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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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trottete auf das Tier zu.
    »Was hat er vor?«, fragte Lucky.
    Der Sadhu wedelte gemächlich mit seinem Bambusstock vor der Kuh in der Luft herum. Sie blinzelte, dann schwenkte sie im Rhythmus mit dem Stab den Kopf hin und her und folgte ihm mit den Augen, während der alte Mann immer weiter ausholte.
    Plötzlich schlug er dem Tier auf die Nase.
    Laut muhend sprang die erschrockene Kuh auf, und als der Sadhu ihr erneut einen Hieb verpasste, stolperte sie einige Schritte nach hinten. Nur Sekunden später wurden unter ohrenbetäubendem Hupen die Motoren gestartet und der Verkehr setzte sich wieder in Bewegung.
    Mit einem breiten Grinsen kam der Sadhu zurück.
    Vik stieß Ash an und drückte ihm einen Hundert-Rupien-Schein in die Hand. »Schnell, gib ihm das.«
    Ash runzelte zögerlich die Stirn, übergab dem alten Mann jedoch gehorsam das Geld. Als sich ihre Blicke trafen, hielt Ash gebannt inne. Die Augen des Sadhus unter den dichten Brauen waren strahlend blau.
    Langsam nahm der Mann den Schein aus Ashs starren Fingern.
    Als Ash kurz darauf endlich in das Taxi kletterte, blickte er sich noch einmal um und sah, dass der Sadhu ihnen mit dem Gehstock über der Schulter hinterherstarrte, bis die Menschenmassen auf die nun offene Straße strömten und den Alten verschluckten.
    Zehn Minuten später hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und rollten über eine staubige Landstraße. Ash schloss die Augen, lehnte sich aus dem Fenster und ließ sich den trockenen Fahrtwind ins Gesicht wehen. Noch hatte die Hitze die ausgedörrte Landschaft fest im Griff, doch in einer Stunde würde die Sonne untergegangen sein und Ash eine Auszeit von den sonst herrschenden Backofentemperaturen gönnen.
    Sicher hingen seine Kumpel in London gerade zusammen ab. Wäre Ash bei ihnen, hätten er, Akbar und Sean hundertprozentig ihre Computer miteinander vernetzt, um sich einige ganztägige Zocker-Sessions zu liefern – und das vermutlich jeden Tag der Woche. Den vergangenen Sommer hatten sie praktisch vollständig bei Sean verbracht, denn sein Keller war das reinste Gamer-Paradies, da sein Dad der IT-Chef irgendeiner Bank war.
    Den ganzen Tag lang Computer spielen, zwischendurch zu McDonald’s, freitags dann Kino – es gab nichts Besseres im Leben.
    Oh, abgesehen natürlich von Gemma. Die war der letzte Neuzugang auf Ashs Favoriten-Liste.
    Ash musste es sich eingestehen: Indien war einfach nicht sein Ding. Je früher dieser Urlaub vorbei war, desto besser. Denn den ganzen Schweiß, die Hitze und die Mücken war das alles hier wirklich nicht wert.
    Na ja, so ganz stimmte das nicht. Die Schlösser fand Ash schon ziemlich cool. England hatte natürlich auch Schlösser, aber nicht solche wie Indien. Die Schlösser hier hätten geradewegs dem Herrn der Ringe entsprungen sein können, so gigantisch und verschachtelt waren sie. In ihnen gab es Gänge voller Statuen und Brunnen, außerdem Gärten mit zahllosen herumstolzierenden Pfauen. Und die Burgen waren nicht für Pferde, sondern für Elefanten konstruiert. Mit »klein, gemütlich und zurückgezogen« hatte Indien nichts am Hut. Angefangen bei den Schlössern, über die Paläste, bis hin zum Himalaja im Norden und der Wüste Thar im Westen war Indien ganz großes Kino mit Trompeten und ohrenbetäubendem Lärm.
    »Geht’s dir gut?«, fragte Ash Lucky. Sie sah blass aus. »Setz dich hier hin«, sagte er und tauschte mit ihr den Platz, damit sie am Fenster sitzen und etwas frische Luft schnappen konnte. Anders als er hatte sie sich an das landestypische Essen nicht so gut gewöhnt und das dauernde Geschaukel des Wagens tat ihrem Magen auch keinen Gefallen.
    Die Sonne versank und hinterließ einen blutroten Streifen am Horizont. Ihr Chauffeur Eddie Singh verließ die Hauptstraße und bog auf einen holprigen Seitenpfad ab. Das Auto schien eine übernatürliche Begabung dafür zu haben, ausgerechnet über die größten Steine und durch die tiefsten Schlaglöcher zu poltern. Der alte Ambassador war eben kein Wagen für offenes Gelände – mit Müh und Not schaffte er es über die normalen Straßen.
    »Taxifahrt inklusive kostenloser Ganzkörpermassage«, scherzte Eddie, während er mit dem Lenkrad kämpfte.
    »Muss das denn wirklich sein?«, fragte Tante Anita, die sich vergeblich darum bemühte, dass ihr Sari nicht verknitterte. »Ich dachte, die Hauptstraße führt bis zur Brücke.«
    »Die Brücke ist gesperrt. Loses Fundament oder so was in der Art«, erklärte Vik. »Lord Savage hat andere
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