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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz
Autoren: Sarah Saxx
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wollte.
    Vor Jahren hatte er meine Freundschaft mit Füßen getreten. Nun war der Zug für ihn abgefahren. Okay, dass ich ihn seit unserer ersten Begegnung vor sechzehn Jahren angehimmelt hatte, war kein Geheimnis. Ich war aber auch nicht die Einzige. Er hatte regelrecht in den Blicken der Mädchen gebadet und es offensichtlich auch genossen.
    Seine Freundschaftsanfrage beschäftigte mich nun aber doch. Ich ließ den Mauszeiger darüber kreisen, und unterdrückte Wut stieg in mir auf. Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein? Dachte er wirklich, nach allem, was vorgefallen war, er könnte mir einfach eine Nachricht auf Facebook schicken und alles wäre vergeben und vergessen? Ich schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. Gerade wollte ich die Anfrage ablehnen, als wieder eine Mitteilung einging:

    Julian König:
    Das hör ich gern!
    Also … Jana, ich war damals ein Idiot, was mir sehr leidtut. Ich will es wiedergutmachen, und es wäre toll, wenn Du mir diese Chance gibst. Ich weiß, es ist schon ewig her – trotzdem hoffe ich, dass es noch nicht zu spät ist für eine Entschuldigung.

    Verdammt, was sollte das denn? Ich war sprachlos, damit hatte ich nicht gerechnet. Er wollte sich bei mir entschuldigen? War das jetzt wieder seine Masche, mit der er Leute verarschte? Saß er mit seinen Kumpeln vor dem Computer und lachte sich gerade kaputt? Unsicher wischte ich mit der Handfläche etwas Staub vom Bildschirm.
    Aber was, wenn er es wirklich ernst meinte? Immerhin hatte er geschnallt, dass er sich in der Vergangenheit nicht korrekt verhalten hatte. Und er war ein Mann … Wenn er „nur“ fünfzehn Jahre brauchte, um mich um Verzeihung zu bitten – worüber wollte ich mich beschweren? Ha!
    Mal davon abgesehen, wieso kam er erst jetzt, so viele Jahre später, darauf, dass er sich wie der letzte Idiot verhalten hatte? Und was hatte er davon, wenn er sich entschuldigte? So schuldbewusst und … nett … hatte ich ihn zuletzt nicht in Erinnerung, und ich bezweifelte, dass er sich so sehr geändert haben konnte. Was erwartete er von mir? Dass ich sage ,Kein Problem, ist schon vergessen und vergeben. Komm, lass uns ein Bier trinken gehen?’ Da verwechselte er mich offensichtlich mit seinen Kumpeln.
    Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, und strich mit meinen Fingern die kleine Furche zwischen den Brauen wieder glatt. Dass ich wegen Julian jetzt auch noch Falten bekäme, fehlte mir noch.
    Die Freundschaftsanfrage ignorierte ich bewusst, aber ich konnte nicht anders. Auf seine Nachricht musste ich ihm einfach antworten:

    Jana Sommer:
    Ich hab ja keine Ahnung, in welchen Film ich da eben geraten bin, aber ich bin mir sicher, dass wir uns nichts zu sagen haben. Weder bezüglich unserer Vergangenheit noch zum Jetzt … Und eine Zukunft mit uns wird es ebenfalls nicht geben. Leb Wohl!

    Nachdem ich meinem Ärger so ordentlich Luft gemacht hatte, fühlte ich mich schon um einiges besser. Verrückte Männerwelt! Kaum, dass ich die Nachricht geschickt hatte, klappte ich meinen Laptop zu. Ich wollte gar nicht wissen, ob er meinen Wutausbruch gelesen hatte, geschweige denn, was er darauf antworten würde – falls er das überhaupt noch tat. Zur Sicherheit schaltete ich auch mein Smartphone ab.
    Nachdenklich nippte ich am Wein. Seine Nachrichten ließen mir aber keine Ruhe. Es war, als hätte ein anderer Mensch die Zeilen geschrieben, nicht der Julian König, den ich gekannt hatte. Er hatte seine Opfer vor seinen Freunden so lange verspottet und aufgezogen, bis man weder ein noch aus gewusst hatte. Seine männlichen Opfer fingen meistens aus lauter Verzweiflung eine Schlägerei an (was in Anbetracht der Tatsache, dass Julian niemals ohne seine Kumpanen unterwegs war, sehr aussichtslos war), und die Mädchen hatten regelmäßig weinend das Weite gesucht.
    Trotz meiner Wut auf ihn spürte ich die Herzlichkeit in seinen Worten und die große Freude, mich endlich gefunden zu haben, sodass ich jetzt total verunsichert war. Doch ich wollte nicht wieder auf seine Masche reinfallen. Noch einmal wird mir so etwas nicht passieren. Nicht nach Georg, diesem Mistkerl. Gut, der war mit Sicherheit ein erstklassiger Schauspieler, doch wer garantierte mir, dass es nicht noch mehr von dieser Gattung gab?
    Eigentlich schade, was aus Julian geworden war. Als ich ihm das erste Mal begegnete, war er zwar kein Einzelgänger, aber er hielt sich ruhig im Hintergrund. Er ließ anderen Jungs den Vortritt und war eher ein stiller
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