Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz
Autoren: Sarah Saxx
Vom Netzwerk:
kurzer Blick auf die Chatleiste verriet mir, dass Julian gerade online war. Das machte die ganze Sache nicht gerade besser für mich. Er saß wahrscheinlich in diesem Moment genauso gespannt vor meinem Profil wie ich vor seinem – mit dem Unterschied, dass ich leer ausging.
    Verärgert schnaufte ich. Doch jetzt noch aus lauter Panik etwas von meiner Seite zu löschen, wäre sinnlos gewesen, ich hätte nicht einmal gewusst, wo ich anfangen sollte. Abgesehen davon würde ich wahrscheinlich nicht so überreagieren, wenn er auch Fotos hochgeladen hätte. Somit war es eben ein Schnitt ins eigene Fleisch, und damit musste ich jetzt leben.
    Nach dem Treffen morgen würde sich das Rätsel um sein Äußeres von selbst lösen. Und damit mein Äußeres so sein würde, wie ich es geplant hatte, klappte ich den Laptop zu und ging schlafen.

    Am nächsten Morgen rekelte ich mich genüsslich im Bett. Die Nacht war für mich richtig erholsam gewesen, ich hatte einen tiefen, traumlosen Schlaf – zumindest konnte ich mich an keinen Traum erinnern. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Tag.
    Das Wetter war trüb und grau, aber das wirkte sich in keinster Weise auf meine Stimmung aus. Gut gelaunt schwang ich mich aus dem Bett. Während ich in die Küche ging, um die Kaffeemaschine einzuschalten, schwirrten meine Gedanken wieder um Julians Facebook-Profil. Mich wurmte es immer noch, dass ich dort wider Erwarten kein aktuelles Bild von ihm gefunden hatte. Das war wirklich ärgerlich. Er war mir also einen Schritt voraus, und diesen Vorteil wollte ich ihm nur ungern überlassen.
    Fünfzehn Minuten später saß ich mit Kaffee und Laptop an der Küchentheke und stellte enttäuscht fest, dass der Mann in der ganzen Welt des World Wide Web nicht aufzufinden war.
    Gut, „ganze Welt“ war wahrscheinlich etwas übertrieben, denn nach der fünften Seite der Suchmaschine gab ich meine Suche auf – was für mich schon außergewöhnlich war, denn normalerweise reichte meine Geduld gerade mal bis Seite drei.
    Ich fand zwar einige Namensverwandte, doch ich konnte nicht feststellen, ob er einer von denen war. Jedenfalls kam mir keines der Gesichter auf den Fotos bekannt vor.

    „Keine Fotos auf Facebook? Was ist denn das für ein Mann? Du, ich glaub, ich lag gestern mit meiner Vermutung gar nicht so falsch. Der ist wahrscheinlich wirklich hässlich wie der Glöckner von Notre-Dame und will keinen im Vorfeld in die Flucht schlagen, indem er sein Foto online stellt.“ Isa hatte wie immer eine logische Erklärung parat.
    Ich musste schmunzeln. In meiner Ratlosigkeit hatte ich meine beste Freundin angerufen, und sie schaffte es natürlich, mich zu beruhigen.
    „Das ist wirklich frustrierend. Ich war fest davon überzeugt, ich erfahre mehr über ihn, wenn ich seine Freundschaftsanfrage annehme. Aber sein Profil ist quasi … leer. Und für ihn ist meines natürlich eine Galerie zum Austoben. Isa, ich hab sogar kurz überlegt, ob ich nicht meine Ordner löschen soll, aber das wär dann doch ziemlich kindisch von mir gewesen, oder nicht?“
    Ich hörte Isa lachen. „Außerdem wusste ich nicht, ob er nicht schon geschaut hat, nachdem ich alles freigegeben hab. Da wär es dann schon zu spät gewesen. Abgesehen davon hab ich keine Ahnung, ob ich die Bilder, auf denen ich von Fremden markiert wurde, auch löschen kann.“
    „Klar kannst du die Markierungen auch löschen, aber du hast recht, das wäre wirklich sinnlos gewesen, mit dem Entfernen zu beginnen, nachdem du die Anfrage bestätigt hast.“
    Gut, dass Isa mich nicht sehen konnte, denn so entging ihr mein Augenrollen. Das Handy unter das Ohr geklemmt, schlüpfte ich in meine Jeans.
    „Toll, deine Weisheiten helfen mir jetzt auch nicht weiter. Ich wollte mich auf das Treffen mit Julian einstellen können, damit ich weiß, was … ähm … wer mich erwartet. Menno, ich bin so nervös wie am ersten Schultag …“
    „Und von früher hast du keine Fotos mehr?“
    „Hm.“ Gute Frage. Vielleicht in meinen alten Fotoalben. „Ich muss nachsehen. Danke fürs Zuhören und danke fürs Weiterhelfen.“ Ich schmatzte ihr einen Kuss in den Hörer.
    „Immer wieder gerne, Süße,“ kicherte mir Isa ins Ohr, bevor ich auflegte.
    Eine gute Stunde später saß ich im Schneidersitz im Wohnzimmer auf dem Boden – im Chaos der Vergangenheit: Unzählige Fotos, die ich aus lauter Faulheit nie eingeklebt hatte, sowie drei dicke Fotoalben lagen auf dem Boden verstreut um mich herum.
    Doch auf keinem der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher