, sei’s drum, das werden wir nie erfahren. Hauptsache wir haben unsere Übernachtung. Wir gehen hoch in unser Zimmer, das eigentlich eine Suite ist und sind total begeistert. Es gibt einen Vorraum mit Wohnzimmer und Küche (nicht, dass wir das bräuchten, aber hallo!), ein Bad, und weiter hinten ein Schlafzimmer. Das ganze kostet uns mit Frühstück 62 Euro. So viel zum Thema Jakobsweg und spartanisch leben. Aber heute haben wir uns das verdient, nach dieser Hammeretappe. Das reden wir uns halt jetzt ein. Wir duschen erst einmal heiß, entledigen unseren Bobby von seinem total durchnässten und verdreckten Rucksack, waschen auch ihn etwas ab und hängen unsere Klamotten auf vier(!) Heizkörpern zum Trocknen auf, welch ein Luxus. Das Telefon klingelt und Carmela meint, sie hätte für uns einen Tisch im Haus nebenan, wo wir ein Pilgermenü essen können. Ach ja, Hunger haben wir ja auch – und wie! Wir sagen zu und sitzen auch kurze Zeit später mit vier Franzosen an einem Tisch. Es ist sehr lustig,wir können ein paar Brocken Französisch und das Essen ist sehr gut. Im vorderen Teil des Restaurants läuft ein Fernseher, dort wird von den Rettungsaktionen des vorigen Tages berichtet. Auch einige Pilger wurden interviewt. Es ist wohl nicht normal, dass die hier im Mai so viel Schnee und so ein schlechtes Wetter haben. Einige Tage später sollten wir dann erfahren, dass es seit 130 Jahren der schlechteste Mai überhaupt war, und wir waren dabei!
    Danach gehen wir über den Hof in unser Zimmer. Es schneit schon wieder, und die Schneedecke ist bestimmt dreißig Zentimeter hoch. Bobby hat gefressen und liegt tief schlafend auf dem Boden. Trotzdem geht er mit Rainer noch kurz raus und tollt mit ihm im Schnee herum. Ich liege schon im Bett und bewundere noch einmal das Zimmer und denke über den anstrengenden und auch etwas verrückten Tag nach. Ich mache mir die ersten Notizen, damit wir hinterher auch noch alles wissen. Jetzt merke ich auch, dass mir alles weh tut. Um halb elf ist der Tag dann zu Ende und ich sage zu Rainer: „Morgen früh musst du einen Kran bestellen, der mich aus dem Bett hievt.“ Er lacht und antwortet: „Jetzt schlafen wir erst einmal und morgen sehen wir weiter.“
    Die Nacht war himmlisch und das Frühstück göttlich. Den Kran habe ich auch nicht gebraucht, ich bin selbständig aus dem Bett gekommen. Mit getrockneter Ausrüstung starten wir gut gelaunt den zweiten Tag. Wir holen noch unseren Pilgerstempel ab und sehen uns die Herberge an. Da sind ungefähr einhundert Betten. Klar, dass da keine Hunde erlaubt sind. Unser Ziel heute heißt Zubiri oder Larrasoana. Das Wetter hat sich etwas beruhigt, die Wege sind jedoch sehr nass und matschig. Nach kurzer Zeit haben wir uns wieder warmgelaufen und einen guten Schritt drauf. Bobby trabt auch wieder neben uns her, allerdings hängt heute sein Schwanz, den er sonst immer oben trägt wie eine Fahne,ganz nach unten. Vielleicht hat er Muskelkater, denke ich. Zu Hause läuft er ja nicht oft den ganzen Tag.
    Es beginnt wieder zu regnen. Wir überqueren einen Bach, über
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