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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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respektierten die anderen sie aufgrund ihrer Willenskraft. Als die Flasche bei ihr ankam, nahm Carmela ebenfalls einen kleinen Schluck und ließ sie anschließend noch einmal kreisen. Nachdem alle zwei Schluck genommen hatten, verschloss Carmela die Flasche wieder und stopfte sie zurück in ihre Tasche. »Ich weiß, dass es nicht viel ist«, sagte sie. »Aber
ich habe kaum noch Wasser, und wir müssen eventuell noch länger damit auskommen.«
    Der Vorrat reichte höchstens noch für zwei Schluck pro Mädchen. Das war nicht viel, vor allem wenn sie jede Stunde durchs Schwitzen wesentlich mehr Wasser verloren. Vielleicht reichte es ja aus, um ihnen das Leben zu retten. Warum hatte eigentlich keines der anderen Mädchen daran gedacht, etwas zu essen oder zu trinken mitzunehmen?, überlegte sie wütend und kämpfte dann ihren Ärger nieder. Womöglich hatten sie einfach nichts, was sie mitnehmen konnten. So arm Carmela auch war, es hatte stets Menschen gegeben, die noch weniger besaßen als sie. Sie musste freundlich bleiben, in ihren Taten und in ihren Gedanken.
    Der Laster wurde langsamer, wie am Motorengeräusch zu erkennen war. Mit hoffnungsvoll leuchtenden Augen sahen sie sich an.
    Wenig später bog der Wagen vom Highway ab und hielt an. Der Motor wurde zwar nicht abgestellt, doch sie hörten, wie Orlando ausstieg und die Tür zuknallte. Schnell schnappte Carmela ihre Tasche und stand auf; da er gesagt hatte, sie würden auf gar keinen Fall anhalten, bevor sie Los Angeles erreicht hatten, mussten sie wohl am Ziel sein. Allerdings hatte sie sich die Stadt lauter vorgestellt; im Moment hörte sie nichts als das Grollen des Lastwagenmotors.
    Eine Kette rasselte, gleich darauf wurde das Rolltor des Lastwagens in den Schienen nach oben geschoben, und dann wurden sie von grellem Sonnenlicht geblendet, während ihnen ein Schwall heißer und gleichzeitig erfrischender Luft entgegenschlug. Orlando war nur ein schwarzer Schatten, der sich vor dem grellen Weiß abzeichnete. Die Augen abschirmend, stolperten die Mädchen nach hinten zur Ladeklappe und kletterten unbeholfen hinunter.
    Nachdem Carmelas Augen sich an die Sonne gewöhnt hatten, schaute sie sich um, weil sie erwartete … Sie wusste nicht
genau, was sie erwartet hatte, aber zumindest eine große Stadt. Hier jedoch gab es nichts als den Himmel und die Sonne und überall Gestrüpp und vom Wind zusammengetragene sandiggraue Erdverwehungen. Mit fragend aufgerissenen Augen sah sie Orlando an.
    »Weiter kann ich euch nicht bringen«, war seine Antwort. »Im Laster wird es zu heiß; ihr würdet darin krepieren. Mein Freund bringt euch an euer Ziel. Sein Wagen hat eine Klimaanlage.«
    Eine Klimaanlage! Zwar hatten in Carmelas kleinem Dorf einige Auserwählte ein Automobil gefahren, aber eine Klimaanlage hatte keiner von ihnen besessen. Der alte Vasquez hatte ihr voller Stolz die Hebel auf dem Armaturenbrett vorgeführt, über die einst kalte Luft aus den Lüftungsschlitzen gekommen war, aber die Anlage hatte schon längst den Geist aufgegeben, sodass Carmela nie wirklich Luft aus einer Klimaanlage gespürt hatte. Immerhin wusste sie, dass es so etwas gab. Und jetzt würde sie in einem Auto mit Klimaanlage fahren! Der alte Vasquez würde vor Neid platzen, wenn er das wüsste.
    Ein großer, schlanker Mann in Jeans und einem karierten Hemd kam hinter dem Laster hervor und auf sie zu. Er trug vier Flaschen Wasser im Arm, die er an die Mädchen verteilte. Das Wasser war so kalt, dass die Flaschen mit Kondenströpfchen überzogen waren. Die Mädchen tranken das Wasser in großen Schlucken, während der Mann sich mit Orlando auf Englisch unterhielt, das keines der vier Mädchen sprach.
    »Das ist Mitchell«, stellte Orlando ihn schließlich vor. »Ihr tut einfach, was er euch sagt. Er spricht genug Spanisch, dass ihr verstehen könnt, was er von euch will. Wenn ihr nicht gehorcht, findet euch die amerikanische Polizei und steckt euch ins Gefängnis, und dann kommt ihr nie wieder raus. Habt ihr verstanden?«
    Alle nickten ernst. Dann wurden sie flugs in den Camper-Aufsatz auf Mitchells großem blauem Pick-up verladen. Auf
der Wagenpritsche lagen zwei zerknüllte Schlafsäcke, außerdem gab es einen kleinen Hocker mit einem Loch, der sich bei näherem Hinsehen als Toilette herausstellte. Zum Stehen war der Camper-Aufsatz zu niedrig; sie konnten nur liegen oder sitzen, aber nach der schlaflos verbrachten Nacht war ihnen das egal. Kühle Luft und Musik, eine ungemein beruhigend
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