Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

‚reden‘. Tyrne lachte nur und erklärte Ravenor, dass sich wohl jemand einen Scherz mit ihm erlaubt habe und er mal bei den Magiern vorbeischauen solle. Augenblicklich wäre ein Gespräch sinnlos, da auf Grunzen und Knurren niemand eine Antwort wüsste. Ravenors Gesicht lief hochrot an und er eilte in Richtung der Magierunterkünfte.
    „Schade, dass es schon vorbei ist“, meinte Deren. „Die Gesichter der anderen waren zu komisch. Mal sehen, wie schnell sich das im Lager herumspricht.“
    „Kann er uns verdächtigen?“, fragte Farat besorgt und Eryn schüttelte den Kopf.
    „Verdächtigen schon, aber nichts beweisen. Wir müssen halt alle die Klappe halten und so tun, als ob wir von nichts wüssten.“
    „Die anderen Soldaten werden uns schon davon erzählen und dann wissen wir es ja offiziell“, bemerkte Deren mit einem Augenzwinkern.
     
    Kurz darauf musste Eryn sich auf den Weg machen. Der Magieunterricht stand an und dafür wurde er stets vom normalen Dienst freigestellt. Warum sie ihn nicht in Sir Heimes Kompanie steckten, in der die ganzen Magieranwärter Dienst taten und ausgebildet wurden, hatte Eryn bis zu diesem Tage immer noch nicht herausgefunden. Er nahm an Unterrichtsstunden der Magieranwärter teil, erhielt aber auch Einzelstunden bei Meister Lionas.
    Nach Beendigung des Unterrichtes kam Eryn zurück auf die Stube, den Kopf voll und zwei Bücher zum Durchlesen im Gepäck. Deren und Farat waren nicht da und so machte sich Eryn daran, die Lektüre durchzuarbeiten. Er begann mit dem Buch Kunst der Wandlung . Es handelte davon, wie man die Gestalt ändern konnte. Durch Illusion, durch reale Wandlung oder durch Besitzergreifung. Das Buch legte erst einmal die grundlegenden Möglichkeiten dar, nicht jedoch, wie die Zauber auszuführen waren. Irgendwie hatten die Zauberer eine Vorliebe für trockene und abstrakte Literatur.
    Plötzlich flog die Tür auf. Zuerst dachte Eryn, Deren und Farat wären schon zurück, doch es war Ravenor, der in der Tür stand. Nicht allzu schnell stand Eryn auf. Da Ravenor nun Zugführer und somit Vorgesetzter war, hatte Eryn laut Vorschrift aufzustehen.
    „Hey, Ravenor.“
    Das Gesicht eine eiserne Maske, befahl Ravenor unmissverständlich: „Zimmerkontrolle, alle anwesenden Soldaten, Achtung!“
    Eryn beschloss sich dumm zu stellen. „Was ist mit dir los?“, fragte er scheinheilig.
    Dann aber kam Harkon hinter Ravenor ins Zimmer und plötzlich hörte Eryn es in seinen Gedanken: Ich habe ihm nichts gesagt, aber er ahnt, dass du es warst.
    Das war nett von Harkon, ihn vorab zu warnen.
    Die Wut stand Ravenor ins Gesicht geschrieben.
    „Ich werde in meinem Zug keine Regelverstöße durchgehen lassen!“
    Was soll das Aufgeplustere jetzt? „Ravenor, dürfte ich wissen, wo dein Problem liegt?“
    „Für dich ‚Sir Ravenor‘, Soldat!“, fauchte der Spross von Prinz Raiden.
    Oh, jetzt kann er seine Herkunft nicht verleugnen. „Wenn du ein Problem mit mir hast, ‚Sir Ravenor‘, dann gehen wir vor die Tür und regeln das wie Männer“, antwortete Eryn blumig.
    Doch Ravenor verstand überhaupt keinen Spaß.
    „Ein Offizier prügelt sich nicht mit der Mannschaft!“
    Da ist uns aber was ziemlich in den Kopf gestiegen. Arrogant warst du immer schon, aber dass du jetzt auch noch ein Arschloch dazu bist...
    Ravenor fuhr fort: „Und nun nimm gefälligst Haltung an. Zimmerkontrolle. Magieranwärter Harkon, bitte entfernen Sie die Verzauberungen in diesem Raum.“
    Harkon löschte Eryns Zauber und seine ‚normalen Soldatenstiefel‘ verwandelten sich zurück in die überaus bequemen und leichten Wildlederstiefel, die sie tatsächlich waren.
    Ravenor, du alte Ratte, das andere kannst du mir nicht beweisen und jetzt pisst du mich wegen der Stiefel an. Die sind schon seit Monaten verzaubert und das weißt du ganz genau!
    „Verstoß gegen die Kleiderordnung, Soldat.“
    Ravenor grinste hämisch und Eryn versuchte nochmals einzulenken: „Ravenor, was soll das? Du…“
    Doch Ravenor herrschte ihn an: „Ich sage es nun zum letzten Mal, Soldat: Nimm Haltung an und sprich mich entsprechend meines Ranges an! Sonst wird dieses Verhalten vorschriftsmäßig mit einem Besuch am Pfahl bestraft. Haben wir uns verstanden?“
    Der meint es wirklich ernst. Eryn knallte die Hacken zusammen und salutierte:
    „Jawohl, Sir Ravenor.“ Irgendwann zahle ich es dir heim.
    „Besser so, Soldat! Um solche Zwischenfälle in Zukunft zu vermeiden, hat Sir Draken persönlich zugestimmt, dass du