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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob
Autoren: Karin Adams
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Codex, benannt nach dem damals amtierenden Papst Calixtinus II (gestorben 1124), was dem Buch mehr Bedeutung verleihen sollte, beschreibt Geschichten über Jakob, listet diverse Heilige in Frankreich und Spanien auf, kommentiert die wichtigsten Routen, einschließlich der zu beachtenden Gefahren, und gibt den Pilgern von damals jede Menge guten Rat.
     
    Den brauchten die Pilger von damals auch, denn eine solche Reise war kein ganz leichtes und ungefährliches Unterfangen. Für eine Pilgerreise aus Deutschland mussten die Pilger ungefähr ein halbes Jahr kalkulieren und die Orientierung war nicht so einfach wie heute. Viele verliefen sich, nicht selten mit fatalen Folgen. Das Land war wesentlich dünner besiedelt als heute. Menschliche Hilfe war weiter entfernt, dafür traf man auf mehr wilde Tiere -der eine oder andere kehrte nie mehr zurück.
    Entlang der meist frequentierten Routen entstand eine Pilgerinfrastruktur: Klöster und Hospitäler wurden gegründet, der Straßenbau florierte, neue Brücken erleichterten das Überqueren der Flüsse, und mit dem Strom der Pilger wuchs auch ein immer größeres Dienstleistungsangebot. Gasthäuser und private Herbergen, Geschäfte aller Art und Handwerksbetriebe, insbesondere Schuster und Schneidereien für die von der Wanderung in Mitleidenschaft gezogenen Kleidungsstücke sowie Schmieden schossen wie Pilze aus dem Boden.
    Für das christliche Spanien bedeutete diese Entwicklung Wohlstand. Auch war der Camino aufgrund der verschiedenen Nationen, die hier aufeinander trafen, eine Plattform des Kulturaustausches ersten Grades. Und es kehrten nicht alle Pilger, die Santiago besucht hatten, nach Hause zurück, sondern etliche ließen sich einfach irgendwo entlang des Caminos nieder. Die Maurenkämpfe hatten weite Gebiete entvölkert, die es jetzt neu zu besiedeln galt. Das bot vielen die Möglichkeit zum Neuanfang. Zu diesem Zweck schufen die Könige für die Ausländer auch spezielle Anreize, um sie zum Siedeln zu bewegen.
    Auf engem Raum lebten nun neben den Spaniern Mujedaren, also Muslims, die nach der Reconquista in Spanien wohnen bleiben wollten, Mozaraber, viele Franken und Juden. Natürlich kam es dabei hin und wieder auch mal zu Reibereien zwischen den einzelnen Gruppen, insbesondere in Aragon und Navarra wurden manchmal sogar einzelne Stadtviertel durch Zäune oder Mauern voneinander getrennt, insgesamt jedoch wirkte sich die Völkermischung positiv auf Architektur, Kunst, Musik, Lyrik und Theater aus.
     
    Der Ursprung der Pilgerreise war religiöser Natur. Man gelobte, zu Fuß nach Santiago zu gehen und dort für etwas zu beten oder um Vergebung seiner Sünden zu bitten. Jedoch gesellten sich zu diesen edlen Pilgern bald auch andere Leute. Zunächst gab es jede Menge Ritter, die jetzt, nachdem die Mauren besiegt waren, nur noch wenig zu tun hatten und aus Lust und Laune den Camino entlang ritten. Sie bereisten den Camino nicht aus einer religiösen Motivation heraus, sondern es hatte damit gewissermaßen eine Art von Abenteuertourismus eingesetzt. Dagegen ist ja nichts zu sagen, solange die Pilger, die den Weg aus religiöser Motivation unternahmen, in ihrer Sache nicht beeinträchtigt wurden.
    Problematisch wurde es allerdings durch diejenigen Leute, die per Gerichtsbeschluss nach Santiago geschickt wurden, um Buße zu tun für Verbrechen, die sie begannen hatten. Und wollte man nach einer Verurteilung nicht selbst den langen Weg nach Galicien antreten, so konnte man damals auch gegen Bezahlung professionelle Ablasshändler auf den Weg schicken.
    Die Kriminellen und die professionellen Ablasspilger nutzen die Hilfsbereitschaft der Einheimischen dermaßen aus und betrogen sie, dass die Dorfbewohner schließlich keinerlei Interesse mehr an Pilgern schlechthin hatten. Die fehlende Unterstützung machte es den echten Pilgern jetzt so gut wie unmöglich auf Pilgerschaft zu gehen. Nicht selten wurden echte Pilger unterwegs ausgeraubt oder umgebracht - was sich natürlich herumsprach und fortan blieb man lieber zu Hause.
    Zudem kam zu der Zeit noch, dass die aufstrebenden Protestanten, Martin Luther allen voran, heftig gegen die Ablasspolitik und speziell auch gegen die Wallfahrt nach Santiago wetterten. Es wurde diskutiert, ob es sich bei dem Marmorgrab denn überhaupt um die Gebeine des Apostels handelt, oder ob hier nicht schlichtweg die Überreste eines toten Römers begraben seien. Bis heute ist das nicht einwandfrei geklärt. Vielleicht kann eines Tages eine
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