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Atlantis in London

Atlantis in London

Titel: Atlantis in London
Autoren: Jason Dark
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hoch wie ein gewaltiges Feuer, das alles verzehren wollte. Es brannte sie innerlich leer. Es kostete sie Beherrschung, nicht einfach wegzurennen. Jetzt war Kevin wichtiger.
    Die Decke fand sie im Schrank. Sie war wunderbar weich, Kevin würde sich darin wohl fühlen, auch wenn sie ihn aus dem Bett nahm. Es erschien ihr einfach zu gefährlich, ihn in diesem Zimmer ohne Aufsicht zu lassen.
    Und hier oben bleiben wollte sie auch nicht. Sie musste ihren Mann unten empfangen, wenn er zurückkehrte.
    Wenn…
    Nancy erschrak über ihre eigenen Gedanken. Sie irrten in eine falsche Richtung, in der es keine Hoffnung mehr gab. Nein, sie musste hoffen, er würde zurückkehren…
    Kevin stöhnte leise. Dieses Geräusch lenkte sie ab und erinnerte Nancy gleichzeitig an ihr Vorhaben. Sie trat an das Bett heran und schlug das Laken zurück. Als sie den kleinen Körper anhob, öffnete Kevin die Augen, ohne jedoch zu begreifen, was um ihn herum geschah, denn er war noch viel zu schlaftrunken, um die Veränderung erkennen zu können.
    »Mummy…?«
    »Es ist ja alles gut, mein kleiner Liebling. Es ist alles gut. Mummy wickelt dich jetzt in eine Decke, sonst wirst du mir noch krank. Das wollen wir doch beide nicht…«
    Kevins kleiner Mund zuckte. Er lächelte, denn er hatte die beruhigenden Worte seiner Mutter gehört.
    Sehr vorsichtig nahm sie ihn hoch. Es war nicht schwer, den kleinen Körper in die Decke zu wickeln. Mit seinen drei Lenzen zählte Kevin noch zu den Leichtgewichten.
    Behutsam drückte sie ihren Sohn an sich. Dessen Kopf fiel zur Seite und ruhte an der Schulter seiner Mutter. Zusammen mit ihrem Sohn ging sie auf das Fenster zu. Von hier aus hatte sie einen wunderbaren Blick in den Garten, der in der Nähe des Hauses von einigen Bodenleuchten an gewissen Stellen erhellt wurde, weiter entfernt aber in tiefer Dunkelheit lag, denn dort musste sich Frank herumtreiben.
    Er hatte nichts über sein direktes Ziel gesagt. Nancy nahm allerdings an, dass er den Platz besuchen würde, wo die mächtige Buche stand. Im Sommer saßen sie gern dort, weil sie dort jedesmal von einem regelrechten Urlaubsgefühl überschwemmt wurden. Mit Kevin konnten sie sowieso nicht weg, da war die Wohnlage eigentlich ideal. Wenn sich etwas im Garten bewegte, dann nur durch die Einwirkung des Windes. Sie sah keine Gestalt durch die Wildnis schleichen, auch keine Schatten, die sie beunruhigt hätten. Es war eigentlich wie immer und trotzdem anders.
    Sie wußte selbst nicht, woran es lag. Kam ihr die Dunkelheit nicht tiefer und schwärzer vor? War die Stille nicht drückender und intensiver als sonst?
    Nancy zwinkerte. Vom längeren Starren begannen ihre Augen zu brennen. Auf ihren Lippen lag der Speichel wie ein feuchter Film, und der Schweiß hatte auf der Stirn ein Muster aus Tropfen hinterlassen. Sie wollte sich abwenden, weil Kevin seinen Kopf bewegte, als sie den Schatten sah. Oder war eine Gestalt?
    Jedenfalls schrak sie zusammen. Sofort kehrte die Angst zurück. Sie schoss wie ein Strom in ihr hoch. In den nächsten Sekunden traute Nancy sich nicht durch die Scheibe zu schauen. Sicherheitshalber trat sie zwei Schritte zurück. Sie wollte so lange warten, bis sie sich wieder beruhigt und die Nerven gefunden hatte, noch einmal hinzuschauen. Zeit verging…
    Dann schlich sie vor. Sehr leise, sehr langsam. Sie merkte den Druck, der immer stärker wurde. Ihr Herz klopfte schneller, als sie sich abermals der Scheibe näherte.
    Der Schrei erstickte auf halbem Weg. Und er war nicht grundlos in ihr hochgestiegen, denn die Gestalt stand tatsächlich dort unten. Nur hatte sie ihren Standplatz verändert. Sie war einige Schritte nach links gegangen und auch weiter vor.
    Nicht dass sie im direkten Lichtschein gestanden hätte, aber sie hielt sich an dessen Rand auf, und ein heller Schimmer faserte gegen ihre Füße und kroch auch über einen Teil ihres Unterkörpers hoch. Es war eine Frau!
    Nancy schwindelte, denn sie hatte in dieser Person das Kindermädchen erkannt. Und Frank war nicht zu sehen!
    Plötzlich arbeitete ihr Gehirn wie ein Computer. Da lief ein Automatismus ab, nach dem sie sich richtete. Sie konnte nicht mehr am Fenster bleiben, sie wollte sich auch nicht länger im Raum aufhalten, sie musste einfach weg.
    »Komm, Kevin, komm…«, flüsterte sie ihrem schlafenden Sohn zu, der in ihrem Arm allmählich schwer wurde. Aber irgendwo hinlegen oder absetzen wollte sie ihn auch nicht.
    Bis zur Treppe waren es nur wenige Schritte. Nancy atmete
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