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Auf dem spanischen Jakobsweg

Auf dem spanischen Jakobsweg

Titel: Auf dem spanischen Jakobsweg
Autoren: Wolfgang Dannhäuser
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zurückgedrängt, meine Zuversicht gestärkt. Dennoch
wünsche ich mir, dass diese Stimme niemals so laut wird, dass ich in Versuchung
kommen könnte, ihre Melodie in ein Bild von Gott umzusetzen. Es wäre ein
menschliches Bild, aber auch ein falsches, ein zu enges Bild.
    Ich stehe
wieder draußen, auf den Stufen dieser großen und großartigen Kirche. Der
frische Wind des Atlantiks hat die Wolken weggeschoben und die Sterne blinken
mir aus unendlichen Fernen zu, werfen ihr Licht auf mich kleinen Pilger im
Staub des Jakobsweges.
    Ich bin auf
dem „campus stellae“, ich bin auf dem Sternenfeld angekommen.

Nachwort des
Verfassers
     
    Eigentlich
wollte ich, anknüpfend an meine „frühen Jahre“, meinen Ruhestand mit einer
Radtour beginnen — nicht mehr nach Italien, nach Schweden und England oder
durch die Schweiz, sondern nur noch quer durch Deutschland. Aber dann fiel mir
ein Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ über den Jakobsweg in die Hände und da
stand für mich sofort fest: Keine Radtour — eine Fußwanderung über den tausendjährigen
Pilgerweg nach Santiago de Compostela, mit dem Rucksack auf dem Rücken, sollte
am Beginn meines neuen Lebensabschnitts stehen. Die alte Geschichte, die
dortigen kulturhistorischen Denkmäler, die archaischen nordspanischen
Landschaften und die sportliche Herausforderung gaben mir genügend Motive und —
natürlich — auch einen idealen Rahmen zur Reflexion über ein langes Berufsleben
und über das, was mir nunmehr noch verbleiben könnte, was wichtig bleibt und
was unwichtig geworden ist.
     
    Da musste man
sich gründlich vorbereiten und das begann bei mir mit dem Auffrischen alter,
aber auch schon reichlich verschütteter Spanischkenntnisse, denn ich wollte
mich auch mit den Menschen am Weg und in den Herbergen unterhalten können und
meine Einschätzung, dass hierzu Englisch oder Französisch nicht ausreichen
würde, stellte sich schnell als richtig heraus. Im übrigen gibt es in
einschlägigen Büchern für eine solche Reise viele gute Ratschläge, ich will sie
nicht alle wiederholen. Aber drei Dinge scheinen mir von wesentlicher Bedeutung
zu sein, will man auch am Ende noch als Fußpilger — und nicht etwa als Bus-
oder Bahnreisender — vor dem Grab des Apostels im fernen Santiago stehen:
hervorragendes Schuhwerk, hartes körperliches Training vor Beginn der Pilgerschaft
und vor allem, vielleicht sollte man es sogar als erstes nennen, der unbedingte
Wille, auch die spartanischen Seiten eines solchen Vorhabens durchzustehen.
Denn es geht ja nicht nur um die langen und mühsamen Fußwanderungen, oft durch
große Hitze, gelegentlich aber auch durch Dauerregen, auch das Übernachten im
Freien oder auf engstem Raum in den meist sehr spartanischen Pilgerherbergen
ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie das sich Ernähren fast ausschließlich aus
dem Rucksack. Aber all das kann, bei entsprechender Einstellung, auch zum
bleibenden Erlebnis werden.
     
    Eine ganz
andere Art der Vorbereitung scheint mir auch sehr sinnvoll, soll die ganze
Wanderschaft nicht ein sehr einseitiges Erleben bleiben. Die alte Geschichte der
Jakobspilgerschaft war keineswegs nur ein Thema religiöser Sehnsüchte, sondern
auch ein Gegenstand historischer Machtpolitik. Es galt ja, die Mauren, also
Muslime, aus Spanien wieder zu vertreiben und dazu brauchte man eine vitale
Arterie aus dem zwischenzeitlich christianisierten europäischen Raum. Ich habe,
was die Geschichte der Jakobsbewegung angeht, aus vielen Büchern wertvolle
Anregungen bekommen. Ein Buch aber, und deshalb möchte ich es erwähnen, hat mir
ganz entscheidende Kenntnisse gebracht. Ich meine das Buch „Der Jakobsweg“ von
Klaus Herbers, Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte an der Universität
Erlangen, ein Verfasser, der neben diesem Werk eine ganze Reihe
wissenschaftlicher Veröffentlichungen über dieses Thema vorgelegt hat. Seinem oben
erwähnten Buch habe ich übrigens auch zahlreiche seiner Übersetzungen aus der
mittelalterlichen Predigt „Veneranda dies“ entnommen, vor allem für mein
Kapitel „Von Betrügern, Halsabschneidern, falschen Beichtvätern und Dirnen“.
     
    Zwei Dinge
möchte ich schließlich auch noch erwähnen. Ich habe, um die Privatsphäre
einiger „Akteure“ zu respektieren, in meinem Buch einige Namen anonymisiert.
Und ich wollte diesen gleichermaßen mühsamen wie beglückenden Weg nicht ganz
alleine gehen. So habe ich denn in meinem Cousin Heinz Reuter, dem „Vetter“ im
Buch, einen
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