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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London
Autoren: Jason Dark
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Mensch? Natürlich, sie sah so aus, aber Nancy sah in ihr mehr ein Monstrum. Ein tötendes, menschenähnliches Monstrum, das keine Rücksicht mehr nahm und eiskalt zuschlug. Sie würde sich wehren. Das war sie ihrem Mann und vor allen Dingen Kevin schuldig. Nie und nimmer sollte ihr Sohn in die Hände dieser zweibeinigen Bestie fallen.
    Nancy Bristol drehte sich um. Und mit dieser Drehung veränderte sie sich. Ihr Gesicht sah aus, als hätte es einen Überzug aus Metall bekommen. Die Augen blickten plötzlich hart. Der Hass und der Wille zur Verteidigung setzten Urkräfte in der Frau frei.
    Es stimmte, dass Frauen oftmals stärker waren als Männer, wenn es darum ging, etwas Ureigenes zu verteidigen.
    Axt gegen Messer? Sie dachte nicht über ihre Chancen nach, aber sie zerrte einen der leichten Küchenstühle hinter sich her. Das Sitzmöbel war aus dünnen Holzstäben zusammengeleimt. Sie hatten es billig erworben. Frank hatte die richtigen Stühle selbst herstellen wollen. Der Schlag und der Schrei vermischten sich.
    Nancy wusste Bescheid, dass es die Frau geschafft hatte. Sie verließ im selben Augenblick die Tür.
    Die Außenleuchte brannte. Sie schickte ihr Licht nicht allein in den Garten, ein Teil fiel auch über die Schwelle in das Innere des Hauses. Deshalb zeichnete sich ihre Gestalt auch so deutlich ab, als sie den Schein durchwanderte.
    Sie hatte die Axt in die rechte Hand genommen. Beim Gehen schwang der Arm hin und her.
    Nancy starrte sie an. In den nächsten Sekunden vergaß sie, weshalb sie dieser Person überhaupt gegenüberstand. Julia war so anders geworden. Sie trug keine normale Kleidung wie sonst, das heißt, sie hatte auf ihren Pullover und die Jeans verzichtet, sich statt dessen ein Kleid übergestreift, das in Nancy die Erinnerung an das Totenhemd ihrer Großmutter wachrief.
    Es war so wallend und auch weit geschnitten. Ein für sie furchtbares Kleidungsstück. Wegen seiner Farbe machte es sogar noch das Gesicht des Kindermädchens bleicher, und deshalb fielen die schockgrünen Augen besonders stark auf.
    Sie standen in den Höhlen wie zwei Laternen, die einen falschen Schein bekommen hatten.
    Augen oder nicht? Nein, das waren keine Augen. Furchtbare Glotzer aus kaltem Glas, ohne einen Funken Gefühl darin.
    Totenaugen…
    Sie ging weiter. Es musste zwangsläufig der Eindruck entstehen, dass es kein Hindernis gab, das sie aufhalten konnte. Sie war die Siegerin. Die Axt schwang vor und zurück und berührte mit der Schneide eine Bodenvase, die durch den Druck in zahlreiche Splitter zerfiel.
    »Julia, was tust du!«
    »Ich hole ihn, Nancy! Ich werde deinen Sohn holen! Atlantis wartet auf ihn! Ich werde ihn holen. Er ist einer der vielen, die dem Kontinent geweiht werden sollen!«
    »Ich gebe ihn dir nicht!«
    Julia blieb stehen. »Du willst ihn mir nicht geben? Das hat dein Mann auch gewollt. Ein Fehler von ihm. Jetzt lebt er nicht mehr. Ich habe ihn erschlagen. Seine Axt brachte ihn um. Er liegt unter der Buche, und sein Blut sickert in den Boden. Weißt du nun Bescheid, Nancy? Merkst du jetzt, dass mich niemand aufhalten kann?«
    Im selben Augenblick erwacht Kevin in der Küche. Er fing an zu weinen, und seine Mutter stellte sich plötzlich vor, was geschehen würde, wenn er aufstand, die Küche verließ und…
    Julia grinste scharf. Ihre Augen funkelten noch stärker. Sie ging vor, schwang die Axt hoch, ließ den Arm diesmal nicht sofort zurücksinken, sondern schlug zu.
    Nancy war noch zu weit entfernt, um sich mit dem Messer verteidigen zu können. Sie handelte aus einem Reflex heraus und schleuderte der Frau den Stuhl entgegen. Axt und er krachten zusammen. Der Stuhl war ein Leichtgewicht, er hielt der scharfen Schneide nicht stand. Noch in der Luft wurde er in mehrere Einzelteile zerhämmert. Das Kindermädchen lachte nur. Dann ging sie vor und sagte: »Jetzt bist du an der Reihe, Nancy. Jetzt hole ich dich.«
    Da verließ Kevin die Küche!
    ***
    »Nicht bis an das Haus, John!« hatte Bill gesagt, und ich hatte mich daran gehalten. Er musste es wissen, es war gewissermaßen sein Fall gewesen, denn ein Bekannter, Frank Bristol, ebenfalls Journalist, hatte ihn angerufen und von einer Gefahr berichtet, die über seiner Familie schwebte und auch andere Menschen in den Klauen hielt. Die Gefahr hatte einen Namen besessen. Atlantis!
    Damit war Frank bei Bill Conolly an der richtigen Adresse gelandet. Der wiederum hatte mir Bescheid gegeben und mir auch die Einzelheiten mitgeteilt, die er
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