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Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren

Titel: Atlan 11 - Monolith 01 - Planet der Silberherren
Autoren: Uwe Anton
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einen Meter darüber. Ich sah mich wieder um, konnte aber nichts entdecken, was mir mehr Schutz geboten hätte.
    Die Masse erreichte den Tisch, schwappte um dessen vier Beine, zog sich dann wieder zurück. Rasend schnell verdichtete sie sich, bildete wieder humanoide Umrisse aus. Und dann …
    … richtete sie sich langsam auf.
    Ein Teil der Flüssigkeitsmasse sackte in die Beine, bildete mächtige Oberschenkel aus, ein anderer floss in die Schultern und formte dann fast genauso voluminöse Arme. Die Travestie eines Humanoiden zog sich halb hoch, bis sie vor mir kniete. Die übermäßig ausgeprägten Körperteile bildeten sich wieder zurück, und die Proportionen nahmen ein normales Maß an. Mehr noch: Als würde ein Bildhauer seinem Werk den letzten Schliff geben, zeigten sich nun die detaillierten Strukturen eines muskulösen, austrainierten männlichen Körpers.
    Er kniete nun ganz ruhig vor mir, schwankte nicht mehr, wie noch ein paar Sekunden zuvor, hob einen Arm und streckte ihn nach mir aus. Als wolle er nach mir greifen, aber nicht, um mich zu bedrohen, sondern einfach nur, um mich zu berühren. Es war eine Geste der Verehrung und gleichermaßen der Verzweiflung.
    Auch der Kopf veränderte sich rasend schnell, prägte nun ein Gesicht aus, das von Sekunde zu Sekunde menschenähnlicher aussah, natürlicher. Die Züge wirkten immer schärfer geschnitten, die gerade Nase, die schmalen Lippen … Sogar die Nachahmung von Haar bildete sich, weißblond, etwas mehr als schulterlang …
    Ich schluckte, glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Ich kannte das Gesicht, dessen Mund sich nun öffnete.
    Es war mein eigenes.
     
     
    »Atlan«, krächzte die unheimliche Gestalt, und die nach mir ausgestreckte Hand fing an zu zittern. Näher und näher rückte sie mir, und ich starrte sie hilflos an, wusste nicht, was ich tun sollte. »Atlan … hilf mir … ich brauche dich …«
    Ich starrte auf den Mund des Wesens, doch die Lippen bewegten sich nicht. Mir wurde klar, dass ich die Stimme direkt in meinem Kopf vernahm. »Hilf mir … vereinige dich wieder mit mir …«
    Atlan … der Name kam mir seltsam vertraut vor. Ja, natürlich. Der legendäre Heroe Tran-Atlan sollte doch die waffenlose Kampfkunst des Dagor geschaffen haben. Aber wieso sprach das Geschöpf mich mit diesem Namen an? War ich etwa Tran-Atlan, der Heroe?
    »Atlan!«, sagte in diesem Augenblick eine andere Stimme, eine viel höhere, zweifelsfrei weibliche, und ich fuhr herum, drehte den Kopf.
    Eine Frau stand am Ende des Ganges, den die Tische und Instrumente bildeten. Ich kannte sie nicht. Sie mochte vielleicht fünfzig Jahre alt sein, war etwa einsachtzig groß, schlank, relativ langbeinig, hatte eine Figur, die ich als angenehm, aber unauffällig bezeichnen würde, und kurzes, gewelltes blondes Haar. Ihr Teint war für terranische Verhältnisse eher dunkel, aber wer behauptete denn, dass sie Terranerin war?
    Vielleicht hatte ich das geschlossen, weil sie die Uniform der USO-Flotte trug, die ihrer Figur nicht besonders schmeichelte.
    »Atlan«, wiederholte sie eindringlich. » Verstehen Sie mich? Hören Sie nicht auf ihn! Vertrauen Sie ihm nicht!«
    Fragend starrte ich die Frau an. Wem sollte ich nicht vertrauen? Etwa diesem unheimlichen Schleimwesen?
    Ich drehte den Kopf wieder und sah zu dem Geschöpf. Sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen. Täuschte ich mich, oder drückte es unglaublichen Schmerz aus, Enttäuschung und unerträgliche Qual?
    Ein Schrei erklang in meinem Kopf, und die gerade noch perfekt menschenähnliche Gestalt fiel in sich zusammen, verflüssigte sich wieder. Fast schneller, als ich mit den Blicken folgen konnte, schlängelte sich das Plasmawesen – oder was auch immer es sein mochte – davon und verschwand in dem schmalen Spalt zwischen einem Analysegerät und dem Boden.
    Ich sah wieder zu der Frau hinüber. Die Umrisse ihres Körpers schienen schwach zu flimmern, wie bei einem nicht perfekt justierten Hologramm.
    Zögernd kletterte ich von dem Tisch, sah zu der Frau hinüber. Sie erwiderte meinen Blick aus grün-braunen Augen. »Wer sind Sie?«, fragte ich.
    Je näher ich ihr kam, desto unschärfer wurden ihre Konturen. Mir wurde klar, dass es sich nicht um einen normalen Menschen handelte. Andererseits … Was war hier schon normal?
    »Naileth Simmers«, erwiderte sie. »Erkennen Sie mich nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Major Naileth Simmers, Kommandantin der IMASO.«
    »Was ist passiert? Wo bin ich?«
    »An Bord
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