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Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)

Titel: Ashes - Pechschwarzer Mond (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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an den Beinen und holte aus. Als die hohe Lehne gegen das Glas schlug, spürte er den Aufprall bis in die Handgelenke. Silberne Sprünge durchzogen die Scheiben wie das Netz einer irre gewordenen Spinne. Mit einem frustrierten Aufschrei holte er nochmals aus. Diesmal durchstieß die Lehne das Glas, die Scheiben barsten mit einem gewaltigen Krachen. Chris wickelte die beiden Geschirrtücher, mit denen Hannah das Essen abgedeckt hatte, um seine Hände und stieß herabhängende Glasdolche weg, dabei brüllte er: » Hannah! Hannah, pass auf, pass auf! Isaac, Isaac!«
    Er sah, dass der stetige, tödliche Vormarsch der Veränderten plötzlich stoppte. Ihre Gesichter konnte er auf die Entfernung zwar nicht erkennen, wohl aber, dass sie sich umdrehten und zum Haus schauten. Gut, sehr gut! Er hatte ihren Angriff gebremst, wenn auch nur für einen Augenblick. Die Hände wie einen Trichter an den Mund gelegt, schrie er: »Hannah, Hann… «
    Die Westtür des Stalls schwang auf. Ein Kopf tauchte auf, weißer Haarschopf, breite Schultern. » Isaac!«, röhrte Chris. »Die Türen verbarrikadieren! Es sind zehn, es sind zehn! «
    Der Kopf des alten Mannes verschwand, Chris hörte, wie die Stalltür zuschlug, dann das Echo. Gut. Er hatte sie gewarnt. Jetzt wollte er helfen. Er ging zur Tür, zögerte, inspizierte den Türpfosten. Oje, ein Riegel? Egal. Mach’s einfach. Er nahm Anlauf, packte seinen rechten Arm mit der linken Hand und rammte die Tür, dass er den Aufprall bis in die Zähne spürte. Seine Schulter schrie auf vor Schmerz. Die massive Eichentür zitterte, aber das Holz war unversehrt geblieben. Wieder rammte er die Tür, und noch ein drittes Mal. Er stöhnte laut auf. Beim vierten Mal wuchs der Schmerz in seiner Schulter zu einem gellenden Kreischen an, aber die Tür hielt stand.
    » Verdammt. « Kalte Luft wehte durch das zerbrochene Fenster herein. Sein Atem gefror, als er die Fäuste in die Hüften stemmte und versuchte, den Schmerz in seiner Schulter zu ignorieren. Vielleicht muss ich doch aus dem Fenster klettern. Da fiel ihm auf, was er gleich hätte bemerken sollen: Der Riegel an der Tür war zwar außen, aber sie schwang nach innen auf.
    »Die Angeln.« Er flitzte zurück zum Tisch. Hannah hatte ihm weder Messer noch Gabel gegeben, aber  … »Einen Löffel hab ich«, jubelte er, ergriff ihn und eines von Hannahs Büchern. Der Löffel war aus schwerem Edelstahl, er würde eher brechen als sich verbiegen. Chris klemmte den Griff auf Höhe des Drehbolzens waagrecht in die Angel und schlug dann mit dem Buchrücken darauf. Zu seinem Erstaunen ertönte schon nach ein paar Schlägen ein metallisches Quietschen und das Bandoberteil hob sich um einen Zentimeter. »Komm schon«, ächzte Chris und schlug weiter auf den Löffel. Noch einmal hob sich das Bandoberteil einen Fingerbreit. »Komm schon, komm  … «
    Das unverkennbare Krachen einer Schusswaffe drang durch das kaputte Fenster. Chris erstarrte, sein Herz hämmerte. Wieder ein Schuss. Das ferne Muhen von Kühen und Wiehern von Pferden.
    Mist. »Ich muss hier raus«, murmelte er und half schließlich mit den Fingern nach. Das Scharnier löste sich, jetzt sah er einen Spalt zwischen der oberen Türeinfassung und der Zarge . Noch ein Mal, dann kann ich sie aushebeln. Er ging in die Hocke, stemmte die Schulter gegen den Türpfosten und quetschte den schon schartigen Löffelstiel mit wippenden Bewegungen zwischen die Bänder des mittleren Scharniers. Das Gewicht der Tür machte ihm zu schaffen. Die linke Hand, mit der er den Löffel umklammerte, tat weh, sein rechtes Handgelenk pochte. Der Löffel hatte schon einen Halbmond in den Buchrücken und die ersten Seiten gestanzt. Gott sei Dank war es kein Taschenbuch – wurde er jetzt etwa hysterisch? Wieder hörte er Schüsse, und jetzt sprach er auch noch mit dem Scharnier: »Komm schon, komm  … «
    Da schoss der Bolzen des mittleren Scharniers heraus und fiel klappernd zu Boden. Chris schob den Löffel in die Gesäßtasche und warf das Buch beiseite, dann packte er die Tür und stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Pfosten. Das untere Scharnier kreischte und gab mit einem Ruck nach. Chris riss die Tür auf und stürmte auf den Flur.
    Sein Zimmer lag am Ende des Gangs. Zwei Türen rechts, eine links und dahinter ein kurzes Geländer und die Treppe. Chris sprintete die Wendeltreppe hinunter. Durch die Glasscheiben zu beiden Seiten der Eingangstür sah er eine große Veranda, von der er nichts gewusst
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