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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock
Autoren: George R.R. Martin
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durchgemacht haben, willst du was Schriftliches? Wie oft hab ich dich aus dem Gefängnis geholt? Wie oft haben wir zusammen einen Joint geraucht?«
    »Oft«, meinte Sandy. »Nur waren es immer meine Joints, soweit ich mich erinnere. Jared, vor sieben Jahren hast du mir drei Stunden Kündigungsfrist und das Geld für den Bus statt einer Abfindung gegeben. Deshalb machen wir diesmal einen schriftlichen Vertrag. Mein Agent wird anrufen.« Er hängte auf, bevor Patterson eine Chance hatte, Einwände zu erheben, schaltete den Anrufbeantworter ein, um irgendwelche Rückrufversuche abzufangen, und lehnte sich mit den Händen hinter dem Kopf und einem ein wenig nachdenklichen Lächeln auf dem Gesicht in seinem Stuhl zurück. Er fragte sich, auf was zum Teufel er sich da diesmal bloß einließ. Sharon würde das nicht gefallen, dachte er. Seinem Agenten würde es auch nicht gefallen. Aber ihm gefiel es irgendwie. Ohne Zweifel war es ziemlich albern, sich nach Maine davonzumachen, um in einem Mordfall herumzupfuschen; die rationalere Seite von Sandy Blair wußte das, wußte, daß seine Ablieferungstermine und Hypothekenverpflichtungen zuerst kommen sollten, daß er sich bei dem relativen Hungerlohn, den der Hedgehog zahlen würde, die Zeit kaum leisten konnte, die er für diese Sache wohl aufwenden mußte. Trotzdem, er war in letzter Zeit ruhelos und schlecht gelaunt gewesen, und er mußte mal eine Weile von dieser verdammten Seite siebenunddreißig wegkommen, und es war überhaupt zu lange her, daß er irgendwas Albernes gemacht hatte, irgendwas Spontanes oder Neues oder auch nur ein bißchen Abenteuerlustiges. In den alten Zeiten war er sogar wild genug gewesen, um Jared auf die Palme zu bringen. Sandy vermißte die alten Zeiten. Er erinnerte sich daran, wie er und Maggie um zwei Uhr früh nach Phillie gefahren waren, weil er ein Käsesteak wollte. Und daran, wie Lark und Bambi und er nach Kuba gegangen waren, um Zuckerrohr zu ernten. Und an seinen Versuch, in die französische Fremdenlegion einzutreten, an Froggys Suche nach der absoluten Pizza und an die Woche, die sie mit der Erforschung der Abwasserkanäle verbracht hatten. An die Märsche, die Kundgebungen, die Konzerte, die Rockstars und Underground-Helden und Dopetypen, die er kannte, an die ganzen ausgeflippten Geschichten, die sein Buch mit Zeitungsausschnitten dick gemacht und seinen Horizont erweitert hatten. Er vermißte all das. Er hatte gute und schlechte Tage gehabt, aber es war alles wesentlich aufregender, als in seinem Büro zu hocken und immer noch mal Seite siebendunddreißig zu lesen.
    Sandy begann die unteren Schubladen seines Schreibtischs zu durchwühlen. Ganz hinten bewahrte er die Andenken auf, Dinge, die für ihn völlig unnütz waren, die er aber einfach nicht wegwerfen konnte – Flugblätter, die er geschrieben hatte, Schnappschüsse, die er nie geschafft hatte, in ein Fotoalbum zu kleben, seine Sammlung alter Wahlkampfplaketten. Unter all dem fand er die Schachtel mit seinen alten Geschäftskarten. Er zog das Gummiband ab und nahm ein paar heraus.
    Es gab zwei verschiedene Sorten. Die eine, mit tiefschwarzer Tinte auf steifem weißen Karton gedruckt, wies ihn als Sander Blair aus, akkreditierter Korrespondent der National Metropolitan News Network, Inc. Sie war noch dazu echt; das war der richtige Name der Gesellschaft, die den Hedgehog herausbrachte, oder zumindest war es so gewesen, bis Jared an die Verlagskette verkauft hatte. Sandy hatte den Namen der Gesellschaft selbst vorgeschlagen; er argumentierte – vollkommen zutreffend, wie sich im nachhinein zeigte –, daß es Anlässe geben würde, wo ein Reporter der National Metropolitan News Network, Inc. es erheblich leichter haben würde, an einen Presseausweis zu kommen, als ein Reporter von etwas namens Hedgehog.
    Die zweite Karte war übergroß, mit Silbermetallic-Tinte auf blaß purpurnem Papier, und zeigte einen Igel – das Symbol, das dem Blatt seinen Namen gab –, der in den Zähnen herumstocherte und eine amerikanische Flagge als Windel trug. Oben links stand »Sandy«, und unter der Abbildung hieß es in etwas größerer Schrift: »Ich schreib für’n Hog.« Auch diese hatte ihren Sinn und Zweck. In Situationen, wo die normale Karte weniger als nutzlos war, konnte sie Türen öffnen und Zungen lösen.
    Sandy steckte je ein Dutzend von beiden in seine Brieftasche. Dann griff er nach seiner Bierflasche und ging gemächlich nach unten.
    Als sie um sechs nach Hause kam, fand Sharon
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