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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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Beziehung bezeichnen. Stattdessen lebte sie mit zwei Witwen zusammen, ihrer Mutter und ihrer Tante. Ihr letztes Rendezvous hatte sie am 13. September 1993 gehabt, mit Wally, dem Neffen von Tante Joellas bester Freundin - und zwar, weil der seit mindestens 1988 mit keiner Frau mehr ausgegangen war. Das war vielleicht ein heißes Date gewesen: eine Verabredung gnadenhalber zwischen einer Hoffnungslosen und einem absoluten Fehlzünder. Zu ihrer immensen Erleichterung hatte Wally nicht einmal den Versuch unternommen, sie zu küssen. Es war der langweiligste Abend ihres Lebens gewesen.
    Langweilig. Das Wort traf sie mit unerwarteter Wucht. Sie hatte das bedrückende Gefühl, genau zu wissen, wie die Antwort ausfallen würde, falls jemand sie mit einem einzigen Wort beschreiben sollte. Ihre Kleidung war unauffällig - und langweilig. Ihr Haar war langweilig, ihr Gesicht war langweilig, ihr ganzes Leben war langweilig. Sie war eine vierunddreißigjährige, provinzielle, praktisch ungeküsste altjüngferliche Bibliothekarin, die, was ihren aufregenden Lebenswandel anging, genauso gut vierundachtzig hätte sein können.
    Daisy lenkte ihren Blick vom Fenster auf die Zimmerdecke; sie war einfach zu deprimiert, um aufzustehen und nach unten zu gehen, wo ihre Mutter und Tante Joella ihr zum Geburtstag gratulieren würden und wo sie lächeln und Freude heucheln musste. Natürlich würde sie irgendwann aufstehen müssen; schließlich hatte sie bis um neun in der Arbeit zu sein. Doch sie schaffte es einfach nicht, noch nicht.
    Gestern Abend hatte sie sich genau wie jeden Abend die Sachen zurechtgelegt, die sie am nächsten Tag anziehen würde. Sie brauchte nicht einmal auf den Stuhl zu schauen, um den marineblauen Rock vor sich zu sehen, der ihr ein paar Zentimeter
übers Knie ging und damit zu lang und zu kurz war, um modern oder schmeichelhaft zu wirken, oder um die weiße, kurz ärmlige Bluse vor Augen zu haben. Selbst unter größten Mühen hätte sie es kaum geschafft, ein weniger aufregendes Ensemble zusammenzustellen - aber andererseits brauchte sie sich nicht abzumühen; ihr Schrank war voll mit solchen Sachen.
    Unversehens schämte sie sich für ihr mangelndes Stilgefühl. Zumindest an ihrem Geburtstag sollte eine Frau doch ein bisschen heißer aussehen als sonst, oder? Doch dafür würde sie einkaufen gehen müssen, denn das Wort heiß passte auf kein einziges Stück in ihrer Garderobe. Nicht einmal beim Schminken konnte sie sich heute besondere Mühe geben, weil ihr gesamtes Make-up aus einem einzigen Lippenstift in einem fast unsichtbaren Farbton namens »Blush« bestand. Die meiste Zeit trug sie ihn sowieso nicht auf. Wozu auch? Eine Frau, die keinen Anlass hatte, ihre Beine zu rasieren, brauchte auch keinen Lippenstift aufzulegen. Wie um alles in der Welt hatte sie sich eigentlich in diese Sackgasse manövriert?
    Finster setzte sie sich im Bett auf und starrte quer durch ihr winziges Zimmer in den Spiegel über der Kommode. Das mausbraune, schnittlauchlockige Haar hing ihr ins Gesicht, bis sie es beiseite strich, um die hoffnungslose Existenz im Spiegel genauer in Augenschein nehmen zu können.
    Was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Wie ein trübseliger Haufen hockte sie da, mit hängenden Schultern und in ihren blauen Seersucker-Schlafanzug gehüllt, der ihr eine Nummer zu groß war. Der Schlafanzug war ein Weihnachtsgeschenk von ihrer Mutter, die es ins Mark getroffen hätte, wenn Daisy ihn umgetauscht hätte. Im Rückblick fühlte Daisy sich ins Mark getroffen, weil sie so offensichtlich eine Frau war, der man einen Seersucker-Schlafanzug schenkte. Seersucker, Herrgott noch mal! Es sagte eine Menge über sie aus, dass sie eine Seersucker-Schlafanzug-Frau war. Keine sexy Negligés für sie, Gott bewahre! Für sie tat es auch ein Seersucker-Schlafanzug.

    Und warum auch nicht? Ihr Haar war fad, ihr Gesicht war fad, sie war fad.
    Es war einfach nicht zu leugnen: Sie war langweilig, sie war vierunddreißig, und ihre biologische Uhr tickte. Nein, sie tickte nicht nur, sie zählte unerbittlich Daisys Countdown herunter: zehn … neun … acht …
    Sie steckte bis zum Hals im Schlamassel.
    Dabei hatte sie vom Leben immer nur eines gewollt … ein Leben. Ein ganz normales, gewöhnliches Leben. Mit Mann, Kind und einem eigenen Haus. Und sie wollte SEX. Heißen, glitschigen, stöhnenden, Am-helllichten-Nachmittag-nackigherumwälz-Sex. Ihre Brüste sollten nicht nur dazu da sein, den BH-Fabrikanten ein Auskommen zu
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