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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Imperium
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Düsenmaschine auf der Landebahn des Flughafens von Nizza ausrollte, glitt sofort ein Mercedes heran, der von einem livrierten Chauffeur gelenkt wurde. Kein Wort wurde gewechselt, als Armstrong in den Wagen stieg und sich auf dem Rücksitz niederließ. Der Chauffeur brauchte seinen Chef gar nicht erst nach dessen Ziel zu fragen. Auf der Fahrt von Nizza nach Monte Carlo sprach Armstrong kein einziges Wort; sein Fahrer war schließlich nicht in der Lage, ihm 50 Millionen Dollar zu pumpen.
    Als der Mercedes in den Jachthafen einbog, stand der Kapitän von Armstrongs Sir Lancelot stramm und wartete darauf, seinen Herrn und Meister an Bord willkommen zu heißen. Zwar hatte Armstrong niemanden wissen lassen, was er beabsichtigte, doch die dreizehnköpfige Besatzung der Jacht war bereits benachrichtigt worden, daß der Chef unterwegs sei. »Aber wohin er will, wissen nur er und der liebe Gott«, hatte seine Sekretärin hinzugefügt.
    Sobald Armstrong beschloß, daß es an der Zeit sei, zum Flughafen zurückzukehren, würde man umgehend seine Sekretärin informieren. Nur auf diese Weise konnte jeder seiner Untergebenen, die über die ganze Welt verstreut arbeiteten, länger als eine Woche in seinem Job überleben.
    Der Kapitän machte sich Sorgen. Man hatte den Chef erst in drei Wochen wieder an Bord erwartet – zu einer vierzehntägigen Urlaubskreuzfahrt mit seiner Familie. Als am Vormittag der Anruf aus London gekommen war, hatte der Kapitän sich in der Werft aufgehalten, um ein paar kleinere Reparaturen an der Sir Lancelot durchführen zu lassen. Er hatte sehr tief in die Tasche greifen müssen, doch es war ihm gelungen, die Jacht aus der Reparaturwerft und an ihren Anlegeplatz zu steuern – Minuten, ehe sein Chef in Frankreich eingetroffen war.
    Armstrong stieg die Gangway hinauf und schritt an vier strammstehenden und salutierenden Männern in blütenweißer, gestärkter Uniform vorüber. Er schlüpfte aus den Schuhen und stieg hinunter zu seiner privaten Kabinenflucht. Als er die Kajütentür öffnete, stellte er fest, daß man bereits mit seiner Ankunft gerechnet hatte. Mehrere Faxmeldungen lagen ordentlich übereinandergelegt auf dem Nachttisch.
    Hatte Jacques Lacroix vielleicht seine Meinung geändert und gewährte ihm einen Zahlungsaufschub? Doch Armstrong ließ diese Hoffnung sofort wieder fahren. Nach jahrelangen geschäftlichen Beziehungen mit den Schweizern hatte er sie nur zu gut kennengelernt. Sie waren und blieben Bürger eines phantasielosen Staates – Menschen, deren Bankkonten sich stets auf der Habenseite zu befinden hatten und in deren Wörterbüchern das Wort »Risiko« nicht aufgeführt war.
    Armstrong strich das Faxpapier glatt, das die Eigenart besaß, sich immer wieder zusammenzurollen, und blätterte die Mitteilungen durch. Das oberste Fax stammte von seinen New Yorker Bankiers, die ihm mitteilten, daß die Aktien von Armstrong Communications an der Börse weiter gefallen waren. Er überflog die Seite, bis sein Blick auf der gefürchteten Zeile haften blieb: »Keine Käufer, nur Verkäufer. Falls dieser Trend noch einige Zeit anhält, wird der Bank nichts anderes übrig bleiben, als die Konsequenzen zu ziehen.«
    Armstrong fegte die Faxe zu Boden und ging zu dem kleinen Safe, der hinter einem großen gerahmten Foto versteckt war, auf dem die Queen ihm leutselig die Hand schüttelte. Er drehte die Nummernscheibe vor und zurück, bis sie bei der Ziffernfolge 10-06-23 stehenblieb. Die schwere Tür schwang auf. Sofort steckte Armstrong die Hände in den Safe und nahm die dicken Geldscheinbündel heraus: dreitausend Dollar, zweiundzwanzigtausend Franc, siebentausend Drachmen und ein besonders dicker Packen italienischer Lire. Kaum hatte er das Geld eingesteckt, ging er von Bord der Jacht und machte sich auf den direkten Weg zum Spielcasino, ohne irgend jemandem von der Besatzung mitzuteilen, wohin er ging oder wann er vermutlich zurückkommen würde. Der Kapitän befahl einem Besatzungsmitglied, Armstrong zu beschatten, damit sie auf der Jacht nicht überrascht wurden, sobald der Chef sich durch den Hafen auf den Rückweg zur Jacht machte.
    Eine große Portion Vanilleeis wurde vor ihn hingestellt. Der Oberkellner goß heiße Schokoladensoße darüber; da Armstrong dem Mann nicht sagte, daß er aufhören solle, goß er weiter Schokolode über das Eis, bis die silberne Sauciere leer war. Wie vor einigen Stunden beim Abendessen, schaufelte Armstrong mit hastigen, kreisenden Bewegungen des Löffels das
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