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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann
Autoren: Michaela Thewes
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gut«, antworteten die Sneakers, untermalt von leisen Plätschergeräuschen. An der Stimme erriet ich, dass die mokkafarbenen Schuhe Marianne, unserer Chefsekretärin, gehörten.
    Die schwarzen Stiefel hatte ich auf Anhieb erkannt, es waren Yvonnes Lieblingsschuhe. Yvonne arbeitete als Assistentin in der gleichen Abteilung wie ich. »Was glaubst du? Wer wird das Rennen machen?«
    Mariannes Antwort kam für meinen Geschmack eine Spur zu schnell. »Ich tippe auf den Neuen.«
    Der Lauscher an der Wand … Eigentlich hätte ich nun allen Grund, beleidigt zu sein.
    »Hmm. Wenn du dich da mal nicht täuschst. Mel hat die älteren Rechte. Sie arbeitet schon seit Ewigkeiten hier im Hotel, sie kennt sich aus, und außerdem hält Conrad große Stücke auf sie«, gab Yvonne zu bedenken.
    »Du hast recht, Mel ist zäh, so leicht wird sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen«, stimmte Marianne, die sich ihrer Sache nun doch nicht mehr ganz sicher zu sein schien, ihrer Kollegin zu. »Außerdem hätte sie die Beförderung auch wirklich verdient.«
    Am liebsten wäre ich zu den beiden in die Toilettenkabine gestürmt und hätte sie aus lauter Dankbarkeit geherzt und geküsst. Auf meine Mädels war eben Verlass! Verlass, dass sie mich abschreiben würden, sobald ein halbwegs gut aussehendes Exemplar der männlichen Spezies auf der Bildfläche erschien.
    »Ich bleib trotzdem dabei«, verkündete Marianne nämlich nun. Der winzige Moment der Unsicherheit war verflogen. »Kai wird den Job bekommen. Er ist ein echter Siegertyp. Glaub mir, wenn du ihn morgen siehst, wirst du verstehen, was ich meine. Ich setze jedenfalls meine neue Handtasche auf Kai«, schloss sie schließlich.
    »Die mit dem roten Innenfutter?«, fragte Yvonne ungläubig.
    »Genau die.«
    Yvonne stieß einen leisen Pfiff aus. »Wow, du scheinst dir deiner Sache aber wirklich sehr sicher zu sein.«
    Unglaublich! Die Neuigkeit, dass Kai und ich um den Posten des Marketingleiters konkurrieren mussten, war gerade mal ein paar Minuten alt, und schon wurden Wetten darüber abgeschlossen, wer von uns die Stelle bekommen würde.
    Ich hatte genug gehört. Auf Zehenspitzen verließ ich den Waschraum. Draußen auf dem Gang wäre ich um ein Haar in Conrad hineingelaufen. Mann, tat das gut, ihn zu sehen! Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle in seine Arme geworfen und hemmungslos geheult. Aber ich wollte Marianne und Yvonne nicht überfordern. Fürs Erste hatten die beiden genug damit zu tun, das plötzliche Auftauchen des neuen Mitarbeiters verbal zu verarbeiten. Mich in Tränen aufgelöst in den Armen ihres Chefs vorzufinden hätte todsicher eine weitere mehrstündige Toilettensitzung zur Folge gehabt.
    Conrad schien zu ahnen, wie mir zumute war. »Hey, nicht den Kopf hängen lassen.« Nachdem er sich mit einem raschen Blick nach rechts und nach links vergewissert hatte, dass wir allein auf dem Gang waren, strich er mir zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Natürlich konnte Conrad nicht wissen, warum ich so von der Rolle war. Sicher dachte er, dass ich schmollte, weil Ilka mir einen Konkurrenten vor die Nase gesetzt hatte. Das stimmte auch – zumindest zum Teil. Selbstverständlich fand ich die Aussicht, mich die nächsten Wochen mit einem Rivalen messen zu müssen, alles andere als verlockend. Aber das hätte ich vermutlich mit Fassung getragen, wenn mein Gegenspieler nicht ausgerechnet Kai Hoffmann gewesen wäre. Der Kai, der mir das Leben schon einmal zur Hölle gemacht hatte und für den Fairness ein absolutes Fremdwort war.
    »Hast du davon gewusst?«, fragte ich Conrad.
    »Nein. Ilka hat mich mit diesem Schachzug genauso überrumpelt wie dich. Aber das ist ihr gutes Recht. Schließlich habe ich ihr die Verantwortung für Personalentscheidungen übertragen, damit sie ihren Daddy nicht jedes Mal um Erlaubnis bitten muss.«
    Ich fand es durchaus wünschenswert, dass die lieben Kleinen heutzutage früh zur Selbstständigkeit erzogen wurden. Toll, wenn sie sich beizeiten allein die Schuhe zubinden oder ohne fremde Hilfe auf Toilette gehen konnten. Aber Leute einzustellen und zu feuern war ja wohl ein ganz anderes Kaliber. In Ilkas Fall hatte Conrad meiner Meinung nach ein wenig vorschnell die Zügel aus der Hand gegeben.
    »Zeig diesem Kai, was du draufhast. Du machst einen verdammt guten Job, vergiss das nicht. Verstanden?!« Conrad schob seine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. »Qualität setzt sich durch. Ilka wird gar
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