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Armageddon 2 - Das Menü

Armageddon 2 - Das Menü

Titel: Armageddon 2 - Das Menü
Autoren: Robert Rankin
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diesen Zwischenfall ebenfalls festgehalten, obwohl
    er in Waughs Schilderung sechs Monate früher und in einem ande-

    ren Restaurant stattfand. Merkwürdigerweise handelt es sich offen-
    sichtlich um genau den gleichen Knochen.
    Sir John Rimmer, Der unglaubliche Mr. Rune
    Die Straße nach Graceland, der Elvis-Presley-Boulevard, ist
    ungefähr so breit, wie sie lang ist. Sozusagen. Und sie ist nicht
    mit besonders guten Vorsätzen gepflastert (was nicht heißen
    soll, dass sie nicht vielleicht doch zur Hölle führt). Jedenfalls
    wird sie nicht von Hunden verschmutzt, und Herumtreiber,
    ob es nun tatsächlich welche sind oder ob sie sich nur bücken,
    um offene Schnürsenkel zu verschlaufen, werden in Windesei-
    le verscheucht. Wermut-Penner mit Papiertüten nehmen ihre
    abendliche Flüssigmahlzeit nicht in dieser Ecke der Wälder
    ein. Mit den Worten von Bobby the Z: »Es gibt keine Hintern
    vor den Toren von Graceland.« Junge weibliche Verehrerin-
    nen, die gekommen sind, um dem King zu huldigen, werden
    eher unfreundlich begrüßt von den bewaffneten Milizionären
    mit ihren Killerhunden, der so genannten Memphis-Mafia.
    Doch dann, mit einer Plötzlichkeit, die alles umso schreckli-
    cher machte, war das Undenkbare geschehen. Der King war
    tot. Ein großes Chaos war ausgebrochen. Die vergoldeten Tore
    standen weit offen, Füße trampelten über den geheiligten Ra-
    sen. Polizeihubschrauber drehten ihre unregelmäßigen Kreise,
    Flüstertüten geboten Ruhe. Die Straßen waren abgesperrt, Po-
    lypen zückten ihre Schusswaffen, und die Sirenen der Ambu-
    lanz stießen ihre untröstlichen Klagerufe aus. Die Nachricht
    war bereits über die Sender gegangen. Eine Ära war zu Ende.
    Elvis der Mensch war tot, doch Elvis die Legende war gerade
    erst geboren.

    Sam Maggott hat sich bis ins Epizentrum des Chaos vorgear-
    beitet. Es ist das Auge des Hurrikans. Hier gibt es nichts außer
    unwirklicher Stille und grässlicher Einsamkeit. Die Geburt ist
    schon kein besonders würdevolles Ereignis, und der Tod erst
    recht nicht. Ein fetter Mann liegt auf dem kalten gefliesten Bo-
    den. Er trägt einen Pyjama, gelbes Oberteil, blaue Hosen. Er
    hat die Knie bis fast ans Kinn angezogen. Er hat bereits ange-
    fangen zu stinken. Sam schiebt seine Polizeimütze in den Nak-
    ken und wischt sich mit dem Handrücken über die feuchte
    Stirn. Hinter ihm rennen Leute rufend, weinend und streitend
    durcheinander. Der Tote ist endlich ganz allein. Sam bückt
    sich, um den Leichnam zu untersuchen. Er betastet den dicken
    blauen Hals. Beinahe liebevoll streicht er über die aufgedun-
    sene kalte Wange. Eine graue Kotelette löst sich unter seiner
    Berührung und fällt auf die Fliesen. Sam ist fasziniert. Er starrt
    benommen auf die Kotelette, dann hebt er sie auf und klebt sie
    wieder auf die Wange. Verkehrt herum. Zu seinem Erstaunen
    bemerkt Sam, dass der Verstorbene eine Perücke trägt. Sam
    wird es nicht der Presse erzählen. Später wird er äußerst über-
    rascht feststellen, dass es auch sonst niemand getan hat.

    Unter den Klängen des unsterblichen Jimi Hendrix schwang
    Jack Doveston seinen heruntergekommenen Oldsmobile auf
    den Parkplatz der Miskatonic University. Er war voll. Die Wa-
    gen der Studenten waren neuer und protziger. Die Studenten
    waren pünktlich. Ein Fluch kam bereitwillig über Jacks Lip-
    pen. Er stellte den durstigen Oldsmobile auf dem Grasstreifen
    ab, klemmte das Pannenschild unter den Scheibenwischer,
    knallte die rostübersäte Tür zu und stapfte missmutig davon.

    Die Universität beeindruckte ihn jedes Mal aufs Neue. Wie
    auch nicht. All diese gotischen Türmchen und Kuppeln. All
    das gemarterte Mauerwerk, die kannelierten Säulen, die Was-
    serspeier und Galerien, die Fenster mit ihrem Stabwerk und
    den Groteskerien aus Bleiglas. Überwältigend. Und trotz alle-
    dem gehörte Jacks Herz dem schwach beleuchteten Tiefge-
    schoss unter dem eigentlichen Keller, und er hätte sich nichts
    anderes vorstellen können. Jack ging um die Erhabenheit her-
    um und eine Seitentreppe hinunter. Er verschaffte sich mit
    seinem Hauptschlüssel Zutritt und wanderte durch staubige
    Korridore in Richtung des Schoßes der großen Universität. Es
    war definitiv der Schoß und nicht das Herz. Das Herz lag drei
    Stockwerke darüber, der große Vorlesungssaal. Wenigstens
    sah es Jacks Frau so. »Dein eigener kleiner Schoß, in den du
    Tag für Tag durch die Hintertür gelangst.«
    Die Räume mit den Büchern waren trocken und
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