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Auf dem Weg zu Jakob

Auf dem Weg zu Jakob

Titel: Auf dem Weg zu Jakob
Autoren: Karin Adams
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diesen beiden Komponenten ab. Ich interpretiere den Namen „Compostela“ mit „Friedhofsstern“ und assoziiere den kompletten Namen meines Reiseziels frei weiter mit „heiliger Jakob, Stern des Friedhofs“.
     
    Zurück zum heiligen Jakob, dem Star der Legende: als König Alfons II von Asturien (791 - 842) von der Entdeckung Jakobs Grab erfuhr, errichtete er an dieser Stelle eine Kapelle. Sein Nachfolger Alfons III veranlasste bald schon den Bau einer größeren Kirche, die etwa 100 Jahre später bei einem Maurenangriff zerstört wurde, wobei das Apostelgrab allerdings unversehrt blieb.
    Hatten die Westgoten anfangs ihr Nebeneinander mit den Römern, die die Iberische Halbinsel vor ihnen besetzt hatten, noch vertraglich geregelt, so vergrößerte gegen Ende des 5. Jahrhunderts einer ihrer Könige einfach sein Imperium. Das Westgotenreich war jedoch in sich instabil, denn ständig gab es Unstimmigkeiten. Hatten die Westgoten insgesamt auch nicht so viele kulturelle Neuigkeiten eingeführt wie andere Besatzungsmächte, so ist mit Sicherheit doch eine Errungenschaft als Meilenstein in der Geschichte hervorzuheben: sie traten nämlich zum katholischen Glauben über.
     
    Im Jahr 7I0 wurde Roderich zum König gewählt, was wiederum zum Streit innerhalb der einzelnen Westgotenclans führte. Diesmal führte die Unstimmigkeit soweit, dass jemand einen Mauren herbeiholte, um Roderich beiseite zu schaffen. Das klappte prompt. Schon 711 kam Roderich in einer Schlacht um.
    Aber jetzt hatten die Mauren Blut geleckt und fielen in Massen ins Land. Feldherr Tarik machte sich in Null Komma nichts ganze Landstriche untertan. Natürlich lief auch bei den Mauren nicht immer alles reibungslos, was Karl der Große für einen Feldzug auszunutzen versuchte. Der schlug allerdings fehl, was wiederum dazu führte, dass sich die maurische Herrschaft festigte. Diese Stabilisierung verhalf dem Land letztendlich zur Blüte und eine hoch-entwickelte Kultur entstand.
    Es war eine Zeit, aus der auch heute noch wunderschöne Gebäude wie Moscheen und Paläste erhalten sind. In der Landwirtschaft wurden die Anbaumethoden optimiert und mit Hilfe von Bewässerung gediehen Zitrusfrüchte, Pfirsiche, Zuckerrohr und auch Reis. Hielten die Mauren den Süden fest in ihrer Hand, wurde im Norden der Iberischen Halbinsel von den Christen immer noch heftiger Widerstand geleistet.
     
    Wieso das Apostelgrab ausgerechnet gerade zu dieser Zeit Bedeutung erlangte, lässt sich einigermaßen leicht nachvollziehen: Die Mauren waren gerade mal wieder auf Beutezügen im Norden des Landes unterwegs, und die Christen sehnten sich nach einem Beschützer oder zumindest nach einer kraftspendenden Reliquie, und die hatten sie nun mit Jakobs Grab gefunden.
     
    Überhaupt waren Reliquien damals im gesamten Abendland in Mode. Ein Wunderbericht schien den anderen zu übertreffen. Bald nach der Entdeckung des Apostelgrabs kamen prompt auch die ersten Berichte von Wunderheilungen aus Santiago. Anfangs kamen nur Gläubige aus der näheren Umgebung, aber es dauerte gar nicht lange, bis die Berichte dieser Wunderheilungen über die Iberische Halbinsel hinaus bekannt wurden. Immer mehr Gläubige eilten zum Grab des Apostels und ließen sich auch nicht davon abhalten, dass der Weg dorthin aufgrund der Maurenbesetzung nicht ganz ungefährlich war.
    Im Gegenteil, der heilige Jakob wurde Schutzpatron der Christen im Kampf gegen die Mauren. So nahm Jakob gemäß der Legende erstmalig im Jahr 844 während der Schlacht bei Clavijo auch die Gestalt eines heiligen Ritters an, der die Mauren in die Flucht schlug. In dieser heldenhaften Funktion der Reconquista redet man von ihm als „Santiago Matamoros“, Santiago dem Maurentöter, ein häufig dargestelltes Motiv an vielen Gebäuden.
     
    Erst mit der Vertreibung der Mauren erlangte Santiago seine volle Bedeutung als „Santiago Peregrino“, Santiago der Pilger. Ein regelrechter Pilgerstrom setzte ein. Pilger aus ganz Europa kamen, unter ihnen berühmte Personen wie Franz von Assisi, Isabella von Portugal, Heinrich der Löwe oder die heilige Brigitta von Schweden. Erwähnenswert unter den vielen Kirchenleuten, von denen besonders viele aus Frankreich stammten, waren die Benediktiner aus Cluny, denn sie schafften es nach der arabischen Infiltration nicht nur, die römische Liturgie durchzusetzen, sondern einer von ihnen, Aimerico Picaud, schrieb den ersten richtigen Pilgerführer. Dieses fünfbändige Werk, der sogenannte Calixtinische
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