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Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.

Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.

Titel: Auch Die Waschmaschine Ist Nur Ein Mensch. Die Besten Technikgeschichten.
Autoren: Ephraim Kishon
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Straße eine Alarmsirene aufheult, wissen wir, daß Frau Blumenfeld wieder einmal vergessen hat, die Anlage abzustellen.
    Wir selbst fühlten uns völlig sicher und gingen noch am selben Tage aus. Unser Vertrauen hielt bis zur übernächsten Straßenecke an. Dann blieb die beste Ehefrau von allen erbleichend stehen:
    »Um Himmels willen«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, ob ich den Alarm eingeschaltet habe…«
    Wir sausten zurück, fanden alles in bester Ordnung und machten uns glücklich auf den abermaligen Weg. Als wir im Restaurant die Speisekarte studierten, durchfuhr mich plötzlich eine Art telepathischer Botschaft: »Falscher Alarm, falscher Alarm!«
    Atemlos langten wir zu Hause an. Tatsächlich: Die ganze Nachbarschaft hatte sich versammelt, Wattepfropfen in den Ohren und Flüche auf den Lippen. Besonders erbittert war unser Nachbar Felix Seelig, dem seine Nachtmahlgäste davongelaufen waren, weil sie den ohrenbetäubenden Lärm nicht vertrugen. Wir baten ihn um Entschuldigung, die er uns nicht gewährte, und betätigten den Notruf zu Tula & Co. Der Reparaturfachmann entdeckte binnen kurzem die Ursache des Betriebsunfalls: Unser Telefon hatte geklingelt und mit seinem Signal die Sirene aufgeweckt. Künftig sollten wir vor jedem Verlassen des Hauses den Telefonstecker herausziehen und zur Sicherheit auch den Fernsehapparat lahmlegen. Am folgenden Abend gingen wir ins Kino, die ganze Familie. Der Film war auch für unsere Kleinen geeignet, ein Krimi, aber nicht zu kriminell. Gerade als es spannend zu werden versprach, griff die beste Ehefrau von allen mit zitternder Hand nach meinem Oberarm. Auch ihre Stimme zitterte:
    »Ephraim . ich . das Telefon . ich bin nicht sicher, ob ich den Stecker herausgezogen habe…«
    Mit einem Satz war ich im Foyer, rief Felix Seelig an, entschuldigte mich für die Störung zu so später Stunde und fragte ihn, ob er vielleicht einen Lärm hörte ähnlich dem gestrigen. Nein, es sei nichts zu hören, sagte er. Zufrieden schlich ich auf meinen Sitz zurück und versuchte, den unterbrochenen Spannungsfaden aufzunehmen.
    Zehn Minuten später wiederholte ich meinen Anruf: Man kann nie wissen.
    Felix antwortete unverändert negativ, nur sein Tonfall hatte sich ein wenig in Richtung Grobheit verändert. Beim drittenmal hob er gar nicht erst ab. Ein klassischer Fall von guter Nachbarschaft.
    Was den Krimi betrifft, so habe ich leider nicht mehr erfahren, wer der Mörder war, denn wir verließen das Kino vor Schluß des Films und rasten in polizeiwidrigem Tempo nach Hause. Völlige friedliche Ruhe empfing uns. In unserer begreiflichen Erleichterung vergaßen wir den Fünfzehn-Sekunden-Spielraum, was uns dann die beruhigende Gewißheit verschaffte, daß die Alarmanlage nichts von ihrer Lautstärke eingebüßt hatte.
    Einige Tage später waren wir zu Besuch bei den Spiegels, unseren alten Freunden. Mitten im Genuß der von Frau Spiegel hausgemachten Eiscreme überkam mich wieder eine telepathische Zwangsvorstellung. Ich ließ die Eiscreme schmelzen, sprang in den Wagen und steuerte heimwärts. Es war nichts.
    Um diese Zeit begann ich das Publikum in öffentlichen Lokalen zu beobachten. Wenn ich beispielsweise an einem Kaffeehaustisch zwei Leute sitzen sah, die nervös um sich blickten und bei jedem stärkeren Laut zusammenfuhren, dann wußte ich: Die haben zu Hause ein einbruchssicheres Alarmsystem. Es kam der Tag, an dem wir unser Opern-Abonnement ausnutzen mußten.
    »Wir werden das Zeug abschalten«, entschied die beste Ehefrau von allen. »Draußen regnet’s. Bei diesem Wetter bricht niemand ein.«
    »Wozu brauchen wir dann überhaupt eine Alarmanlage?« fragte ich.
    »Für unseren Seelenfrieden«, antwortete sie. Und sie hatte recht, wie immer. Der Gedanke an die ausgeschaltete Sirene versorgte uns mit innerem Gleichgewicht für drei Arien und ein Rezitativ. Dann war’s vorbei.
    »Jetzt!« zischte meine entschlußkräftige Lebensgefährtin. »Jetzt, in diesem Augenblick, wird bei uns eingebrochen!«
    Auch ich konnte es ganz deutlich fühlen. Berufseinbrecher wissen aus Erfahrung, daß der durchschnittliche Alarmsystembesitzer am elften Abend das Haus verläßt, ohne die Sirene einzuschalten. Sie zählen die Tage, angefangen vom Tag des Erwerbs, sie warten, sie lauern, und wenn es soweit ist – mit einem Wort: Wir fuhren nach Hause. Und fanden alles in Ordnung. Unsere Nerven und unser ganzer Gesundheitszustand begannen allmählich Verfallserscheinungen aufzuweisen.
    Dem
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