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Auf keinen Fall Liebe

Auf keinen Fall Liebe

Titel: Auf keinen Fall Liebe
Autoren: Marina Schuster
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da bist, dein Dad hat uns bereits viel von dir erzählt.«
    Faiths Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, verstärkte sich noch. Sie runzelte die Stirn, kam jedoch nicht dazu, etwas zu sagen, denn Emily verschränkte jetzt abweisend die Arme vor der Brust.
    »Er ist nicht mein Dad«, betonte sie anklagend und ihre großen, hellgrauen Augen schwammen erneut in Tränen.
    »Himmel, was ist hier bloß los?«, schoss es Faith entnervt durch den Kopf.
    Sie hatte knapp sieben Stunden im Auto gesessen, war von London hierher gefahren, um an der Beerdigung ihres Vaters teilzunehmen. Anschließend wollte sie den Nachlass regeln, ein paar Tage ausspannen und überlegen, wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, alles in Ruhe mit ihren Tanten zu besprechen.
    Stattdessen sah sie sich nun mit einem Mann konfrontiert, der aussah, als wäre er einem Titelblatt von Men‘s Health entsprungen und dessen Blicke reichlich provozierend waren. Seine kleine Tochter – denn das war sie ohne jeden Zweifel – behauptete, er sei nicht ihr Vater und schien mehr als verstört zu sein.
    Obendrein versuchten Polly und Molly ganz offensichtlich, irgendetwas vor ihr zu verbergen, und ihr war klar, dass es irgendwie mit diesem Dr. Clarke zu tun haben musste.
    »Warum essen wir nicht erst einmal zu Abend?«, schlug Molly jetzt fröhlich vor und nahm eine Schüssel mit Kartoffelsalat aus dem Kühlschrank. »Alles Weitere können wir später besprechen.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte Polly zu. Sie lächelte Emily freundlich an. »Willst du mithelfen?«
    Die Kleine schniefte leise, nickte dann aber zustimmend und krabbelte vom Stuhl. Während sie zusammen mit Polly ein paar Würstchen aufwärmte, beobachtete Faith entgeistert, wie Lucian Clarke mit allergrößter Selbstverständlichkeit an den Küchenschrank ging und Teller herausnahm.
    Dass er als Mann den Tisch deckte, fand sie dabei weniger erstaunlich als vielmehr die Tatsache, dass er sich benahm, als wäre er hier zu Hause.
    Ein Anflug von Ärger stieg in ihr auf, doch dem Kind zuliebe verkniff sie sich jeglichen Kommentar.
    Kurz darauf saßen sie alle gemeinsam am Tisch und aßen.
    Polly und Molly kümmerten sich rührend um Emily, während Faith missmutig auf ihrem Teller herumstocherte. Immer wieder spürte sie Lucian Clarkes Blick auf sich und nahm sich vor, sofort nach der Mahlzeit in Erfahrung zu bringen, was hier eigentlich vor sich ging.

2
    » A lso gut«, begann Faith nach dem Essen zielstrebig. »Möchtet ihr mich denn jetzt bitte mal über den Grund für Dr. Clarkes Anwesenheit aufklären?«, fragte sie in Richtung ihrer Tanten, als wäre der Mann überhaupt nicht vorhanden.
    Polly und Molly schauten sich kurz an, unbehaglich und verlegen.
    »Ich werde die Praxis übernehmen«, ergriff Lucian Clarke nun das Wort.
    »Was?« Entgeistert starrte Faith ihn an.
    »Ich werde die Praxis Ihres Vaters übernehmen«, wiederholte er ruhig.
    »Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden«, entfuhr es ihr aufgebracht.
    Molly stand auf. »Emily, ich glaube die Erwachsenen haben etwas miteinander zu besprechen. Vielleicht gehen wir so lange hinüber in unser Haus und ich zeige dir unsere Kaninchen. Sie werden dir bestimmt gefallen.«
    »Au ja«, nickte die Kleine begeistert.
    Faith wartete mit zusammengepressten Lippen, bis sich die Küchentür hinter den beiden geschlossen hatte, dann fuhr sie abweisend fort: »Es tut mir sehr leid, Dr. Clarke, aber da muss ein Missverständnis vorliegen. Die Praxis steht nicht zur Disposition, ich fürchte, meine Tanten waren da ein bisschen voreilig.«
    Kühl erwiderte sie seinen durchdringenden Blick, fest entschlossen, sich von diesen hellgrauen Augen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
    Einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
    »Es gibt doch keinen Grund, das jetzt übers Knie zu brechen«, sagte Polly dann hastig und legte Faith beruhigend die Hand auf den Arm. »Du hattest eine lange Fahrt und morgen ist die Beerdigung. Warum ruhst du dich nicht erst einmal aus und schläfst eine Nacht darüber?«
    Ein dumpfes Ziehen in ihrem Nacken kündigte Faith beginnende Kopfschmerzen an, und am liebsten hätte sie den Rat ihrer Tante befolgt und sich ins Bett gelegt. Aber sie spürte, dass da noch irgendetwas war, und außerdem wollte sie die Sache geklärt haben, je eher dieser Kerl hier wieder verschwand, desto besser.
    »Nein Tante Polly, ich denke wir sollten das gleich regeln«, beharrte sie daher.
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