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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London
Autoren: Jason Dark
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heftig, sie gab acht, dass sie nicht ausrutschte, während sich ihre Gedanken um Frank drehten und sie auch darüber nachdachte, was ihr an der Gestalt noch aufgefallen war.
    Auf halber Treppe fiel es ihr ein, und es traf sie dabei wie ein Blitzschlag. Es war der nach unten hängende Gegenstand gewesen. Dieses verdammte, verfluchte, klumpige Etwas, das trotzdem eine gewisse Form besaß. Die Form einer Axt!
    Und Julia hatte die Axt, die eigentlich in die Hand ihres Mannes gehört hätte.
    Mein Gott, wie schrecklich. Wie furchtbar! In ihrem Kopf tuckerten die Gedanken wie schmerzhafte Hiebe. Ihre Augen brannten, sie wischte über ihr Gesicht und merkte, dass ihre Beine nachgeben wollten, als sie die Treppe hinter sich gelassen hatte.
    Links von ihr befand sich die Haustür. Sie war nicht einmal drei Schritte entfernt. Freiwillig würde sie die Tür nicht öffnen und sich dabei in Lebensgefahr begeben.
    »Frank…«, flüsterte sie. »Bitte, Frank, was ist nur los mit dir? Warum kommst du denn nicht?«
    Er gab keine Antwort. Dafür hörte sie die Stimme des Kindermädchens. Sie klang hämisch, etwas schrill, aber auch siegessicher. »Ich bin da, Mrs. Bristol. Ja, ich bin gekommen. Und ihr Mann ist im Garten. Ich habe die Axt, verstehen Sie, Mrs. Bristol? Ich habe die Axt, und sie ist blutig…«
    Mehr brauchte Julia nicht zu sagen, um Nancy begreifen zu lassen. Sie wusste durch dieses indirekte Geständnis Bescheid. Besonders die letzten Worte hatten sie tief getroffen.
    Die Axt - die blutige Axt. Das Blut ihres Mannes Frank, der alles versucht und verloren hatte.
    Keiner von ihnen hatte sich in dieser verfluchten Person getäuscht. Julia war das Grauen, sie war der Tod, nur eben verpackt in der Gestalt einer jungen Erwachsenen. Sie schien Röntgenaugen zu haben oder ein sehr feines Gehör, dass sie herausgefunden hatte, wo sich Nancy befand. Was sollte sie tun? Die Tür, normalerweise ein Weg in die Freiheit, kam ihr plötzlich vor wie ein Zugang in den Tod.
    Kevin regte sich auf ihrem Arm. Im Schlaf hob er die Arme und schlang sie so gut wie möglich um den Hals seiner Mutter. Eine zärtliche Geste des Vertrauens, die Nancy als schlimm empfand, denn sie konnte dem Kind dies nicht geben.
    Die Hintertür?
    Klar, das Haus besaß einen zweiten Ausgang. Doch mit Kevin auf dem Arm wäre sie nicht weit gekommen.
    Was blieb? Die Flucht nach vorn. Auf die Haustür zugehen, sie aufreißen, dann versuchen…
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, denn Julia machte jetzt ernst. Obwohl Nancy es nicht sah, wusste sie sofort, was da passiert war. Julia hämmerte gegen die Tür. Sie wusste genau, dass sie von innen verschlossen war. Es gab keinen anderen Weg für sie, als es auf die harte, brutale Art und Weise zu versuchen.
    Frank hatte in seinem Haus für stabile Möbel gesorgt. Alles war sehr solide gebaut worden, natürlich auch die Türen. So würde Nancy eine Galgenfrist bekommen, bis Julia es geschafft hatte, die Tür aufzubrechen. Diese Zeit musste sie nutzen. Ein Bild, ein Gedanke, eine Szene zuckte durch ihr Hirn. Manchmal hatte Frank sie inmitten der Küche in den Arm genommen, sie an sich gedrückt und ihr erklärt, dass dies ihr Refugium wäre. Darüber hatte sie sich stets geärgert. Zwar nicht voller Wut, aber sie hatte Frank dann hinausgeworfen, meist lachend… Die Küche war ihr Reich. Verdammt, er hatte recht behalten. Sie war ihr Refugium, denn dort kannte sie sich aus.
    Dort lagen auch Waffen.
    Messer und Gabeln, mit denen sich ein Mensch verteidigen konnte. Während die Schläge weiterhin gegen die Tür krachten und die ersten Risse in der Mitte erschienen, auch die Schneide der Axt zum erstenmal wie eine breite Messerklinge sichtbar wurde, da drehte sie sich auf dem Absatz herum und rannte die wenigen Schritte in die Küche. Sie machte dort kein Licht, setzte nur ihren Sohn auf den Fußboden und hoffte, dass Kevin nicht erwachte.
    Im Dunkeln fand sie sich zurecht. Der Reihe nach riss sie die Schubladen auf, wühlte zwischen den Bestecken, zerrte Messer hervor, schleuderte sie wieder zurück, griff nach anderen und hörte die dumpfe, dröhnende Musik der Axtschläge an der Wohnungstür. Sie fand, was sie suchte. Endlich umklammerte sie das Fleischermesser mit der breiten Klinge. Der Griff war geriffelt, er konnte ihr einen ausgezeichneten Halt bieten, doch es war etwas anderes, ob sie mit dem Messer ein Stück Fleisch abschnitt oder die Klinge in den Körper eines Menschen versenkte.
    Ein Mensch? War Julia noch ein
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