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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock
Autoren: George R.R. Martin
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unter seinem Daumen war er ein Mann gewesen, mit dem man rechnen mußte. Zumindest bis 1971, als das Desaster in der West Mesa, die Auflösung der Nazgûl und ein paar Verhaftungen wegen Drogengeschichten ihn auf den langen Weg nach unten gebracht hatten. »Was ist mit ihm passiert?« fragte Sandy.
    »Es ist ziemlich herbe«, sagte Jared. »Jemand ist in sein Haus oben in Maine eingedrungen, hat ihn in sein Büro gezerrt und ihn dort kaltgemacht. Sie haben ihn auf seinem Schreibtisch festgebunden und ihn quasi geopfert.
    Ihm das Herz rausgeschnitten. Immerhin hatte er also eins. Erinnerst du dich an die alten Witze? Na, egal. Jedenfalls war die ganze Szene irgendwie grotesk. Mansonmäßig, weißt du? Also, da mußte ich an die Artikelserie denken, die du damals ungefähr zu der Zeit gemacht hast, als sie Sharon Tate kaltgemacht haben, weißt du, diese Untersuchung der… wie hast du das genannt?«
    »Die dunkle Seite der Gegenkultur«, sagte Sandy trocken. »Wir haben für diese Serie Preise gekriegt, Ja-red.«
    »Ja, richtig. Ich wußte doch noch, daß sie gut war. Also hab ich an dich gedacht. Das ist genau was für dich. Echter Sixties-Stoff, weißt du? Was wir uns vorstellen, ist was Langes und Gehaltvolles, wie diese in die Tiefe gehenden Sachen, auf die du dich immer gestürzt hast. Wir werden die Meldung von dem Mord als Aufhänger benutzen, verstehst du, und du könntest ihn ein bißchen untersuchen und schauen, ob du vielleicht irgendwas aufstöbern kannst, was der Polizei entgangen ist, weißt du, ihn aber hauptsächlich als Sprungbrett für eine Art Rückblick auf Jamie Lynch und seine Promotions benutzen, auf all seine Gruppen und seine Konzerte und seine Zeit und so was. Vielleicht könntest du einige der Jungs von seinen alten Gruppen aufsuchen, von der Fevre River Gang und den Nazgûl und all denen, sie interviewen und etwas von diesem Wo-sind-sie-jetzt-Zeug einarbeiten. Es wäre so was wie ein Nostalgie-Stück, stell’ ich mir vor.«
    »Deine Leserschaft denkt, die Beatles waren die Band, bei der Paul McCartney war, bevor er die Wings hatte«, sagte Sandy. »Die werden nicht mal wissen, wer Jamie Lynch war, Herrgott noch mal!«
    »Da liegst du nun falsch. Wir haben immer noch eine Menge von unseren alten Lesern. Die Art Feature, die ich in dieser Lynch-Geschichte sehe, wird echt populär sein. Also, kannst du’s schreiben oder nicht?«
    »Natürlich kann ich. Die Frage ist, warum sollte ich?«
    »Wir zahlen Spesen und unseren Spitzentarif. Das ist beides nicht zu verachten. Du wirst das Blatt hinterher nicht an den Straßenecken verkaufen müssen. Darüber sind wir hinaus.«
    »Toll«, sagte Sandy. Er wollte Jared sagen, er solle sich ausstopfen lassen, aber so wenig Lust er hatte, es zuzugeben, der Auftrag hatte eine gewisse perverse Anziehungskraft. Es wäre schön, wieder im Hog zu sein. Das Blatt war schließlich sein Baby; es hatte sich in ein ziemlich verwahrlostes und oberflächliches Kind verwandelt, aber es war trotzdem seins, und es belegte seine Loyalität noch immer ausdauernd mit Beschlag. Außerdem: Wenn er diese Lynch-Sache machte, würde sie dazu beitragen, dem Hog etwas von seiner alten Qualität wiederzugeben, wenn auch nur für einen Moment. Wenn er ablehnte, würde jemand anders den Artikel schreiben, und es würde noch mehr Müll sein. »Ich sag dir was«, meinte Sandy. »Du garantierst mir, daß ich damit den Titel kriege, und du gibst es mir schriftlich, daß der Beitrag genau so gedruckt wird, wie ich ihn schreibe, ohne ein Wort zu ändern, keine Kürzungen, nichts, dann überlege ich es mir vielleicht.«
    »Sandy, du willst es so, du sollst es so haben. Ich käme gar nicht auf den Gedanken, an deinem Zeug herumzupfuschen. Kannst du das Ding bis Dienstag fertig haben?«
    Sandy lachte rauh. »Scheiße, nein. In die Tiefe gehend, hast du gesagt. Ich will soviel Zeit, wie ich dafür brauche. Vielleicht hab ich’s in einem Monat fertig. Vielleicht nicht.«
    »Der Aufhänger wird überholt sein«, jammerte Jared.
    »Na und? Ein kurzer Text in deinem Nachrichtenteil wird für den Augenblick reichen. Wenn ich das mache, dann mach ich es richtig. Das sind die Bedingungen, akzeptier’ sie oder laß es bleiben.«
    »Jedem anderen als dir würde ich sagen, schieß in den Wind«, erwiderte Patterson. »Aber zum Teufel, warum nicht? Wir kennen uns schon so lange. Du hast es, Sandy.«
    »Mein Agent wird anrufen und alles schriftlich machen.«
    »He!« sagte Jared. »Nach allem, was wir
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