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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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Zeit. Unsere Feinde bedrängen uns, und es bleibt nur Zeit zur Gegenwehr.
    Dein Bruder
    Giovanni Auditore
    Diesem Brief lag ein weiteres Blatt Papier bei, eindeutig in der Handschrift seines Vaters beschrieben, doch ebenso eindeutig nicht von ihm selbst stammend. Es handelte sich um die Übersetzung eines viel älteren Dokuments, das ebenfalls mit im Beutel steckte. Es war auf Pergament geschrieben, das dem Material der Seiten des originalen Kodex sehr ähnelte, den Ezio und seine Gefährten fast dreißig Jahre zuvor entdeckt hatten. Der Text lautete:
    Inzwischen habe ich Tage mit dem Artefakt zugebracht. Oder waren es Wochen? Monate? Von Zeit zu Zeit kommen die anderen, um mir Essen oder Zerstreuung anzubieten. Doch obwohl ich im Herzen weiß, dass ich mich von diesen finsteren Studien lösen sollte, fällt es mir immer schwerer, meinen normalen Pflichten nachzugehen. Malik hat mich sehr unterstützt, aber nun kehrt jene alte Schärfe in seine Stimme zurück. Nichtsdestotrotz muss ich meine Arbeit fortsetzen. Die Geheimnisse dieses Apfels von Eden müssen gelüftet werden. Seine Funktionsweise ist simpel, elementar einfach sogar: Herrschaft. Kontrolle. Aber der Prozess als solcher … die Methoden und Mittel, die er nutzt … SIE sind das wahre Faszinosum. Der Apfel ist die Gestalt gewordene Versuchung. Wen sein Leuchten erfasst, dem wird die Erfüllung eines jeden Wunsches versprochen. Im Gegenzug verlangt er nur eines: absoluten Gehorsam. Und wer kann sich dem schon widersetzen? Ich erinnere mich an meinen eigenen Moment der Schwäche, als ich Al Mualim, meinem Mentor, gegenüberstand und seine Worte mein Selbstvertrauen erschütterten. Er, der wie ein Vater zu mir gewesen war, offenbarte sich nun als mein größter Feind. Der geringste Funken Zweifel genügte ihm, um sich in meinen Geist zu stehlen. Doch ich bezwang seine Phantome, gewann mein Selbstvertrauen wieder und schickte ihn von dieser Welt. Ich befreite mich von seiner Kontrolle. Aber jetzt frage ich mich: Ist das wahr? Denn hier sitze ich nun und bemühe mich verzweifelt, jenes Ding zu begreifen, das ich doch eigentlich vernichten wollte. Ich spüre, dass es mehr ist als nur eine Waffe, ein Werkzeug, mit dem sich der Geist der Menschen manipulieren lässt. Oder nicht? Vielleicht erfüllt es ja einfach nur seinen Zweck und zeigt mir, was ich mir am meisten wünsche: Wissen … Immer am Rande verharrend. Gerade außerhalb der Reichweite. Lockend. Ein Versprechen. Die Versuchung …
    An dieser Stelle endete das alte Manuskript, der Rest war verloren. Das Pergament war so brüchig, dass es unter seiner Berührung an den Rändern zerbröselte.
    Ezio verstand nur wenige der Worte, doch die waren ihm so vertraut, dass ihm die Haut kribbelte. Auch jetzt verspürte er dieses Kribbeln wieder, als er daran zurückdachte, während er in seiner Zelle im Kerkerturm von Masyaf saß und zusah, wie die Sonne versank und der Tag zu Ende ging, der möglicherweise sein letzter auf Erden war.
    Er stellte sich das alte Manuskript im Geiste vor. Vor allem dieses Dokument war es gewesen, das ihn zu dem Entschluss gebracht hatte, nach Osten zu reisen, nach Masyaf.
    Die Dunkelheit kam rasch. Der Himmel war kobaltblau und voller Sterne.
    Scheinbar wanderten Ezios Gedanken zu dem jungen Mann in Weiß. Dem Mann, den er während des Kampfes zu sehen geglaubt hatte. Der auf so geheimnisvolle Weise aufgetaucht und wieder verschwunden war, wie eine Vision, und der aber doch auf irgendeine Weise real gewesen war … und sich irgendwie mit ihm verständigt hatte.

3
    Mit den Reisevorbereitungen war Ezio für den Rest des Jahres und bis ins nächste hinein beschäftigt gewesen. Er ritt nach Norden, nach Florenz, und besprach sich mit Machiavelli, erzählte ihm aber nicht alles, was er wusste. In Ostia suchte er Bartolomeo d’Alviano auf, der dem guten Essen und Wein zu sehr zugesprochen hatte, abgesehen davon aber wild wie eh und je war, obgleich er inzwischen Familie hatte. Er und Pantasilea hatten drei Söhne, und vor einem Monat war eine Tochter hinzugekommen. Was hatte er gesagt?
    „Wurde auch Zeit, dass du die Sache anpackst, Ezio! Wir werden alle nicht jünger.“
    Ezio hatte gelächelt. Barto hatte mehr Glück, als er ahnte.
    Ezio hatte es bedauert, dass ihm keine Zeit geblieben war, seine Reise weiter nach Norden fortzusetzen, nach Mailand, aber er hatte seine Waffen gut gepflegt – die Klingen, die Pistole und den Armschutz – , und er hatte auch keine Zeit gehabt, Leonardo
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