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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Autoren: Oliver Bowden
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hatte, in diese Lage.
    Andere Türme, andere Zinnen. Die in Viana zum Beispiel, von denen er Cesare Borgia in den Tod gestürzt hatte. Das war im Jahre des Herrn 1507 gewesen. Wie lange war das nun her? Vier Jahre. Ebenso gut hätten es jedoch vierhundert Jahre sein können, so fern kamen ihm diese Geschehnisse mittlerweile vor. Und unterdessen waren andere Schurken, andere Möchtegernherren der Welt gekommen und gegangen, alle auf der Suche nach dem Mysterium, auf der Suche nach der Macht und nach ihm, der er nun doch noch in Gefangenschaft geraten war.
    Der Kampf war immer weitergegangen.
    Der Kampf. Und sein Leben.
    Die Kreise des Adlers wurden enger. Ezio wusste, dass der Vogel eine Beute erspäht hatte, die er nicht mehr aus den Augen ließ. Was mochte er dort unten erblickt haben? Im Dorf, das die Burg versorgte und sich in den Schatten der Festung duckte, gab es gewiss Vieh und in der Nähe sicher auch ein Stück bestelltes Land. Eine Ziege vielleicht, irgendwo da unten inmitten des Gewirrs aus grauen Felsen, mit denen die niedrigen Hügel ringsum übersät waren; entweder ein junges Tier, das noch unerfahren war, oder ein altes, das zu müde war, um sich in Sicherheit zu bringen, womöglich auch ein verletztes. Der Adler passierte die Sonne, seine Silhouette verdunkelte das strahlende Licht. Dann hing er auf einmal da, wie in der riesigen blauen Arena erstarrt, bevor er nach unten schoss, wie ein Blitz durch die Luft fegte und aus Ezios Blickfeld verschwand.
    Ezio wandte sich vom Fenster ab und blickte sich in der Zelle um. Eine Pritsche aus hartem dunklem Holz, nur Bretter, kein Bettzeug, ein Stuhl und ein Tisch. Kein Kruzifix an der Wand, und auch sonst gab es nichts in der Zelle außer der Zinnschüssel mit der noch immer nicht angerührten Haferschleimsuppe, die sie ihm gebracht hatten. Obwohl er Hunger und Durst hatte, fürchtete Ezio, sie könnten irgendetwas hineingemischt haben, das ihn müde machen und ihm die Kräfte rauben würde, wenn es so weit war.
    Er drehte sich in der engen Zelle im Kreis, doch die groben Steinwände spendeten ihm weder Trost noch Hoffnung. Es gab nichts, was er benutzen konnte, um zu fliehen. Er seufzte. Es gab andere Assassinen und Vertraute der Bruderschaft, die über seine Mission Bescheid wussten, die ihn begleiten wollten, obwohl er darauf bestanden hatte, allein zu reisen. Vielleicht würden sie etwas unternehmen, wenn keine Nachricht von ihm eintraf. Aber dann würde es vielleicht zu spät sein.
    Die Frage war: Was wussten die Templer bereits? Wie viel von dem Geheimnis befand sich schon in ihrem Besitz?
    Seine Suche, die nun, just in dem Moment, da sie Früchte zu tragen begann, so abrupt unterbrochen worden war, hatte kurz nach seiner Rückkehr nach Rom angefangen. Vor vier Jahren, am Johannistag, seinem 48. Geburtstag, hatte er sich dort von seinen Gefährten Leonardo da Vinci und Niccolò Machiavelli verabschiedet. Niccolò war nach Florenz zurückgekehrt, Leonardo nach Mailand. Leonardo hatte davon gesprochen, ein Angebot des französischen Thronerben Franz anzunehmen, der ihm eine Gönnerschaft in Aussicht stellte, die Leonardo dringend brauchte. Dazu sollte er nach Amboise an der Loire ziehen. Das jedenfalls hatte Ezio den Briefen Leonardos entnommen.
    Ezio lächelte bei der Erinnerung an seinen Freund. Leonardo, dem ständig neue Ideen im Kopf herumgingen, auch wenn er immer eine Weile brauchte, um sie zu verwirklichen. Wehmütig dachte er an die verborgene Klinge, die im Kampf zu Bruch gegangen war, nachdem man ihn in die Falle gelockt hatte. Leonardo – o h, wie er ihn vermisste! – wäre der Einzige gewesen, dem er zugetraut hätte, sie zu reparieren. Aber zumindest hatte Leonardo ihm die Pläne für eine neue Erfindung geschickt, die er Fallschirm nannte. Ezio hatte einen solchen Fallschirm in Rom anfertigen lassen, und er befand sich in seinem Gepäck. Er bezweifelte, dass die Templer damit viel anzufangen wussten. Er hingegen würde ihn einsetzen, sobald er Gelegenheit dazu bekam.
    Falls er Gelegenheit bekam.
    Er verscheuchte die finsteren Gedanken.
    Aber es gab einfach nichts zu tun, keine Möglichkeit zur Flucht, bis sie kamen, um ihn zu holen und aufzuhängen. Er musste sich etwas einfallen lassen, was er dann tun würde. Wahrscheinlich würde er, wie so oft, improvisieren müssen. In der Zwischenzeit wollte er versuchen, sich auszuruhen. Zwar hatte er vor dieser Reise mit regelmäßigem Training dafür gesorgt, dass er in Form blieb, und die Reise
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